Aufrufe
vor 2 Monaten

Standpunkt 603, 3. Oktober 2025

Eine Publikation der Wirtschaftskammer Baselland

Standpunkt 603, 3. Oktober

SCHWEIZERISCHE3. Oktober 2025 Die Zeitung für KMU | Regionalbund | Standpunkt-Ausgabe Nr. 603 | 28. JahrgangAZB 4133 PrattelnPost CH AGDIE MEINUNGSystem Stillstandstatt LösungenRHEINSTRASSE – Trotz aktiver Mitwirkung fühlt sich die «IG Rheinstrasse vernünftig» vom Kantonübergangen. Ein Jahr nach der Eingabe ihrer Forderungen zeigt sich: Die Anliegen der KMU wurdenim Mitwirkungsbericht weitgehend ignoriert – mit möglichen Folgen für den Standort.BUD übergeht KMU-AnliegenMir fällt es zunehmend schwer, das politischeVorgehen gewisser Regierungsräte nachvollziehenzu können: Erst wird das Gewerbeaktiv in Mitwirkungsprozesse eingebunden,nur um dessen Anliegen dann weitgehend zuignorieren. Wer so arbeitet, produziert Frustund Stillstand – aber keine tragfähigen Lösungen.Deutlich zeigt sich das am Beispiel der Rheinstrasse,einer der wichtigsten Verkehrsachsenim Kanton. Sie verbindet die grossen Wirtschaftsgebietezwischen Pratteln und Liestalund bildet das Rückgrat für Pendler und Gewerbe.Jahrzehntelang war ihre Kapazität ungenügend.Erst 2013, nach 30 Jahren politischemStreit, brachte der Schönthaltunnel denBefreiungsschlag. Seither wartet man vergebensauf die Neugestaltung der oberirdischenRheinstrasse.Warum? Seit der Tunnel eröffnet wurde, versuchenlinks-grüne Kräfte, die Kapazität aufder Rheinstrasse zu beschneiden. Obwohl sieeine gewerblich genutzte Hauptachse ist undauch bleibt und im Ereignisfall den gesamten«Tunnel-Verkehr» aufnehmen muss, wird ihreUmwandlung in eine Quartierstrasse herbeigeredet.Politisch-romantische Ideen verdrängendie Realität. Erste Gestaltungsentwürfeder Baudirektion wurden deshalb zurückgewiesen.Eine Mitwirkung der betroffenen KMUsollte die Blockade lösen.Doch diese Mitwirkung endet im Nichts: DieAnliegen des Gewerbes blieben weitgehendunbeachtet. Wenn Regierungsrat Isaac Reberdie Strasse zum Erholungsraum machen will,soll er es offen sagen. Aber eine Mitwirkungvorzuspielen, um am Ende die eigene Vorlageunverändert durchzuziehen, ist unehrlich.In Rebers Baudirektion hat dieses VorgehenSystem. Vernehmlassungsvorlagen kommenfast immer unverändert zurück. Das letzteBeispiel war die Binningerstrasse in Allschwil.Das führt zu Konflikten, Ernüchterung undStillstand. Auch im Fall der Rheinstrasse fühlensich viele KMU hingehalten. Sie werdensich wehren und am Ende auch durchsetzen– aber erst nach weiteren verlorenen Jahren.Klar ist: Für die Rheinstrasse braucht es eineLösung, die ihrer Bedeutung gerecht wird.Mitwirkungsverfahren dürfen kein Feigenblattsein. Wer den Volkswillen und die Wirtschaftskrafternst nimmt, muss jetzt handeln. Allesandere ist ein Spiel auf Zeit – und das kannsich der Kanton nicht mehr länger leisten.HEUTE IM STANDPUNKTVon Christoph Buser,DirektorWirtschaftskammerBasellandSEITE 2–3 | REGIERUNGSRATSWAHLWas sagen die Kandidaten zu den16 Wirtschafts-Initiativen?Die Interessengemeinschaft «Rheinstrassevernünftig» (IG Rheinstrasse)ist enttäuscht: Obwohl sie gemeinsammit zahlreichen KMU, Geschäftsinhabernund Grundeigentümernim vergangenen Jahr eine umfassendeStellungnahme im Rahmendes Mitwirkungsverfahrens zurNeugestaltung der Rheinstrasse eingereichthatte, finden sich ihre Kernanliegenim nun veröffentlichtenMitwirkungsbericht des TiefbauamtsBaselland kaum wieder. Ineinem Schreiben an die Bau- undUmweltschutzdirektion (BUD) äussertdie IG Rheinstrasse deshalbdeutliche Kritik, wie aus einemSchreiben hervorgeht. «Wir habenin der Erwartung mitgewirkt, dassunsere Anliegen ernst genommenwerden», sagt Christoph Keigel, Präsidentder IG Rheinstrasse. Umsogrösser ist jetzt die Ernüchterung:«Unsere Kernpunkte wurden nichtoder nur unzureichend berücksichtigt»,hält das Schreiben fest.Funktionalität statt SymbolpolitikDie IG Rheinstrasse nennt mehrereForderungen, welche die BUD nichtberücksichtigt hat:• Busbuchten: Sie wurden ausPlatzgründen vom BUD abgelehnt,obwohl die IG Rheinstrasse vor einseitigenVerkehrsbehinderungen gewarnthatte. Besonders problematischsind die Haltestellen «Ebene» und«Radacker» Richtung Liestal, weil derKanton dort keine Busbuchten plant.