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Standpunkt 535, 18. Februar 2022

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2 | Standpunkt der Wirtschaft ENERGIEPOLITIK 18. Februar 2022 ÄNDERUNG KANTONALES ENERGIEGESETZ – Der Baselbieter Regierungsrat fordert ein Verbot von fossilen Heizungen sowie eine Solar-Pflicht für Neubauten. Das letzte Wort wird wohl das Baselbieter Stimmvolk haben. Die Abstimmung über die Klimaschutzinitiative hat gezeigt, dass es Verbote schwer haben. Verbote statt Anreize in Klimapolitik Der Baselbieter Regierungsrat setzt in seiner künftigen Klimapolitik in erster Linie auf Verbote und Verpflichtungen. So fordert der Regierungsrat im Rahmen der anstehenden Revision des kantonalen Energie gesetzes ein Verbot von fossilen Heizungen. Weiter sollen Neubauten zwingend mit einer Solaranlage ausgestattet werden müssen. Ebenfalls sollen Nicht-Wohnbauten mit Einrichtungen zur Gebäudeautomation ausgerüstet werden und es soll periodisch eine Betriebsoptimierung durchgeführt werden müssen. Diese einschneidenden Verbote und Pflichten hat der Regierungsrat im Rahmen des aktuell veröffentlichten Energieplanungsberichts 2022 in die Vernehmlassung geschickt. Im Sinne eines Zwischenschritts hin zum Netto-Null-Emissionsziel erachtet der Baselbieter Regierungsrat die vorgestellten Massnahmen als erforderlich, um sowohl die Treibhausgasemissionen zu reduzieren als auch die Versorgungssicherheit zu erhalten und Risiken von Versorgungsengpässen zu minimieren. Insgesamt soll der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch im Kanton bis zum Jahr 2030 von bisher 40 Prozent auf mindestens 70 Prozent gesteigert werden. Der Regierungsrat erachtet diesen neuen Zielwert als ambitioniert, aber erreichbar. Mit den in die Vernehmlassung geschickten Anpassungen scheint der Regierungsrat jedoch zu verkennen, dass neue einschneidende Verbote in der Klimapolitik in der Bevölkerung einen schweren Stand haben. Gerade aktuell hat die Baselbieter Stimmbevölkerung die Klimainitiative der Grünen mit rund 65 Prozent wuchtig versenkt. Statt laufend neue Verbote zu fordern, sollte in der Klima politik stärker auf Anreize gesetzt werden. Nur so kann eine mehrheitsfähige und gesellschaftsverträgliche Energiewende realisiert werden. Diesbezüglich sollte sich die Politik am erfolgreichen und breit abgestützten Baselbieter Energiepaket orientieren. Mehr PV, weniger Öl und Gas Wenn es nach der Regierung geht, müssen insbesondere Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzer mit neuen Energie-Auflagen rechnen. Bei Neubauten oder beim Ersatz von Heizungen in bestehenden Bauten soll gemäss Kanton in Zukunft ein auf erneuerbaren Energien basierendes Heizsystem eingesetzt werden müssen. Dies entspricht de facto Die vom Regierungsrat in die Vernehmlassung geschickten Änderungen des Energiegesetzes sollen mehr Photovoltaikanlagen auf Baselbieter Dächer bringen. Bild: Shutterstock einem Verbot von fossilen Heizungen. Den Betroffenen werden somit zumindest einmalig hohe Kosten entstehen. Der Regierungsrat erachtet es vor dem Hintergrund des Netto-Null Ziels als zwingend, fossile Heizungen konsequent durch klimafreundliche zu ersetzen. Weiter schreibt der Gesetzestext vor, dass Neubauten einen Teil ihrer benötigten Elektrizität selbst erzeugen müssen. Bei Neubauten muss die Leistung der installierten Elektrizitätsanlage mindestens 20 W pro m² Energiebezugsfläche betragen. Dies bedeutet, dass Neubauten zwingend mit einer Solaranlage ausgestattet werden müssen. Die Vorgabe zielt darauf ab, den PV-Ausbau im Kanton zu beschleunigen und auf den durch die zunehmende Elektrifizierung steigenden Strombedarf zu reagieren. Schliesslich soll auch die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ausgebaut werden. Bei neuen Wohngebäuden sind mindestens eine ausreichende Anschlussleistung sowie Leerrohre für eine spätere Installation vorgesehen. Firmen und öffentliche Einrichtungen die neu gebaut werden mit bis zu 50 Parkplätzen, sollen einen Parkplatz, solche mit mehr als 50 Parkplätzen mindestens zwei Prozent der Parkplätze mit Lade stellen ausrüsten. Auch bestehende Mehrparteiengebäude sollen Ladeinfrastrukturen bereitstellen müssen – diese Investitionen sollen über das Energiepaket unterstützt werden. Vorschriften für Nicht-Wohnbauten Im Hinblick auf einen möglichst tiefen Energieverbrauch sieht die vorliegende Gesetzvorlage auch Vorschriften für Nicht-Wohnbauten