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Standpunkt 546, 16. September 2022

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2 | Standpunkt der Wirtschaft BERUFSBILDUNG 16. September 2022 BERUFSBILDUNGSANLASS – Immer öfter fällt es Betrieben schwer, gute Lernende zu rekrutieren. Die Abteilung Berufsbildung der Wirtschaftskammer Baselland hat daher am vergangenen 31. August erneut zu einem Informationsanlass zu diesem Thema ins Haus der Wirtschaft eingeladen. Lernende rekrutieren mit Erfolg KMU NACHRICHTEN Schreinerei KochSager ist 25 Jahre alt «Wie komme ich als Betrieb zu guten Lernenden?» Diese Frage treibt viele Unternehmerinnen und Unternehmer um. Die Abteilung Berufsbildung der Wirtschaftskammer hat daher – aufgrund der regen Teilnahme bei der letzten Veranstaltung im Mai – erneut zu einem Informationsanlass genau zu dieser Frage eingeladen. Die vielen Teilnehmenden, die am vergangenen 31. August den Anlass besuchten, bewiesen die Dringlichkeit des Problems. Check-Ergebnisse berücksichtigen Interne und externe Experten aus der Berufsbildung gingen dort der zentralen Frage aus verschiedenen Blickwinkeln nach. Thomas von Felten, Leiter a.i. Hauptabteilung Berufsbildung der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion, erläuterte anschaulich die Aussagekraft der obligatorischen Checkergebnisse, die über den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler in Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und Naturwissenschaften orientieren. Durch einen Abgleich der Testergebnisse mit den Anforderungsprofilen der Lehrberufe könnten Jugendliche nicht nur ihre Stärken und Schwächen besser erkennen, sondern ein pozentieller Ausbildungsbetrieb auch leichter abschätzen, wie es um die Eignung für einen bestimmten Lehrberuf stehe. Thomas von Felten empfiehlt den Ausbildungsbetrieben, diesen Abgleich mit den Anforderungsprofilen als ein wertvolles Puzzleteil im Bewerbungs- und Selektionsprozess der Lernenden zu nutzen. Berufsmatur anbieten Dr. Monika Wilhelm, Leiterin des Berufs bildungs-Marketings der Wirtschaftskammer, zeigte auf, wieso es für Ausbildungsbetriebe, die Yanis Di Vincenzo (links) und Sabrina Haeber, Ausbildungscoaches bei der KMU Lehrbetriebsverbund AG, referieren am Berufsbildungsanlass der Wirtschaftskammer. Bild: Strähl auf der Suche nach guten Lernenden sind, ratsam sei, eine Berufslehre mit integrierter Berufsmatur (BM) anzubieten. Tue dies ein Ausbildungsbetrieb, ergäben sich mehrere Vorteile: auf ausgeschriebene Lehrstellen erhielten die Lehrbetriebe mehr Bewerbungen. Die Lernenden, die sich bewerben, hätten bessere Noten und seien später im Betrieb leistungsstärker. Zusammengenommen würden die Vorteile einer BM-Ausbildung für den Lehrbetrieb überwiegen und den Nachteil wettma- chen, der darin bestehe, dass BM-Lernende aufgrund des Berufsmaturitätsunterrichts zirka 20 Tage im Jahr weniger im Betrieb anwesend seien. Digitale Plattformen nutzen Sabrina Haeber und Yanis Di Vincenzo, Ausbildungscoaches bei der KMU Lehrbetriebsverbund AG, erläuterten, dass ausbildende Unternehmen heute aktiv auf die Lernenden zugehen müssten, um bei der Rekrutierung erfolgreich zu sein. Jugendliche seien zunehmend auch auf digitalen Plattformen wie TikTok und Instagram für Lehrangebote zu erreichen. Den Bewerbenden sei es wichtig, sich schnell und einfach auf die Lehrstellen bewerben zu können und alle relevanten Informationen aufbereitet vorzufinden. Zudem seien der jungen Generation heute Faktoren wie Abwechslung, angenehmes Arbeitsumfeld und eine spannende Tätigkeit wichtig. Dr. Monika Wilhelm www.check-dein-wissen.ch www.anforderungsprofile.ch Seit 25 Jahren betreibt Marco Koch eine Schreinerei in Eptingen. Während der ersten zwölf Jahre wurde der Betrieb als Einzelfirma «M. Koch Schreinerei» geführt. 