• Flachsacker: Ohne klare Beschilderungund Verkehrslenkung bestehtdie Gefahr, dass der Durchgangsverkehrsowie der Schwerverkehr dieseMehr als 1000 junge Berufstalentehaben an den zentralen BerufsmeisterschaftenSwissSkills in Bernteilgenommen, darunter warenauch 20 Lernende aus dem Baselbiet.Vom 17. bis 21. September2025 massen die Teilnehmerinnenund Teilnehmer sich in 92 Berufenmiteinander und kämpften um denSchweizermeistertitel. Acht Teilnehmendeaus dem Kanton Basel-Landschaft erzielten drei Gold-,drei Silber- und zwei Bronzemedaillen.Marc Scherrer, stellvertretenderDirektor der WirtschaftskammerBaselland und Leiter des KompetenzzentrumsBerufsbildung derWirtschaftskammer, gratuliert denDer Rheinstrasseumbau zwischen Liestal und Pratteln ist ab 2027 auf drei Jahre Bauzeit angesetzt. Einfahrt nutzt. Dies würde nicht nurzu einer Überlastung des Bereichs führen,sondern auch den Verkehrsflussauf der gesamten Rheinstrasse gefährden.Die BUD ging auf diese Forderungder dortansässigen Unternehmennicht ein.• Reduktion der Notfallbetriebszeit:Im Falle einer Sperrung einer Tunnelröhredes Schönthaltunnels lehnt dieBUD eine Frist zur Einrichtung desNotfallbetriebs von maximal drei Tagenab. Dies sei frühestens nach 5 Tagen(2 Tage Schadenbeurteilung plusmindestens 3 Tage Einrichtung) möglich.Die IG Rheinstrasse kann dieAusführungen der BUD inhaltlichnachvollziehen, fordert aber verbindlicheEinrichtungszeit von maximal5 Tagen.• Umlenkung des Verkehrs aufNebenachsen: Diese Forderung derIG Rheinstrasse wurde von den Behördenabgelehnt.• Ein zentrales Anliegen derIG Rheinstrasse betrifft die uneingeschränkteErreichbarkeit der KMU sowiedie Sicherung bestehender Parkflächen.Im Mitwirkungsbericht wirdzwar bestätigt, dass die Zufahrtengrundsätzlich erhalten bleiben. Eineklare Zusicherung – gerade für bestehendeParkplätze – fehlt jedoch.All diese Punkte sind für die ansässigenUnternehmen nicht einfachverhandelbare Vorschläge, sondernwichtige Voraussetzungen für ihrenwirtschaftlichen Alltag.Nachbesserung gefordertDass ausgerechnet wirtschaftlich relevanteEingaben unberücksichtigtbleiben, sorgt bei der IG Rheinstrassefür Verstimmung. Gerade für jeneBERUFSMEISTERSCHAFT – 20 Lernende aus dem Kanton Basel-Landschaft haben an der SwissSkillsteilgenommen, acht von ihnen wurden mit einer Medaille ausgezeichnet.Erfolgreiche Baselbieter LernendeTeilnehmenden und den Gewinnerinnenund Gewinnern zum Erfolgan den SwissSkills – er streicht zudemdie Bedeutung einer Berufsbildungsowie die Chancen hervor:«Eine Berufslehre ist eine optimaleVorbereitung für die Zukunft mitumfassenden Karrieremöglichkeiten»,sagt Scherrer. «Die Förderungder Berufsbildung bleibt somit weiterhineine zentrale Aufgabe.»BL-Skills und BerufsschauDas «HDW-Kompetenzzentrum Berufsbildung»setzt sich für eineStärkung der Berufsbildung ein –unter anderem mit dem Magazin«Baselland Skills». Eine neue Ausgabe(Bild links) erscheint im Oktoberund bietet die Möglichkeit,tiefer in die vielfältigen Aspekteeiner Berufsbildung einzutauchen.Screenshot: Website BUD BLKMU, die sich am Mitwirkungsverfahrenbeteiligt haben, drängt sich dieFrage auf, ob die wirtschaftlichen Einwändeim Verfahren eine untergeordneteRolle gespielt haben. «Wenn Mitwirkungzur Alibiübung verkommt,sinkt die Bereitschaft zur konstruktivenZusammenarbeit», sagt Keigel.Es sei noch nicht zu spät, Verbesserungenvorzunehmen, heisst es inder Stellungnahme. Dazu gehöre allerdings,die KMU in die weiteren Planungsschrittemiteinzubeziehen. DieIG Rheinstrasse fordert das BUD deshalbauf, jetzt Anpassungen zugunstender Erreichbarkeit, Sicherheit undNutzbarkeit für das Gewerbe vorzunehmen.«Wir sind nicht gegen dasProjekt. Aber wir erwarten, dass unserePerspektive als betroffene Wirtschaftsakteureberücksichtigt wird»,betont Keigel. Mischa HauswirthWer sich intensiv mit Berufen undden daran geknüpften Möglichkeitenauseinandersetzen möchte, dersollte die Baselbieter Berufsschauvom 26. bis 30. November 2025 inder St. Jakobshalle nicht verpassen.«Zum ersten Mal präsentieren sichdie über 90 Aussteller nicht nur anihren Ständen, sondern bereits imVorfeld auch auf unserer Website»,sagt Scherrer. «Ein zweites Highlightist die intensive Arbeit an den Vorbereitungsdossiers.Für Schülerinnenund Schüler, Lehrpersonen undEltern wurden je eigene, passgenaueUnterlagen erstellt, die praxisnah,informativ und grafisch attraktivaufbereitet sind.»www.berufsschau.ch

Standpunkt der Wirtschaft