4 | Standpunkt der Wirtschaft KMU-POLITIK 16. September 2022 VORSTOSS – Die FDP-Landrätin Christine Frey möchte die regionalen KMU in der Energiekrise entlasten und die steigenden Strompreise abfedern. Sie fordert den Regierungsrat in ihrem Postulat auf, eine Möglichkeit auszuarbeiten, um den regionalen Unternehmen, die ihren Strom am freien Markt beschaffen, eine vereinfachte Aufnahme in die Stromgrundversorgung zu bieten. Strompreisentlastung für KMU? Der Ukraine-Krieg und die abgeschalteten Kernkraftwerke treiben die Strompreise europaweit in ungeahnte Höhen. Diese Situation stellt viele Unternehmen wie auch Privatpersonen vor grosse Schwierigkeiten. Insbesondere KMU, die ausserhalb der preislich etwas abgeschirmten Grundversorgung auf dem freien Markt agieren, haben nun Probleme. Dieser Umstand hat die Freisinnige Christine Frey auf den Plan gerufen und dazu bewegt, einen Vorstoss einzureichen. «Bereits mussten erste Unternehmen Kurzarbeit beantragen, da sich die Produktion bei so hohen Strompreisen nicht mehr lohnt», sagt die Landrätin. Die Gefahr bestehe, dass bisher gesunde, aber energieintensive Unternehmen plötzlich unrentabel würden. Christine Frey erklärt: «Unternehmen, die einen Jahresverbrauch von mehr als 100 Megawattstunden aufweisen, haben Zugang zum freien Markt. Dies bedeutet, dass sie den Stromlieferanten frei wählen und den benötigten Strom auf dem freien Strommarkt einkaufen dürfen.» Diese sogenannten «freien Kunden», die am freien Markt Strom beschaffen und keine Stromlieferverträge abgeschlossen haben, sehen sich derzeit mit exorbitant gestiegenen Preisen konfrontiert. Zugang zu Stromgrundversorgung Frey schlägt vor, den Unternehmen, die ihren Strom auf dem freien Markt beschaffen, zum jetzigen Zeitpunkt vereinfachten Zugang zur Stromgrundversorgung zu bieten. Die Grundversorgung sei eigentlich für Die steigenden Strompreise machen vielen KMU zu schaffen. kleine Energieverbraucher, die einen Verbrauch von unter 100 Megawattstunden haben, vorgesehen. Diese könnten ihren Strom nicht auf dem freien Markt einkaufen, beziehen ihn aber zu regulierten Preisen vom lokalen Netzanbieter. «Ein Zugang zur Grundversorgung könnte die Mehrausgaben der Unternehmen etwas abfedern. Dies würde die Planungssicherheit in der momentan sehr unsicheren Zeit erhöhen», so Frey. Der Wechsel müsse jedoch auf eigenen Wunsch erfolgen und an einige Bedingungen geknüpft sein. Denkbar wäre laut ihr, dass die Unternehmen eine Vorlauffrist von einem Jahr einhalten müssten. Sie schlägt vor, dass die Unternehmen zudem nach einem Wechsel in die Grundversorgung für mindestens drei Jahre auch dort bleiben oder auf den Energieteil einen Penalty von maximal 10 Prozent bezahlen Bild: Shutterstock müssen. Die FDP-Landrätin fordert den Regierungsrat in ihrem Postulat auf, eine Möglichkeit auszuarbeiten, um den regionalen Unternehmen, die ihren Strom am freien Markt beschaffen, eine vereinfachte Aufnahme in die Stromgrundversorgung zu bieten. Delia Pfirter ZUBRINGER ALLSCHWIL – Die Wirtschaftskammer Baselland kann den Entscheid des Bundes, den Zubringer Allschwil (Zuba) nicht zu priorisieren, überhaupt nicht nachvollziehen und kritisiert das Aggloprogramm ganz grundsätzlich. Wika kritisiert Zuba-Entscheid und fordert Die Wichtigkeit der dringenden Erschliessung des Entwicklungsgebiets Bachgraben-Allschwil mit dem Autobahnanschluss Zubringer Allschwil (Zuba) wird vom Bund nicht geteilt. Im Rahmen des Agglomerationsprogramms der 4. Generation behandelt das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) den Zuba als nicht prioritär (der Standpunkt hat am vergangenen 17. Juni darüber berichtet). Die Wirtschaftskammer Baselland (Wika) kritisiert nun in ihrer Vernehmlassungsantwort den Entscheid des Bundes deutlich. «Absolut nicht nachvollziehbar» Dass das wichtigste und grösste Strassenprojekt in der Region Basel es