2005 fand die Verlegung des mitten im Dorf gelegenen Produktionsbetriebes ins Eptinger Industriegebiet statt. Dank dieses Umzugs konnte die Werkstatt vergrössert und den mittlerweile gestiegenen Produktionsanforderungen angepasst werden. Im 11. Tätigkeitsjahr wurde das Angebot mit der Produktion von «Haustüren nach Mass» erweitert. 2009 fand die Umwandlung der Einzelfirma in die «KochSager Schreinerei Bauelemente GmbH» statt. Aktuell beschäftigt Inhaber Marco Koch zwei Mitarbeitende. Die Schreinerei fertigt Küchen, Schränke, Möbel, Türen und Fenster an. Im Weiteren werden auch Parkettböden verlegt. Bei allen Tätigkeiten steht die Kundenzufriedenheit im Vordergrund. Marco Koch legt grossen Wert auf individuelle Dienstleistungen. Der Handwerksbetrieb, der auch Mitglied des Gewerbevereins KMU Homburger-/Diegtertal ist, handelt zusätzlich mit Bauelementen. Das Unternehmen empfiehlt sich als «Partner rund ums Bauen und Wohnen.» Marcel W. Buess VERANSTALTUNGEN «KMU Business Treff» mit Kurt Aeschbacher «Unternehmensnachfolge – Wünsche, Emotionen, Umsetzbarkeit.» Unter diesem Titel steht der nächste «KMU Business Treff» am kommenden 22. September im Haus der Wirtschaft in Pratteln, der von der Wirtschaftskammer Baselland und UBS durchgeführt und vom bekannten Fernsehmoderator Kurt Aeschbacher moderiert wird. Kurt Aeschbacher diskutiert mit vier Unternehmerinnen und Unternehmern darüber, wie diese die Nachfolgeregelung in ihrer Firma angegangen haben und welche Punkte sie als besonders beachtenswert empfinden. Im Anschluss an die Veranstaltung besteht im Rahmen eines Apéro riche die Gelegenheit zum persönlichen Austausch. ds INTERPELLATION – Der Bundesrat hat eine Interpellation der Nationalrätin Sandra Sollberger beantwortet, die sich über Ungleichheiten in den Statistiken zur Berufsbildung und zu Hochschulstudien beklagt hatte. Für eine ausgeglichene Bildungsstatistik «KMU Business Treff», Unternehmensnachfolge, 22. September 2022, 17 bis 20 Uhr, Haus der Wirtschaft, Pratteln SOCIAL-MEDIA-POST DER WOCHE Die Baselbieter SVP-Nationalrätin und Regierungsratskandidatin Sandra Sollberger hat noch vor den Sommer ferien im nationalen Parlament Fragen zur Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung gestellt, die seit 2006 in der Bundesverfassung verankert, jedoch bei Weitem noch nicht erreicht ist. Aus Sicht der Wirtschaft gingen in der Realität gute Schülerinnen und Schüler für die Berufsbildung verloren. In der Interpellation verlangte sie auch eine ausgeglichene Bildungs statistik, in dem nicht nur Lehrabbrüche, sondern auch Abbrüche und Durchfallquoten in der Hochschulbildung transparenter werden. Ende August hat der Bundesrat nun die Fragen von Sandra Sollberger im Vorstoss beantwortet. «Die gleichwertige gesellschaftliche Anerkennung von allgemeinbildenden und berufs bezogenen Bildungswegen ist einer der strategischen Leitsätze der gemeinsamen bildungspolitischen Ziele von Bund und Kantonen. Es ist wichtig, dass die Gleichwertigkeit der Bildungswege Die Baselbieter Nationalrätin Sandra Sollberger. Bild: zvg in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Der Bund beteiligt sich mit einem Richtwert von 25 Prozent an den Kosten der öffentlichen Hand für die Berufsbildung. Darüber hinaus unterstützt der Bund Berufsmeisterschaften oder regionale Berufsmessen und die Kampagne ‹Berufsbildungplus.ch›, die sich spezifisch an Eltern richtet», schreibt der Bundesrat. Bund publiziert Zahlen Gleichzeitig erklärt der Bundesrat, dass das Bundesamt für Statistik Daten zu Lehrvertragsauflösungen, zum