10 | Standpunkt der Wirtschaft BERUFSBILDUNG 12. Mai 2021 BERUFSBILDUNG – Seit 1. April ist Natalie Breitenstein Leiterin der Hauptabteilung Berufsbildung beim Kanton Basel-Landschaft. Als erfahrene Führungspersönlichkeit steht sie einem vielseitigen und sehr dynamischen Bereich vor. «Die Berufsbildung scheint krisenresistent» Für Natalie Breitenstein war es «der logische nächste Schritt». Seit dem 1. April ist sie Leiterin der Hauptabteilung Berufsbildung im Kanton Basel-Landschaft, in der sie seit zweieinhalb Jahren wirkt und deshalb sagen kann: «Ich bin in allen Themen drin, was sich verändert, ist, dass ich nun auch das Gesicht nach aussen bin und nicht wie bisher primär im Hintergrund arbeite.» Breitenstein hat Germanistik und klassische Philologie studiert und baute nach der Promotion zunächst die Career Services der Universität Zürich mit auf. Vor ihrem Wechsel zum Kanton 2018 betreute sie beim Migros Genossenschaftsbund die Lernenden im IT-Bereich. Diese betrieblichen Kenntnisse sind ein wichtiger Mosaikstein für die nun in erster Linie strategische Arbeit in der Berufsbildung, die komplexer und breiter ist und alle involvierten Stellen mit einbezieht. Wichtige Ansprechpartnerin Natalie Breitenstein ist eine wichtige Ansprechpartnerin für Regierungsrätin und Bildungsdirektorin Monica Gschwind und die Dienststellenleiterin Berufsbildung, Mittelschulen und Hochschulen, Doris Fellenstein, für den Bildungsrat, für die Berufsfachschulen, aber auch für die betriebliche Seite in Themenstellungen wie Laufbahn und Integration, betriebliche Ausbildung oder Ausbildungsbeiträge. In der Leitung der Hauptabteilung hat sie den langjährigen Stelleninhaber Heinz Mohler abgelöst, der Ende 2021 in Pension gehen wird. An Arbeit mangelt es Breitenstein und ihrem Team derzeit nicht. Die Corona-Pandemie ist für die Berufsbildung eine enorme Herausforderung. Aktuell stehen die Qualifikationsverfahren (die früheren Lehrabschlussprüfungen) im Fokus. «Wir möchten die praktischen und schulischen Prüfungen im Gegensatz zum Jahr 2020 im üblichen Rahmen und vollumfänglich durchführen können. Wir befinden uns diesbezüglich auf der Zielgeraden, aber es braucht von allen den nötigen Durchhaltewillen, damit wir am Ende auch die Ziellinie überschreiten können», sagt Natalie Breitenstein. Im Zentrum steht auch die exakte Beobachtung des Lehrstellenmarktes in Corona-Zeiten. Das Monitoring, das der Kanton in Zusammenarbeit mit allen regionalen Wirtschaftsverbänden seit Ausbruch der Pandemie initiiert hat, zeige, dass «die Berufsbildung sehr krisenresistent ist und die Wirtschaft ihre grosse Verantwortung wahrnimmt». Es sei sehr wichtig, dass der Lehrstellenmarkt intakt bleibe. Mit der Schaffung eines temporären Koordinators für die Lehrstellenvermittlung soll die derzeit etwas paradoxe Situation entschärft werden, dass Lehrbetriebe keine Lernenden finden und die Lernenden keine Stellen. Koordinator Heinz Treuer handelt in diesem Bereich proaktiv, vermittelt und berät. Sein Mandat wird im Sommer enden, persönliche Coachings für alle jene, die bis dahin noch nicht vermittelt sind, werden zu seinen letzten Handlungen zählen. Natalie Breitenstein ist seit dem 1. April 2021 Leiterin der Hauptabteilung Berufsbildung und steigt mitten in wichtigen Prozessen in ihre Aufgabe ein. Abgesehen von Covid-19 stehen in der Hauptabteilung Berufsbildung wichtige Zukunftsprojekte an, insbesondere im baulichen Bereich. Die beiden bislang auf zwei Standorte der gewerblich-industriellen Berufsschulen in Liestal und Muttenz sollen bis 2027 im Neubau in Muttenz zusammengefasst werden, die Berufsfachschule für Gesundheit (BFG) im Spengler-Areal in Münchenstein wird in den nächsten zwei Jahren umgebaut und zieht ab Sommer temporär auf das Basler Kly- beck-Areal. Ab voraussichtlich 2023 wird die BFG mit dem BZG Bildungszentrum Gesundheit