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Standpunkt 571, 19. Januar 2024

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Eine Publikation der Wirtschaftskammer Baselland

Standpunkt 571, 19. Januar

SCHWEIZERISCHE 19. Januar 2024 Die Zeitung für KMU | Regionalbund | Standpunkt-Ausgabe Nr. 571 | 27. Jahrgang AZA 4133 Pratteln Post CH AG DIE MEINUNG Ein schleichender Prozess NEUJAHRSAPÉRO – Die Wirtschaftskammer Baselland lud am 4. Januar zum traditionellen Neujahrsapéro ein. Rund 300 Personen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft folgten der Einladung und genossen die Atmosphäre im Auditorium des Tagungs- und Eventcenters im Haus der Wirtschaft. Mit viel Zuversicht ins neue Jahr Von Christoph Buser, Direktor Wirtschaftskammer Baselland Ich hoffe, Sie sind gut ins neue Jahr gestartet. Grundsätzlich bin ich ein positiver Mensch und darum auch zuversichtlich, was die Prognosen fürs Jahr 2024 betreffen. Dafür gibt es gute Gründe. Aktuell sind hierzulande weniger als 40 000 offene Stellen gemeldet – ein Spitzenwert. Auch die Inflation ist im internationalen Vergleich top – ebenso die Staatsverschuldung. Es sind alles Werte, die im europäischen Vergleich nahezu unerreicht sind. Zusammengefasst: Die Schweiz ist ein Erfolgsmodell. Seit Jahren spielen wir im Ranking vom globalen Innovationsindex mit. Alt Bundesrat Schneider-Ammann hat die Erfolgsfaktoren einst im dualen Bildungssystem, dem autonomen Forschungsklima und einer geringen Steuerlast geortet. Der Erfolg der Schweiz liegt im Kopf – in der Einstellung des Bürgers zu Gesellschaft, Staat und Unternehmen. In der Tat waren wir in der Vergangenheit stark, einen guten Kompromiss zwischen Sozial- und Marktwirtschaft zu finden. Wir haben soziale Bedürfnisse erfüllt, ohne dabei die Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. Ein Geben und Nehmen. In der Gegenwart ist das leider nicht mehr so. Wir als Gesellschaft sind bequem geworden. Ich stelle einen Rückgang der Arbeitsamkeit, also des Willens zur Leistung fest. Viele wollen lange nicht arbeiten und dann nur ein bisschen. Lieber früh in die staatlich finanzierte Pension. Um dies bezahlen zu können, braucht es in der Schweiz ein viel stärkeres Wachstum, als wir das aktuell haben. Ich bin gespannt auf die Rentenabstimmung im März. Sie sind ein erster Gradmesser. Die beschriebene Mentalität ändert nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess im Gang. Von den Unternehmen höre ich Ähnliches. Es ist schwieriger geworden, wir zehren von den Reserven. Wir müssen darum den Hebel auf allen Ebenen ansetzen – und diesen Entwicklungen Einhalt gebieten. Seien Sie wachsam und helfen Sie mit, dass die Schweiz auch in Zukunft ein Erfolgsmodell bleibt und nicht ins breite Mittelfeld zurückfällt. HEUTE IM STANDPUNKT 2 | TAG DER WIRTSCHAFT Bundesrätin Karin Keller-Sutter ist Gastrednerin am diesjährigen Tag der Wirtschaft. 6 | ENERGIEPRÄMIE Neue Fördermassnahmen seit diesem Januar. 7 | HDW BUSINESS CLUB Philippe Gerber und Marco Thomann von Radio SRF3 im Interview. Der rote Teppich war ausgerollt – die Gäste strömten gut gelaunt ins Haus der Wirtschaft. Kaminfeger verteilten Glücksmünzen und wünschten allen Anwesenden einen guten Start ins neue Jahr. Unter den Besucherinnen und Besuchern waren nebst vielen Vertreterinnen und Vertretern der regionalen KMU auch zahlreiche Landrätinnen und Landräte, Mirjam Voser vom Schweizerischen Gewerbeverband und Reto Baumgartner, Direktor vom Gewerbeverband Basel-Stadt. «Bist du gut ins neue Jahr gestartet?», das war die meistgestellte Frage – so kurz nach dem Jahreswechsel. Wirtschaftskammerdirektor und Gastgeber Christoph Buser freute sich, dass trotz des frühen Datums das Auditorium gut gefüllt war und witzelte: «Hätten wir den Anlass eine Woche später durchgeführt, wären wir ja schon mitten im Jahr.» Eventpartnerin BLKB WIRTSCHAFTSPODCAST – Wie geht es den KMU? Wo besteht politisch Handlungsbedarf? Was steht im 2024 an? Wirtschaftskammerdirektor Christoph Buser war zu Gast – und verriet einiges. Vorstösse für bessere Rahmenbedingungen Dass das politische Umfeld im Baselbiet für