Wiedereinstieg in eine berufliche Grundbildung sowie zum Zertifikationsstatus publiziere, nicht aber eine «Lehrabbruchsquote». Die Koordinationsstelle für Bildungsforschung habe ausserdem 2013 eine Analyse zu den Studienabbrüchen publiziert, das Bundesamt für Statistik veröffentliche Längsschnittnalysen und der Bildungsbericht enthalte Zahlen zu den Studienabbrüchen. «Die Berufsbildungsforschung, die statistischen Erhebungen und die Längsschnittanalysen sind Instrumente, mit denen Kenntnisse im Hinblick auf die Steuerung gesammelt und Punkte mit Verbesserungspotenzial für das System ermittelt werden können», so der Bundesrat. Die mit diesen Instrumenten erhobenen Daten würden systematisch ausgewertet, damit allenfalls Massnahmen getroffen und von den Partnern umgesetzt werden können. So stelle der in der Regel alle vier Jahre erscheinende Bildungsbericht Schweiz auch eine wesentliche Grundlage für die BFI-Botschaften dar, die der Bundesrat im Vierjahresrhythmus ans Parlament verabschiedet. «Ziel nicht erreicht» Sandra Sollberger äusserte sich in einer ersten Stellungnahme: «Der Bundesrat bekräftigt zwar in den Antworten auf meine Interpellation sein Engagement für die Berufs bildung, geht aber leider nicht darauf ein, dass das Ziel der gleichwertigen Anerkennung zwischen akademischer und beruflicher Bildung noch lange nicht erreicht ist, der Trend allenfalls sogar in die falsche Richtung geht. Ohne kritische Beurteilung, was denn heute schief läuft, werden die Massnahmen des Bundes verpuffen oder im schlimmsten Fall das Gegenteil bewirken, wie mit der unglücklichen Kampagne «BerufsbildungPlus», in der Handwerksberufe und Eidgenössische Fähig keitsausweise (EFZ) als minderwertig dargestellt werden.» Dr. Monika Wilhelm

16. September 2022 INTERVIEW Standpunkt der Wirtschaft | 3 10 JAHRE KSBL – Das Kantonsspital Baselland (KSBL) feiert sein 10-jähriges Bestehen in der neuen Gesamtstruktur. Norbert Schnitzler, CEO des Kantonsspitals, spricht im Interview mit dem Standpunkt der Wirtschaft über die Erfahrungen und Vorteile, die Strategie «Fokus», Corona, Pflegende und die Teuerung. «Das KSBL ist zusammengewachsen» Standpunkt: Herr Schnitzler, zehn Jahre können eine kurze, aber auch eine lange Zeit sein. Wenn Sie Bilanz ziehen über die 2012 eingeführte Konzentration der medizinischen Kräfte der Baselbieter Kantonsspitäler, wie fällt diese heute – mit zehn Jahren Erfahrung – aus? Norbert Schnitzler: Der Zusammenschluss war der richtige Schritt, denn damit wurde die Grundlage gelegt, die Spitalversorgung im Baselbiet gesamthaft zu koordinieren und regionale Versorgungsstrukturen zu schaffen. Nur als ein Spitalunternehmen KSBL sind die drei Standorte Liestal, Bruderholz und Laufen im heutigen, sehr anspruchsvollen Umfeld wettbewerbsfähig. Welche medizinischen «Vorzüge» haben sich aus diesem Zusammen wirken primär ergeben? Wir konnten medizinische Kompetenzen bündeln und auch voneinander lernen. So konnten wir in den einzelnen Disziplinen jeweils die «Best Practices» als gemeinsamen Standard definieren – was zu einer Qualitätssteigerung beigetragen hat. Der Zusammenschluss hat auch unsere Finanzkraft gestärkt: Investitionen in modernste Medizintechnik und Infrastruktur sind so einfacher möglich, auch das ist ein Faktor, der zur Steigerung der Qualität unseres Angebots beiträgt. Es ist Einiges passiert in diesem Jahrzehnt – unter anderem stand eine noch weitergehende Zusammen arbeit in der regionalen Gesundheitsversorgung mit der Abstimmung am 10. Februar 2019 zur Debatte, die in der Stadt keine Mehrheit fand. Wie hat sich dieses Verdikt im organisatorischen Alltag der Spitäler in der Region in der Zwischenzeit ausgewirkt? Für