nicht einmal in die Priorität B geschafft hat, ist für die Wirtschaftskammer «irritierend und absolut nicht nachvollziehbar». Das Bachgrabengebiet in Allschwil boome und habe in den letzten Jahren ein intensives Wachstum an Arbeitsplätzen erfahren. Die Gegend sei ein wichtiger Anziehungspunkt für international tätige Firmen geworden, wo in den nächsten Jahren 6000 weitere Arbeitsplätze entstehen sollen, schreibt die Wirtschaftskammer Basel land. Die direkte Erschliessung über den Zuba sei somit überfällig und zwingend notwendig, auch, um die Erschliessung mit dem öffent- lichen Verkehr über Basel-West zu verbessern. Zweite Röhre im Bedarfsfall Das ARE begründet die Nicht-Unterstützung bloss generisch mit einer angeblich «fehlenden Gesamtkonzeption, welche alle Verkehrsträger gleichermassen berücksichtigt». Die Trägerschaft des Aggloprogramms Basel zeigt sich offenbar mit dieser Begründung sowie mit der Nicht- Priorisierung im Rahmen der 4. Generation zufrieden, was laut Wirtschaftskammer ebenfalls nicht nachvollziehbar ist. Für den Wirtschaftsverband und die dort ansässigen Unternehmen, aber auch für die Anwohner ist das Projekt sehr wohl prioritär. Unabhängig von der Beurteilung durch das ARE fordert die Wika den Kanton Basel-Landschaft auf, das Projekt nun rasch und konsequent voran zutreiben. Dabei fordert die Wika weiter, dass die Planung des Zuba-Tunnels aufwärtskompatibel gestaltet werde, sodass im Bedarfsfall ohne grössere Mühen eine zweite Röhre gebaut werden könne. Förderprogrammm für ÖV Schliesslich wirft die Wika ganz grundsätzliche Fragen in Zusammenhang mit dem Aggloprogramm auf: Dieses habe sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem eigentlichen Förderprogramm für ÖV und Langsamverkehr entwickelt, obwohl sich ein solcher Förderzweck weder aus der Entstehungsgeschichte noch aus den gesetzlichen Grundlagen oder den Richtlinien zum Programm ergebe. Als Beispiel nennt die Wika die vom ANZEIGE Bund unterstützte Massnahme zur Elektrifizierung von Bus linien im Kanton Basel-Landschaft. Dies möge eine gute Sache sein, oder auch nicht, habe aber aus Sicht der Wika nichts mit der verkehrstechnischen Erschliessung der Agglomeration zu tun. Wolle man das Aggloprogramm mit anderen Zielen verbinden, müsse dafür die politische Legitimation abgeholt werden. Dominik Rieder Komplette Vernehmlassungsantwort: www.kmu.org
16. September 2022 KMU Standpunkt der Wirtschaft | 5 GEFLÜCHTETE AUS DER UKRAINE Jobs für Fachkräfte, die nicht Deutsch sprechen UNTERNEHMEN GRÜNDEN – Barbara Jenzer, Geschäftsleiterin der Jenzer Fleisch + Feinkost AG in Arlesheim, beschrieb im Haus der Wirtschaft ihre Situation als Geschäftsfrau. «Manchmal muss ‹frau› einfach Mut haben und bereit sein, etwas zu riskieren, ohne Angst vor Fehlern», sagte sie. «Just do it» Der 13. September stand im Haus der Wirtschaft (HDW) ganz im Zeichen der Frauen. Im Rahmen des Anlasses von Fem Force «Unternehmen gründen – aber wie?» bot Barbara Jenzer, Geschäftsleiterin der Jenzer Fleisch + Feinkost AG, Einblick in ihre Situation im Familien unternehmen sowie in ihr Leben als Unternehmerin und Mutter. Die Info-Session für Frauen wurde vom Business Park Oberbaselbiet-Laufental-Thierstein, der Wirtschaftskammer Baselland und der Unternehmerschule Baselland durchgeführt. Muhris Bakamci von der Biene Maya Umzüge AG aus Rheinfelden und Dolmetscher Adrej Tschitschko bei der Präsentation im «Drei Könige». Bild: zVg Angesichts des verbreiteten Fachkräftemangels in vielen Branchen fragen sich viele Unternehmer, ob sie die offenen Stellen, bei denen Deutschkenntnisse nicht im Vordergrund stehen, nicht mit ukrainischen Geflüchteten besetzen könnten. Diese sind motiviert, möchten arbeiten und fragen sich ihrerseits, ob es denn keine Jobs gibt, die sie ohne viel Sprachkenntnisse erledigen könnten. Bei der 2. Jobmesse «JOBS MEET STAFF» vom