die Wirtschaft alles andere als ideal ist, unterstreicht Wirtschaftskammerdirektor Christoph Buser im Podcast «Off The Record» aus dem Haus der Wirtschaft. Ursache für die Situation ist einerseits das kantonale Parlament, das in einer Bubble lebt und in immer weitere Bereiche der Bürgerinnen und Bürger vordringt und deren Rechte beschneidet, andererseits eine zu ideologische Klima- und Verkehrspolitik. Buser spricht im Podcast auch Themen wie die geplanten Auflagen für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer an oder die vom Basel bieter Regierungsrat angestrebte Mehrwertabgabe, die nichts anderes als Umringt von glücksbringenden Kaminfegern schauen BLKB-CEO John Häfelfinger (links) und Wirtschaftskammer direktor Christoph Buser am Neujahrsapéro zuversichtlich in die Zukunft. Eventpartnerin des Anlasses ist die BLKB. CEO John Häfelfinger hatte die Ehre, den offiziellen Teil zu eröffnen. In seiner Ansprache schaute er noch einmal auf das vergangene Jahr zurück, welches im Zeichen der Zinswende stand. Für das neue Jahr prognostizierte er unter anderem eine «flache Börse». Er geht davon aus, dass Wohnraum weiter gesucht wird und künstliche Intelligenz uns verstärkt beschäftigen wird. Er ist auch zuversichtlich für das Baselbiet, «weil hier die Regulierungen etwas geringer sind als anderswo». Darum appellierte er an die Anwesenden, mutig zu sein «für ihr Unternehmen und für die Region». Dazu gehört auch, gegen den Fachkräftemangel anzukämpfen. Gerade in der IT-Branche gäbe es noch enormes Potenzial, würden in der Region Basel im Vergleich zu Zürich und Lausanne 30 Mal weniger Spezialisten ausgebildet. Auch Christoph Buser versprühte in seiner Rede viel Zuversicht, er hob aber auch den Mahnfinger. «Wir sind als Gesellschaft bequem geworden», sagte Buser. «Lange nicht arbeiten, dann nur ein bisschen, dafür früh in die staatlich finanzierte eine versteckte Steuer ist, weil sie den Gemeinden zu mehr Einnahmen verhilft. Geld, das besser in Bauprojekte und Investitionen fliessen soll- Pension. Um dies zu bezahlen, braucht es viel stärkeres Wachstum, als wir das haben.» Gleichzeitig stellt Buser fest, dass es bei den Standortfaktoren in die falsche Richtung geht. Darum hat die Wirtschaftskammer am «Tag der Wirtschaft» bereits angekündigt, im Jahr 2024 mehrere Initiativen zu lancieren, um den Wirtschaftsstandort zu stärken. Buser: «Diese befinden sich im Feinschliff und werden in den nächsten Wochen fertiggestellt.» Gleichzeitig sagte Buser aber auch, dass die Initiativen zu den Standortfaktoren nur Leitplanken schaffen. Was es vor allem brauche, sind te, wie Buser im Podcast sagt. Auch zum Mindestlohn äussert sich der Wika-Direktor. Ein Mindestlohn sei unnötig, ja kontraproduktiv, wie der Michael Köhn (links) im «Off The Record»-Gespräch mit Wirtschaftskammerdirektor Christoph Buser. Bild: Philipp Kämpf Bild: Uta Grütter Unternehmerpersönlichkeiten, welche den Karren ziehen. «Nur mit diesen Leuten bleiben wir erfolgreich. Zu ihnen muss aber die Politik Sorge tragen.» Im Anschluss an die Ansprachen genossen die Gäste einen hochwertigen «Apéro riche» aus der Küche der hauseigenen Gastronomie «Boost eat & drink», der sämtliche Wünsche erfüllte. Der persönliche Austausch und die Gespräche dauerten bis in die späten Abendstunden an, und so wurde das Wirtschaftsjahr 2024 mit einem tollen Anlass gebührend eingeläutet. Adrian Jäggi Seiten 4, 5 Blick in die Nachbarländer zeigt. Für die Hausbesitzer engagiert sich der HEV zurzeit stark mit einer Unterschriftensammelaktion. Denn die Regelung, die hier auf politischer Ebene installiert werden soll, ist für Christoph Buser «höchst asozial», und er befürchtet, dass die Hausbesitzer als eine Art neuer Geldsack für die Politik herhalten müssen. Der Wika-Direktor ordnet auch die Wahl von Beat Jans (SP) aus Basel- Stadt in den Bundesrat ein. Wird die Region profitieren? Zu viel Erwartungen dürfen da wohl nicht aufkommen, auch weil es für Vorhaben, damit sie im Bundes rat auf Gehör stossen, meist die Allianz von mehreren Kantonen braucht.Mischa Hauswirth Seite 3

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