SCHWEIZERISCHE4. April 2025 Die Zeitung für KMU | Regionalbund | Standpunkt-Ausgabe Nr. 594 | 28. JahrgangAZB 4133 PrattelnPost CH AGDIE MEINUNGGrundproblem bleibt –trotz Plus in der KasseRegierungsrat Anton Lauber präsentierte vorgut einer Woche die Rechnung 2024 für denKanton Basel-Landschaft – mit einem überraschendenÜberschuss von 157 MillionenFranken. Eine erfreuliche Nachricht, zweifellos.Doch dieser massive Unterschied zumursprünglich budgetierten Defizit von rund60 Millionen Franken wirft Fragen auf: Wiekann die Regierung um über 200 MillionenFranken danebenliegen? In der Privatwirtschaftwäre eine derart fehlerhafte Finanzplanungundenkbar. Der Kanton muss dringendseine finanzpolitische Steuerung verbessern.Doch wer nun denkt, der Überschuss sei einZeichen wirtschaftlicher Stärke, liegt falsch.Die realen Wachstumszahlen sprechen eineandere Sprache: Während das Bruttoinlandsprodukt(BIP) der Schweiz seit 2014 um 15,7Prozent gewachsen ist, liegt das Baselbiet mitnur 7,4 Prozent weit zurück. Besonders auffällig:Basel-Stadt mit 42,6 Prozent und derJura mit 18,1 Prozent ziehen deutlich davon.Ein kurzfristiger Budgetüberschuss ändertnichts an den strukturellen Problemen.Umso befremdlicher ist es, dass rot-grüneKreise bereits wieder neue Ausgaben fordern.Mehr Sozialprogramme, mehr Bürokratie –genau diese Mentalität hat dazu geführt, dassder Kanton wirtschaftlich zurückfällt. Anstattden Haushalt weiter aufzublähen, braucht esgezielte Investitionen in die wirtschaftlicheZukunft.Wenn wir über sinnvolle Investitionen sprechen,dann mit klarem Fokus auf KMU, Standortförderungund moderne Infrastruktur. DasBaselbiet benötigt Wachstumsimpulse undkeine Umverteilung. Die aktuelle Finanzlagebietet eine seltene Gelegenheit, strukturelleReformen anzupacken – statt neue Staatsausgabenzu generieren.Deshalb setzt sich die WirtschaftskammerBaselland konsequent für das Impulsprogramm«Wirtschaftsstandort Baselland: Zurückin die Erfolgsspur» mit seinen 16 Initiativenein. Schnelle Bewilligungsverfahren,eine KMU-freundliche Steuerpolitik, Stärkungder Berufsbildung und Fachkräftesicherungsowie eine pragmatische Verkehrspolitik sindzentrale Bausteine für eine starke Wirtschaft.Eines ist sicher: Ohne strukturelle Reformendrohen in den kommenden Jahren wiederDefizite – egal, wie positiv die Zahlen heuteaussehen.HEUTE IM STANDPUNKTVon Christoph Buser,DirektorWirtschaftskammerBaselland2 | RAUMPLANUNG Weg mitPrivilegien bei EinsprachenSBB-STRECKENAUSBAU – Es wird ein Mamutprojekt und ein Einschnitt in den Alltag vieler Menschenim Laufental und dem Schwarzbubenland. Wenn keine Züge fahren, dürften die Ersatzbusse die Verkehrsproblemeweiter verschärfen. Und viele KMU vor Probleme stellen.Laufental: KMU befürchtenwirtschaftliche EinbussenDie gute Nachricht zuerst: Ab dem15. Dezember 2025 verkehren dieFernverkehrszüge auf der Streckezwischen Basel SBB, Laufen und Delémontim Halbstundentakt. DieserAusbau des Angebots wird durchden neuen Doppelspurabschnitt zwischenGrellingen und Duggingen ermöglicht.Für die Pendlerinnen undPendler aus dem Laufental und demSchwarzbubenland sowie die KMUbedeutet dies eine deutliche Verbesserungdes öffentlichen Verkehrs.Doch bevor es soweit ist, erlebt dasLaufental einen Ausnahmezustand:Vom 26. April bis zum 28. September2025 wird die Zugstrecke zwischenAesch und Laufen vollständig gesperrtsein. Diese Massnahme sei notwendig,um den neuen Doppelspurabschnittzu realisieren, so die SBB. Sierechnen mit rund 9000 betroffenenZugreisenden pro Tag.Um den Transport aufrechtzuerhalten,werden zwischen Laufenund Aesch mehrere Ersatzbusse eingesetzt.Viermal pro Stunde verkehrtein Direktbus ohne Halt zwischenLaufen und Aesch; zusätzlich fährtein weiterer Bahnersatzbus im Viertelstundentaktmit Stopps in Zwingen,Grellingen und Duggingen.Zwischen Aesch und Basel SBB wirddie S-Bahn auf einen Viertelstundentaktverdichtet. Für den Strassenverkehr im Laufentalbedeuten die Ersatzbusse jedocheine Mehrbelastung. Bereits heutepassieren täglich gut 20 000 Fahrzeugedie Strecke zwischen Laufen undAesch, wie die Baselbieter Bau- undUmweltschutzdirektion