die Gesundheitsversorgung unserer Region war der 10. Februar 2019 ein trauriger Tag. Die Fusion hätte es einfacher gemacht, die zahlreichen Herausforderungen, denen aktuell alle Spitäler in der Schweiz und damit auch USB und KSBL gegenüberstehen, zu meistern. Und das gilt für das Unispital Basel gleicher massen wie für das KSBL. Nach dem Fusions-Nein haben sich USB und KSBL leider voneinander wegbewegt – ich spreche immer von einer «Entlobung», die dann statt– gefunden hat. Seitens KSBL suchen wir die enge Kooperation mit dem Unispital, denn eine solche macht für beide Seiten und auch für unsere Patientinnen und Patienten sowie für die ganze Region Sinn. Wir wären nie so glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen, hätten wir nicht sehr eng und gut zusammen gearbeitet. Das sollte uns eine Lehre für die Zukunft sein. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand in den letzten Jahren die Überführung des Spitals Laufen in ein «ambulantes Zentrum» Wie ist der Stand aktuell in diesem Dossier, das ja ebenfalls stark von emotionalen Faktoren geprägt ist? Das Projekt zur Eröffnung eines modernen ambulanten Gesundheitszentrums im «Birs Center» in Laufen ist auf sehr gutem Weg. Unser Konzept dafür macht Sinn, was sich nicht zuletzt bereits daran zeigt, dass wir leistungsstarke medizinische Partner gewinnen konnten, die mit uns gemeinsam das Gesundheitszentrum im «Birs Center» be- treiben werden. So werden wir eine sehr breite Palette an medizinischen Dienstleistungen bieten können, einschliesslich 24/7-Walk-in-Angebot für nicht lebensbedrohliche Notfälle. Nun warten wir auf die Baugenehmigung, um die Räumlichkeiten für unsere Zwecke umbauen zu können. Auf noch hängige Baueinsprachen haben wir durch entsprechende Anpassungen unserer Baupläne reagiert – rein sachlich gibt es nun keinen Grund mehr, der gegen die Baugenehmigung spricht. Wie sehen Sie diesen Spagat zwischen den oft auch traditionell begründeten Ansprüchen einer Region auf medizinische Versorgung und den wirtschaftlichen Realitäten, denen Sie sich als Unternehmen stellen müssen? Als öffentliches Spitalunternehmen stehen wir in der doppelten Verantwortung, einerseits die medizinische Versorgung der Bevölkerung bestmöglich sicherzustellen und andererseits auch wirtschaftlich zu arbeiten – letzteres schreibt uns sogar das Krankenversicherungsgesetz explizit vor. Dank der Möglichkeiten der modernen Medizin und durchdachter Konzepte gelingt uns dieser Spagat immer besser. Regional bauen wir auf das Konzept der «abgestuften Versorgung», das eine optimale Versorgung der Bevölkerung mit medizinischen Leistungen von der universitären Spitzenmedizin bis zu niederschwelligen ambulanten Angeboten in der Grundversorgung vorsieht. Hier stehen wir im engen Dialog mit unseren Kooperationspartnern, allen voran dem USB. Die Nähe zur Bevölkerung suchen Sie mit öffentlichen Vorträgen zu ganz alltäglichen oder auch aussergewöhnlichen medizinischen Fragen, die auch diesen Herbst wieder programmiert sind. Wie ist hier die Resonanz? Solche Veranstaltungen finden in der Regel grosse Resonanz. Durch Corona waren wir gezwungen, eine längere Zeit auf diese Veranstaltungen zu verzichten. Nun fahren wir dieses Angebot wieder hoch. Wie würden Sie die Qualität der medizinischen Versorgung in der Region – Stand heute – ganz generell einstufen? Die medizinische Versorgung in der Region ist auf einem sehr hohen Niveau. Werden Defizite moniert, liegt das oft am fehlenden Wissen, welche Angebote existieren. Beispielsweise betreiben wir am Standort Bruderholz die grösste Orthopädie der Nordwestschweiz wie auch eine grosse Geriatrie (Altersmedizin) mit direkt angegliederter