vergangenen 6. September in Rheinfelden im ehemaligen Hotel «Drei Könige» trafen die beiden Gruppen kürzlich aufeinander: 65 Fachkräfte aus der Ukraine folgten aufmerksam den per Dolmetscher übersetzten Ausführungen von vier Unternehmen aus der Region. Am Ende des Abends fanden rund 30 Vorstellungsgespräche statt, die in den Tagen danach zu zehn Arbeitsverträgen führten. Grosse Bandbreite an Tätigkeiten «Die Bandbreite der Tätigkeiten, die ohne oder mit nur geringen Sprachkenntnissen ausführbar sind, ist gross», sagt Markus Schröder, Initiator der Jobmesse und Projektleiter der Initiative «engagement lokal Rheinfelden», die von der Gemeinde Rheinfelden und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft SGG getragen wird. Die Tätigkeiten reichten von einfachen, repetitiven Arbeiten, die anhand von Mustern durch Vorführen erklärbar sind, über Tätigkeiten im Büro, der Gebäudereinigung oder bei Umzugsunternehmen bis hin zu Jobs, die grundsätzlich alleine ausgeführt werden und nur wenig Drittkommunikation erfordern, wie zum Beispiel das Fahren von LKW. Leitung mit Herz und Verstand Barbara Jenzer referiert am Anlass «Unternehmen gründen – aber wie?» im Haus der Wirtschaft. Barbara Jenzer führt die Metzgerei gemeinsam mit ihrem Mann Christoph in der vierten Generation. «Ich bin die Ansprechperson für unser Team und kümmere mich um Personalsuche, Aus- und Weiterbildungen und Events. Dazu bin ich ein- bis zweimal wöchentlich an der Front im Verkauf oder an Anlässen tätig», erklärt Barbara Jenzer. Angesprochen auf die Chancen und Herausforderungen, auf die sie als Frau im Unternehmen gestossen ist, sagt sie: «Ich habe einen etwas anderen Zugang zu den Mitarbeitenden als viele Männer.» Sie führe als Frau nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit Herz. «Die Akzeptanz in der Geschäftswelt muss man sich erarbeiten, viele junge Frauen trauen sich einfach zu wenig zu, Männer sind oft viel mutiger und selbstbewusster», führt Jenzer weiter aus. Als Unternehmerin könne sie viel verändern und Projekte rasch umsetzen, sagt Jenzer. «Für mich ist ganz wichtig, dass wir ausschliesslich Natura fleisch verkaufen und unserem Leitsatz ‹von Grund auf natürlich› immer treu bleiben können.» Speziell liegt Barbara Jenzer die Ausbildung am Herzen. Derzeit bildet die Jenzer Fleisch + Feinkost AG 16 Lernende aus: Sie sei immer stolz, wenn sie nach erfolgreichen Lehrabschlüssen gut ausgebildete junge Menschen in die Arbeitswelt schicken und während ihrer Karriere begleiten könne. «Von unserem heutigen Kader haben wir die Hälfte selber ausgebildet», ergänzt sie. Ein Thema, das viele berufstätige Personen beschäftigt, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für Barbara Jenzer ist hierfür eine gute Organisation essenziell: «Wichtig ist ein Partner, der die Verantwortung für Kinder und Haushalt teilt, ein starkes soziales Netz sowie ein gesunder Ausgleich zwischen Arbeit, Familie und Freizeit.» Mut und Durchhaltewillen Frauen, die daran denken, ein Unternehmen zu gründen, rät Jenzer: «Ein gutes Netzwerk aufzubauen und dieses auch zu pflegen, kann Tür und Tor öffnen.» Auch mit Beratern zu Bild: Rieder arbeiten, deren Rat befolgen und das nötige Wissen am richtigen Ort abholen, sei sehr wichtig. «Manchmal muss ‹frau› einfach Mut haben und bereit sein, etwas zu riskieren, man darf und muss auch Fehler machen und dann daraus lernen.» Auch zu lange zu überlegen, sei oft kein guter Rat – «Just do it» lautet hier das Motto. Und Neiderinnen und Neider gebe es überall. Manchmal sei man gut beraten, nicht hinzuhören und seine Sache unbeirrt durchzuziehen, so Jenzer. Delia Pfirter INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN – Im kommenden Oktober informiert das Baselbieter Energiepaket vor Ort in Pratteln, Münchenstein, Binningen und Sissach. Hinzu kommt am 31. Oktober ein digitaler Event. Das Baselbieter