Basel- Stadt, der Berner Fachhochschule und dem Branchenverband Gesundheitsberufe OdA Gesundheit beider Basel in die neu sanierten Räumlichkeiten einziehen, die dann als Campus Bildung Gesundheit einen Cluster bilden. Ein Anliegen ist Natalie Breitenstein die Weiterentwicklung der Infotheken im Rahmen der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung. «In die- Bild: zVg sen Informationszentren betreuen wir zunehmend auch Erwachsene, denn im Sinne des Life-Long-Learnings wird der Bedarf an beruflichen Neuorientierungen und Weiterbildungen stetig höher», sagt Breitenstein. Wichtig ist Breitenstein die enge und gute Zusammenarbeit mit den Berufsbildungsverantwortlichen der Wirtschaftskammer Baselland, die eine wertvolle Grundlage für die Weiterentwicklung in der Berufsbildung sei. Daniel Schaub ANZEIGE CO2-Gesetz: Zielführender Kompromiss oder unrealistisch und teuer? Online-Event: Dienstag, 18. Mai 2021, 19 Uhr Das neue CO2-Gesetz birgt Zündstoff. Am 13. Juni 2021 stimmt die Schweiz über das neue CO2-Gesetz und damit über die Klimapolitik des laufenden Jahrzehnts ab. Vor der wichtigen Abstimmung treffen am 18. Mai 2021 im Rahmen des Energie- Events der Liga Baselbieter Stromkunden Befürworter*innen und Gegner*innen der Gesetzesrevision aufeinander. Als Gäste begrüsst die Liga Baselbieter Stromkunden: Monika Rühl Direktorin economiesuisse Markus Meier Direktor HEV Schweiz Stefan Müller- Altermatt Nationalrat Die Mitte Energie- Event der Liga Baselbieter Stromkunden Hans Wach Geschäftsleiter Gasverbund Mittelland AG liga baselbieter stromkunden Zukunftsorientierte Energiepolitik Programm 19.00 Uhr Begrüssung Christoph Buser, Direktor Wirtschafts kammer Baselland und Präsident Liga Baselbieter Stromkunden 19.10 Uhr Impulsreferate Hans Wach, Geschäftsleiter Gasverbund Mittelland AG Stefan Müller-Altermatt, Nationalrat die Mitte 19.30 Uhr Podiums diskussion und Fragen der Zuschauer*innen Monika Rühl, Markus Meier, Stefan Müller-Altermatt, Hans Wach 20.15 Uhr Ende der Veranstaltung So sind Sie dabei: Die Online-Veranstaltung ist kostenlos und öffentlich. Mit dem folgenden Link können Sie die digitale Veranstaltung bequem und unkompliziert live mitverfolgen und mitdiskutieren: vimeo.com/539058137
12. Mai 2021 INTERVIEW Standpunkt der Wirtschaft | 11 CHEFIN IM GROSSEN MÖBELHAUS – Jessica Anderen ist CEO von Ikea Schweiz. Wir haben mit ihr im grossen Interview über Gesellschaft, Wirtschaft und Ikea-Produktenamen gesprochen. «Viele kennen meinen Nachnamen nicht» Standpunkt: Hej Jessica. Tack för att du tog dig tid att föra detta samtal*. Jessica Anderen: Tack själv!** Weltweit gibt es 380 Ikea-Einrichtungshäuser in 30 Ländern. Wie stark ist der schwedische Esprit in diesem multinationalen Konzern noch präsent? Schweden ist sehr stark in unserer DNA verankert. Natürlich hat jeder Markt seine eigenen kulturellen Einflüsse, aber unsere Werte innerhalb von Ikea sind der Kompass für alles, was wir tun. So ist etwa unsere geradlinige und bodenständige Art ein wichtiger Teil des schwedischen Erbes. Die flache Hierarchie und die basisdemokratischen Prozesse werden konsequent und ehrlich gelebt – und keinem Mitarbeitenden würde auch nur in den Sinn kommen, mich zu siezen. Die meisten kennen wahrscheinlich nicht mal meinen Nachnamen! Schweden gilt als sehr innovatives und progressives Land. Du hast für Ikea in Hongkong, Indien, Singapur, Australien und Schweden gearbeitet. Wieviel «Schweden» ist in dir (noch) drin? Schweden liegt mir sehr am Herzen. Der Grossteil unserer Familie lebt dort. Zuhause sprechen wir Schwedisch, hören schwedische Musik, und ich esse fürs Leben gern Knäckebrot – egal, wo wir gerade wohnen auf der Welt. Sowohl bei Ikea als auch bei uns Zuhause pflegen wir ausserdem typisch schwedische Traditionen wie das Midsommarfest oder die Fika (schwedische Kaffeepause). Du