Rehabilitation im selben Gebäude. Darum werden wir vielerorts beneidet, aber viele in der Region wissen das einfach nicht. Wo sehen Sie noch Optimierungsbedarf – oder anders gefragt: welche Projekte befinden sich in Ihrer Pipeline? Aktuell arbeiten wir an zwei grossen Themen. Zum einen ist das die sogenannte Zentrenbildung, mit der wir unser medizinisches Angebot noch besser auf den Nutzen unserer Patientinnen und Patienten ausrichten. Konkret heisst das, wir organisieren uns neu so, dass die relevanten ärztlichen und pflegerischen Spezialisten interdisziplinär und inter professionell in Zentren zusammen arbeiten, zum Beispiel im Norbert Schnitzler ist seit August 2020 CEO des Kantonsspitals Baselland. Bild: zVg neuen Zentrum Bauch für alle medizinischen Probleme rund um den Verdauungstrakt oder im neuen Zentrum Bewegungsapparat, wo künftig die Orthopädie und die Schmerzmedizin unter einem Dach agieren werden. Zum anderen arbeiten wir daran, unsere betrieblichen Abläufe zu verschlanken, um wirtschaftlicher zu werden. Ein konkretes Beispiel hierfür ist das Projekt für ein ambulantes Operationszentrum am Standort Bruderholz, welches sich bereits in der Phase der Bauausschreibung befindet. «NUR ALS EIN SPITALUNTERNEHMEN KSBL SIND DIE DREI STANDORTE LIESTAL, BRUDERHOLZ UND LAUFEN IM HEUTIGEN, SEHR ANSPRUCHS- VOLLEN UMFELD WETTBEWERBSFÄHIG.» Das KSBL ist kürzlich dem Partner netzwerk «smarter medicine – choosing wisely Switzer land» beigetreten. Was bedeutet dieser Schritt für Ihre Organisation, aber auch für die Patientinnen und Patienten? Hier ist der Name auch Programm: Es geht darum, die Fülle der Möglichkeiten, die die moderne Medizin bietet, «intelligent» einzusetzen. Patientinnen und Patienten sollen die Behandlung erhalten, von der sie am meisten profitieren – und nicht das Spital oder gar der Arzt. Wir wollen dazu einen Beitrag leisten, nicht zuletzt auch, damit unser Gesundheitssystem nachhaltig finanzierbar bleibt. Personell ist bei Ihnen seit 1. September 2022 eine Schlüsselposition neu besetzt: Petra Mösching übernahm die Funktion als CFO und ist neu Teil der Geschäftsleitung. Wie wichtig ist sie im Zusammenhang mit der Strategie Fokus, mit der Sie sich ja auf der Zielgeraden befinden? Die Strategie Fokus hat zwei Standbeine: zum einen eine neue medizinische Angebotsstrategie, die die Fokussierung unserer Standorte auf bestimmte Schwerpunkte beinhaltet. Zum anderen die betriebliche Neu- strukturierung, damit es möglichst wenig Verschwendung in den Betriebsabläufen gibt und das KSBL wirtschaftlicher arbeiten kann. Die CFO-Funktion wird ja gerne als das «betriebswirtschaftliche Gewissen» eines Unternehmens bezeichnet. Petra Mösching bringt wertvolle Erfahrung und Expertise mit, um gerade auch diese Rolle in der Geschäftsleitung und für das ganze KSBL zu spielen. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir sie für uns gewinnen konnten. Zuletzt hat das KSBL den Sanitäts posten «Basis» am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln betrieben. Wie fällt Ihre Bilanz an diesem wohl gigantischsten Anlass der Region aus? Wir sind stolz darauf, dass wir «Medical Partner» des ESAF in Pratteln sein durften und so zeigen konnten, dass wir ein wichtiger Akteur im Kanton Baselland und in der ganzen Region sind. Diese Aufgabe als «Medical Partner» umfasste neben dem Sanitätsposten auch die Betreuung der Athleten in der Arena durch ein Team von KSBL-Sport orthopäden. Die vielen positiven Rückmeldungen, von intern wie von extern, bestätigen die Bilanz, die auch unser Organisatorenteam zieht: Das war «eine rundum gefreute Sache». Die Pandemiejahre haben enorme Herausforderungen an die medizinische Versorgung