Energiepaket informiert Geschenk für den Schweizer Arbeitsmarkt Ein Unternehmer, der an diesem Abend zwei neue Mitarbeiter rekrutieren konnte, zeigt sich begeistert: «Die Messe ist eine perfekte Gelegenheit für uns, um unkompliziert mit fachlich geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten ins Gespräch zu kommen.» Der Fachkräftepool aus der Ukraine sei ein Geschenk für den Schweizer Arbeitsmarkt. Dr. Monika Wilhelm NÄCHSTES MAL AM 28. SEPTEMBER Die Jobmesse soll künftig regelmässig in den Räumen des ehemaligen Hotels «Drei Könige» an der Zürcherstrasse 9 in Rheinfelden stattfinden: das nächste Mal bereits am kommenden 28. September. Interessierten Unternehmerinnen und Unternehmern steht ein Dolmetscher zur Verfügung, der ins Ukrainische übersetzt. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Interessierte Unternehmen melden sich per Mail bei Markus Schröder (Adresse siehe unten). Anzugeben ist die Art der zu besetzenden Stelle. Ebenfalls sind weitere Kriterien, die von der Bewerberin oder dem Bewerber zu erfüllen sind wie berufliche Vorkenntnisse, Erfahrungen, Führerscheinklassen usw. mw E-Mail: markus.schroeder@rheinfelden.ch Das Baselbieter Energiepaket begibt sich Ende Oktober 2022 wieder auf Informationstournee durch den Kanton. An fünf öffentlichen Veranstaltungen informieren Energie-Experten über die Chancen und Anforderungen des Energiepakets. Die Veranstaltungen finden in Pratteln, Münchenstein, Binningen, Sissach und einmal digital in Zusammenarbeit mit den beiden Energieversorgungsunternehmen Primeo Energie und EBL statt. Experten geben Auskunft Wohneigentümerinnen und -eigentümer, wie auch Eigentümerinnen und Eigentümer von gewerblichen Immobilien haben so die Möglichkeit, sich über das Energiepaket zu informieren und Fragen im direkten Austausch mit den Energie -Experten zu klären. Einzelheiten zu den Anlässen finden sich auf dem Inserat rechts. Der Besuch einer der Veranstaltungen lohnt sich. Das Baselbieter Energiepaket als kantonales Förderprogramm für energetische Sanierungen hat viel zu bieten. So können Wohneigentümerinnen und -eigentümer dank dem Energiepaket bei Gebäudesanierungen von Förderbeiträgen profitieren. Was diese auch tun: Seit 2010 hat das kantonale Förderprogramm rund 25 000 Privatpersonen und Unternehmen unkompliziert mit Fördergeldern zu Sanierungsmassnahmen unterstützt. Diese Fördergelder sind eine nachhaltige Investition in wohnliche Gemütlichkeit, gepaart mit Energieeffizienz und Umweltbewusstsein. Ziel ist es, diesen Elan hochzuhalten, denn: Noch immer werden im Kanton zu viel Energie und Geld wortwörtlich verheizt. Auf den Gebäudepark entfällt noch immer rund die Hälfte des kantonalen Energieverbrauchs. Durch eine Anfrage zur Förderung der Sanierung ihrer Liegenschaft können Wohneigen tümerinnen und -eigentümer aktiv einen Beitrag zur Einsparung von Energie und für den Einsatz erneuerbarer Energien leisten. Andres Lützelmann JETZT ANMELDEN Bei den Veranstaltungen vor Ort wird aus organisatorischen Gründen um eine Anmeldung gebeten: Per E-Mail: kommunikation@energiepaket-bl.ch oder per Post: Energiepaket Kommunikation, Haus der Wirtschaft, Hardstrasse 1, 4133 Pratteln Digitaler Event: energiepaket.bl.ch SAVE THE DATE Baselbieter Energiepaket Informationsveranstaltungen 2022 Pratteln Montag, 17. Oktober Haus der Wirtschaft Münchenstein Dienstag, 18. Oktober Kuspo Binningen Montag, 24. Oktober Kronenmattsaal Sissach Dienstag, 25. Oktober Obere Fabrik Digitaler Event Montag, 31. Oktober energiepaket-bl.ch Aus organisatorischen Gründen wird um eine Anmeldung gebeten. : kommunikation@energiepaket-bl.ch Oder per Post: Energiepaket Kommunikation, Haus der Wirtschaft, Hardstrasse 1, 4133 Pratteln Jetzt sanieren und profitieren! Informieren Sie sich über Inhalte, Chancen und Anforderungen.
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