bist Board-Mitglied der Schwedisch-Schweizerischen Handelskammer. Wie nimmst du die Schweiz im Vergleich zu Schweden wahr? Es gibt viele Gemeinsamkeiten. Ich denke da an Themen wie Klima, Demokratie, Multikulturalität, Fokus auf Nachhaltigkeit, Interesse an Design und vor allem die Leidenschaft für Innovation. EIN PRODUKT IST NUR DANN GUT, WENN ES DIE WERTE RESPEKTIERT, FÜR DIE WIR STEHEN. Jessica Anderen CEO und CSO, Ikea Schweiz Im Oktober 2019 hast du den Job als CEO übernommen, und sechs Monate später war alles anders. Wie blickst du auf die vergangenen zwölf Monate zurück? Aussergewöhnliche Zeiten erfordern ein aussergewöhnliches Miteinander und Führung. Die Schliessung unserer Filialen war ein harter Schritt. Das Engagement und der Zusammenhalt unserer Leute während dieser Zeit haben mich überwältigt. Ich war beeindruckt, wie schnell wir lernen und uns an neue Gegebenheiten anpassen können. Wir sind flexibler und innovativer geworden und haben sehr schnell neue Dienstleistungen wie zum Beispiel unseren kontaktlosen Abholservice «Click and Collect» oder digitale Planungstools und Beratung eingeführt. Unter dem Motto «togetherwithkindness» haben wir Menschen, welche von der Pandemie hart getroffen wurden, unterstützt. Als Führungsperson in dieser besonderen Zeit habe ich erkannt, dass, wenn Dinge sich ändern, die Werte und Firmenkultur noch wichtiger werden. Mir wurde bewusst, wie wichtig es ist, den Menschen Sicherheit und Rückhalt zu geben, die Neugierde zu fördern und alle Mitarbeiter jeden Tag miteinzubeziehen. Das ist die Sicht als CEO und Chefin von 3000 Mitarbeitenden. Wie siehst du die Dinge als Privatperson? Ich blicke optimistisch in die Zukunft, sowohl beruflich als auch privat. Die Pandemie hat uns in die Knie gezwungen und auf uns selbst zurückgeworfen. Wir hatten viel Zeit zum Nachdenken, über uns selbst, unsere Gesellschaft und den Planeten. Sie hat uns aufgezeigt, wie fragil und anpassungsfähig wir alle sind, und unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Sicherheit verstärkt. Ich habe mich in dieser Zeit oft gefragt, was wirklich wichtig ist, und meine Prioritäten angefangen anders zu setzen. Die Pandemie hat auch meinen Blick auf das Zuhause verändert. Wir haben überall auf der Welt gelebt und haben unser Zuhause immer mitgenommen. Heute hat dieser Ort einen viel grösseren Stellenwert für mich erhalten. Verändert die Gesellschaft die Wirtschaft oder verändert die Wirtschaft die Gesellschaft? Die Wechselwirkung der beiden ist der Weg nach vorne! Das ist bei Ikea ein grosses Thema. Wir sind uns bewusst, dass jeder Schritt, den wir tun, eine Wirkung hat, welche multipliziert wird durch das Engagement von vielen. Ein Beispiel: 9 von 10 Schweizerinnen und Schweizer möchten gerne ein nachhaltigeres Leben führen wollen. Das grösste Hindernis ist, dass sie nicht so recht wissen, wie und wo sie anfangen sollen. Es fehlt eine klare Anleitung und ein entsprechendes Angebot von Behörden und Unternehmen. Hier müssen wir als Grossunternehmen Verantwortung übernehmen und den Weg weisen. Die Pandemie hat in den vergangenen 12 Monaten viele Veränderungen angestossen. Digitalisierung, Online-Shopping, Homeoffice, lokal einkaufen, bewusster konsumieren sind ein paar Stichworte. Was wird bleiben, und wie sieht die Welt nach Corona aus? Der Detailhandel verändert sich rasant. Die Pandemie war ein Katalysator für diese Veränderung, insbesondere im Bereich Digitalisierung. Entsprechend hat sich das Kaufverhalten nachhaltig verändert. Gleichzeitig haben sich die Erwartungen verschoben. Heute verlangen Kundinnen und Kunden mehr von Unternehmen als günstige Produkte von guter Qualität. Sie wollen Antworten und erwarten Lösungen, welche im Einklang mit ihren Werten stehen. Dies ist auch ein Anstoss für uns umzudenken, zu beobachten und uns neu zu definieren. Jessica Anderen