gestellt. Wie blicken Sie auf diese anspruchsvolle Zeit zurück und auf was stellen Sie sich in Sachen Coronavirus für den kommenden Herbst und Winter ein? Wir haben gezeigt, dass das KSBL sehr leistungsstark ist: Das KSBL betreibt zwei der vier Intensivstationen im Raum Basel. Im Baselbiet sind wir die einzigen, die intensivmedizinische Versorgung anbieten. Ohne unsere zwei IPS wäre die Versorgung der Baselbieter Bevölkerung gefährdet gewesen. Wie es mit der Pandemie weitergeht, kann aktuell niemand vorhersehen. Wir am KSBL sind aber wieder parat, auch nochmals schwere Wellen zu bewältigen. Was hat sich in Ihrer Organisation für das während der Pandemie hoch gelobte Pflegepersonal inzwischen effektiv getan und verbessert? Die Pflege hat in den letzten beiden Jahren besondere Aufmerksamkeit genossen: Neben Corona-Prämien haben wir die Löhne in der Pflege überproportional angehoben. Zudem haben wir ganz spezifische Massnahmen ergriffen: Zum Beispiel haben wir Pflegemitarbeitenden bei der Parkplatzvergabe Priorität eingeräumt, haben einen Springer-Pool, dessen Mitglieder sich die Arbeitszeiten frei wählen können, und wir haben den Bewerbungsprozess für Pflegende vereinfacht und somit die Hürde, zu uns zu kommen, abgesenkt. Unsere Analysen zeigen, dass die Fluktuation bei unseren Mitarbeitenden in der Pflege geringer ist als in den meisten anderen Spitälern der Deutschschweiz. Das bestärkt uns, auf dem eingeschlagenen Weg weiter zugehen. Zehn Jahre KSBL liegen hinter Ihnen – wagen Sie einen Ausblick auf die kommenden zehn Jahre? Hätten Sie mich das vor sechs Monaten gefragt, hätte ich Ihnen ohne Vorbehalt eine sehr optimistische Antwort gegeben: Wir merken, dass unsere Massnahmen und Projekte im Rahmen der Strategie greifen, sowohl im Hinblick auf das medizinische Angebot wie auch mit Blick auf die betriebswirtschaftlichen Prozesse. Beides hat dazu beigetragen, dass wir einen sehr erfreulichen Halbjahresabschluss erzielt haben. Wir hätten also allen Grund, optimistisch zu sein. Nun aber macht uns die Teuerung zu schaffen. Anders als andere Unternehmen kann ein Spital nicht einfach schnell die Preise für seine Leistungen anheben. Der wirtschaftliche Druck auf alle Spitäler, und so auch auf das KSBL, wächst damit nochmals enorm. Aber wir können mit diesem Druck umgehen: Das KSBL ist in den letzten Jahren zusammengewachsen – und gemeinsam sind wir stark.Interview: Daniel Schaub www.ksbl.ch ZUR PERSON Norbert Schnitzler, 54, absolvierte ein Politik-Studium mit Magister- Abschluss in Freiburg im Breisgau, in Nordirland und Bonn, bevor er während weiteren zwei Jahren an der Harvard-Universität den Masterabschluss in Öffentlichem Management realisierte. Danach war er als Berater beim Strategie-Beratungsunternehmen «Booz- Allen-Hamilton» tätig, wo er sich auf Beratungsprojekte im Gesundheitssektor fokussierte und Spitäler, Pflege einrichtungen sowie Medizintechnik- und Pharmaunternehmen in strategischen Unternehmensentscheiden beriet. Später war er beruflich bei der Privatklinikgruppe Hirslanden in Zürich und von 2013 bis 2019 als Spitaldirektor des Berner Salem-Spitals engagiert, ehe er die Funktion als Geschäftsführer Orthopädie am Universitätsspital Basel übernahm. Im April 2020 wurde er vom Verwaltungsrat des Kantonsspitals Baselland (KSBL) im Zuge der neu formulierten Strategie «Fokus» zum neuen CEO berufen. Gemeinsam mit seiner Frau lebt Norbert Schnitzler seit 2008 im Baselbiet. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport in der Natur, wo er auf dem Rennvelo oder Mountainbike, beim Wandern, Klettern oder beim Langlaufen den Ausgleich zu seiner Arbeit findet. ds

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