mitteilt. EsZwar betrifft die Mindestbesteuerungnur international tätige Grosskonzernemit einem Umsatz über 750 Mio. Euro,doch können sich die daraus resultierendenVerschiebungen im Standortwettbewerbauch auf kleinere Unternehmenauswirken. Zurzeit läuft aufkantonaler Ebene die Vernehmlassung,zu der sich die WirtschaftskammerBaselland geäussert hat. Sie forderteine konsequent wirtschaftsorientierteVerwendung der Mehreinnahmen– mit besonderem Fokus auf dieArealentwicklung (Details können aufkmu.org eingesehen werden).Die SBB-Streckensperrung zwischen Laufen und Aesch hat nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitspendelndenim Einzugsgebiet, auch die KMU im Gebiet sind betroffen und befürchten Umsatzeinbrüche. Grafik: SBBwerden zwar Ausweichrouten ausgeschildert,doch diese führen zum Beispielvon Laufen über den Chall.Kanton provoziert VerkehrskollapsDas lokale Gewerbe blickt denn auchmit Sorge auf die bevorstehendenMonate. Martin Schindelholz, Vizepräsidentdes Gewerbevereins Laufental,betont, dass viele Unternehmenbereits heute unter den bestehendenVerkehrsproblemen anden Knotenpunkten Angenstein undHagnau leiden. Eine zusätzliche Belastungkönnte für einige Betriebedas Fass zum Überlaufen bringen.Im Baselbiet stossen viele Unternehmenan infrastrukturelle Grenzen.Es fehlt nicht nur an Gewerbeflächen,sondern oft auch an moderner Erschliessungund zukunftsfähiger Infrastruktur.Hier bietet sich jetzt eineeinmalige Chance: Durch gezielte Investitionenin die Aufwertung undEntwicklung bestehender Areale könnenneue Impulse gesetzt werden.Unterstützung für KMU nötigDie Modernisierung von IndustrieundGewerbezonen, bessere Verkehrsanbindungenund eine digitalleistungsfähige Infrastruktur stärkennicht nur bestehende Betriebe, sondernmachen die Region auch fürNeuansiedlungen interessant.Neben der Arealentwicklung bleibenauch Investitionen in die Digitalisierungvon KMU sowie in dieBerufsbildung zentral, denn geradekleinere Betriebe brauchen Unterstützungbei der digitalen Transformation.Ebenso wichtig ist die Förderung derdualen Ausbildung, um langfristigdem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.Damit die Mittel ihre Wirkungentfalten, braucht es klare LeitlinienMarcel Cavuoto von der GebrüderOser AG in Nenzlingen rechnet mit erhöhtenFehlzeiten der Mitarbeitendenund nicht verrechenbaren Zeiten beiKundenbesuchen. Um die Folgen zulindern, plant das Unternehmen einenStandort in der Region Liestal.Auch Marc Scherrer, Präsident desGewerbevereins Laufental und stellvertretenderDirektor der WirtschaftskammerBasellandschaft, erwartetwirtschaftliche Einbussen bei denKMU. Obwohl er die langfristigen Vorteiledes Streckenausbaus anerkennt,kritisiert er die fehlende Optimierungdes Verkehrsknotens Angenstein währendder Sperrungsphase. Er befürchtet,dass es zu Verkehrsblockadenkommen könnte. Da die KMU die Leidtragendenwären, fordert ScherrerUnternehmen, die aufgrund der Verkehrssituationwirtschaftliche Problemebekommen, auf, sich bei dem GewerbevereinLaufental zu melden.Der Kanton will zuerst einmal dieSituation beobachten und schauen,wie sich die Sache entwickelt. WieStandpunkt erfahren hat, gibt es Massnahmenpläne,um den Verkehr rundum Angenstein zu verflüssigen. Dochdazu braucht es wohl zuerst einen Verkehrsinfarkt.Mischa HauswirthPOLITIK – Durch die OECD-Mindestbesteuerung erhält der Kanton Basel-Landschaft ab 2027 jährlich 5 bis10 Mio. Franken. Entscheidend ist, dass diese Mittel gezielt in die wirtschaftliche Zukunft der Region fliessen.OECD-Mindestbesteuerung als Impuls– vor allem auf Gemeindeebene. Dennein Drittel der Einnahmen fliesst direktan die Gemeinden. Diese solltendie Gelder nutzen, um lokale Wirtschaftsflächenaufzuwerten, Standortförderungzu betreiben und Unternehmengezielt zu entlasten.Die Wirtschaftskammer Basellandfordert zudem eine transparente Berichterstattungund regelmässige Wirkungskontrollen.Nur so kann sichergestelltwerden, dass der WirtschaftsstandortBaselland gezielt gestärktund zukunftsfähig gemacht wird.Timmy Nguyen
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