hat aussergewöhnliche Zeiten hinter sich. Was bedeuten diese Entwicklungen für den Detailhandel und damit auch für die Innenstädte? Die Leute werden nach wie vor in die Läden gehen. Das haben wir bei den Wiedereröffnungen unserer Einrichtungshäuser gesehen. Denn einkaufen ist auch ein soziales Erlebnis. Unsere traditionellen Einrichtungshäuser werden weiterhin eine wichtige Rolle spielen, aber mit einem viel stärkeren Fokus auf persönliche Interaktion und das Schaffen einer Erlebniswelt, welche über den Einkauf hinausgeht. Zurzeit sind viele Rohstoffe wie beispielsweise Holz und Stahl sehr knapp. Wie stark seid ihr davon betroffen? Wir haben langfristige Beziehungen zu Lieferanten und können somit Schwankungen am Markt etwas besser auffangen. Ausserdem verfügen wir über eigene Produktionsanlagen und sind daher nicht nur Abnehmer, sondern auch Produzenten unserer eigenen Rohstoffe. Ikea ist mittlerweile mehr als ein Einrichtungshaus. Ihr seid ein Restaurant, ihr baut Häuser und ihr installiert Solaranlagen. Was ist der Grund dafür, dass Menschen euch vertrauensvoll und fröhlich eine Wärmepumpe abkaufen? Wärmepumpen sind, bei allem Respekt, ja nicht die erste Kernkompetenz eines Möbelschreiners. Die Klimaerwärmung ist die grösste Herausforderung unserer Generation. Wir tragen als Unternehmen unseren Teil dazu bei, etwas dagegen zu tun. So hat Ikea in den letzten Jahren seinen CO 2 -Ausstoss weltweit verringert, obwohl unser Umsatz gleichzeitig gewachsen ist. Aber wir können diese Herausforderung nicht alleine lösen und zählen dabei auch auf die Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden. ZUR PERSON Jessica Anderen (51) ist seit 2019 CEO und CSO (Chief Sustainability Officer) von Ikea Schweiz. Sie hat Ihre Berufslaufbahn bei Ikea 1989 in Schweden begonnen. Seither hat sie verschiedene Managementpositionen bekleidet, unter anderem in China, Singapur, Australien und China. Die Schwedin hat eine ökonomische Ausbildung. Jessica Anderen ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt seit 2019 in Zürich. Ihre beiden grössten Hobbys sind Kochen und Einrichten. Sie mag Kunst und verbringt wenn immer möglich Zeit mit Ihrer Familie. Das Leitmotiv, dass sie für diese Infobox mitgegeben hat, lautet: «I want to be a force for positive change, today and for generations to come». Durch das Anbieten von Wärmepumpen und Solaranlagen haben wir die Möglichkeit, unsere Kundschaft zu Energieproduzentinnen und -produzenten zu machen. Dies führt wiederum dazu, dass wir unseren positiven Einfluss auf die Umwelt um ein Vielfaches erhöhen können. Was ist wichtiger: Werte oder das Produkt? Ein Produkt ist nur dann gut, wenn es die Werte respektiert, für die wir stehen. Und sonst gelangt es nicht in unser Sortiment. Bild: Ikea In zwei Jahren wird Ikea Schweiz 50 Jahre alt. Spreitenbach war ja der erste Ikea-Standort ausserhalb von Skandinavien. Habt ihr schon Pläne für dieses Jubiläum? Hier wären wir wieder bei unseren schwedischen Wurzeln. Wir lieben Traditionen und Feierlichkeiten. Konkrete Pläne gibt es noch keine, aber es wird mit Sicherheit eine grossartige Gelegenheit sein, wiedereinmal ein Fest auszurichten – sowohl für unsere Kundinnen und Kunden, als auch für die Ikea-Mitarbeitenden. Wir alle sehnen uns danach! Zum Schluss noch etwas ganz anderes, aus privater Neugier. Billy, Klippan oder Sköldpadda – die Namensgebung hat System und die Namen stammen meist aus dem skandinavischen Sprachraum. Soweit so gut. Aber welche Person in deinem Unternehmen sucht die Namen aus? Weisst du das? Klar! Die kommen von unseren Kollegen in Älmhult, mitten im schwedischen Wald. Tack för intervjun, Jessica.*** Interview: Patrick Herr Übersetzung *Danke, dass du dir Zeit für dieses Gespräch nimmst. **Danke schön. ***Danke für das Gespräch, Jessica.
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