vor. Diese machen schweizweit zwar nur 10 Prozent des Gebäudebestands aus, sind aber für rund ein Drittel des Energiebedarfs von Gebäuden verantwortlich. Daher ist es gemäss Regierungsrat wichtig, die einzelnen Gebäudetechnik-Komponenten sinnvoll zu steuern und den Energieverbrauch zu beschränken. So ist zum Beispiel in Neubauten die Einrichtung zur Gebäudeautomation vorgesehen. Des Weiteren ist gemäss Vorlage innerhalb von drei Jahren nach Inbetriebsetzung und danach periodisch eine Betriebsoptimierung für Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär oder auch Gebäudeautomation vorzunehmen. Von der Regelung ausgenommen sind Grossverbraucher, da diese in der Regel bereits Zielvereinbarungen abgeschlossen haben. Alleine durch die Optimierung der bereits bestehenden Gebäudetechnik könnten rund 15 Prozent der Energie eingespart und rund 40 Prozent der Treibhausgas-Emissionen vermieden werden. Obschon die Neuregelung Kosten verursachen wird, gehen Studien von einer kurzen Pay-back-Dauer von in der Regel unter zwei Jahren aus. Danach ist eine solche Investition bereits gewinnbringend. Über einen Nutzungszeitraum von 10 – 13 Jahren ab Projektbeginn kann mit einem monetären Gewinn gerechnet werden, der rund 4 – 5 Mal den Projektkosten für die Betriebsoptimierung entspricht. Die Vernehmlassung zu den besagten Gesetzesänderungen läuft bis zum 25. April 2022. Im Anschluss an die Vernehmlassung wird das Geschäft im Baselbieter Landrat beraten. Volksabstimmung wahrscheinlich Aufgrund der weitreichenden Konsequenzen kann davon ausgegangen werden, dass das Baselbieter Stimmvolk als letzte Instanz über die Gesetzesänderungen bestimmen kann. Vor dem Hintergrund der überaus deutlich abgelehnten Klimainitiative ist absehbar, dass die aktuelle Vorlage noch deutlich angepasst werden muss, wenn sie vor dem Stimmvolk bestehen soll. Vorbild Energiepaket MOTION Die Krux mit der politischen Neutralität In vielen Kantonen ist die politische Neutralität an Schulen, namentlich an den Volksschulen sowie den Berufs- und Mittelschulen, in Verfassungen und Gesetzen verankert. So zum Beispiel im Aargau sowie in Basel-Stadt, Bern, Luzern und Zürich. Im Kanton Basel-Landschaft hingegen stösst diese Thematik kaum auf Interesse. Eine gesetzliche Verankerung der politischen Neutralität fehlt hier jedenfalls. Dieses Manko hat FDP-Landrätin Christine Frey auf den Plan gerufen. Sie hat vor der letzten Landratssitzung die Motion mit dem Titel «Politische Neutralität in Baselbieter Schulen im Gesetz verankern» eingereicht. Eine gesetzliche Verankerung der politischen Neutralität sei Ausdruck des aufklärerischen Gedankens und schütze Schülerinnen und Schüler vor politischer Beeinflussung durch den Staat, heisst es im Vorstoss. Meinungsfreiheit im schulischen Umfeld Es sei entscheidend, die Meinungsfreiheit der jungen Bürgerinnen und Bürger im schulischen Umfeld zu schützen. Es gebe immer wieder Anzeichen dafür, dass Schulleitungen und Lehrpersonen ein Problem mit politischer Neutralität hätten und Schülerinnen und Schüler mit ihrer eigenen politischen Meinung beeinflussten, schreibt Frey. Es sei jedoch nicht Aufgabe der Schulen, politische Ideologien zu verbreiten. Vor diesem Hintergrund bittet die freisinnige Landrätin den Regierungsrat, eine Vorlage zu erarbeiten, wonach die Verpflichtung zur politischen Neutralität und Ausgewogenheit beim Unterricht an den Baselbieter Schulen im Bildungsgesetz verankert werde. Zusätzlich solle der Regierungsrat aufzeigen, mit welchen Massnahmen und Instrumenten er sicherstellen wolle, dass die gesetzlichen Vorgaben auch tatsächlich umgesetzt würden. Gegenüber dem Standpunkt wird Christine Frey konkreter: «Es gibt Schüler, die sich nicht mehr trauen, ihre Meinung zu äussern, weil dies schlechte Noten zur Folge haben könnte.» Sie erhoffe sich eine gesetzliche Verankerung der politischen Neutralität, denn an den Baselbieter Schulen sollten Themen nicht einseitig betrachtet werden. Loris Vernarelli Für eine mehrheitsfähige Vorlage braucht es keine Verbote, dafür sinnvolle KMU-NACHRICHTEN Anreize. Das Baselbieter Ener- giepaket sollte dafür als Vorlage genutzt werden. Dank dem Energiepaket können im Kanton Basel- EVENT Day Baselland findet erstmals statt Landschaft bereits jetzt 525 GWh Energie pro Jahr eingespart werden. Dies entspricht dem Heizenergieverbrauch von rund 28 000 Einfamilienhäusern. Das Baselbieter Energiepaket setzt entsprechend dort an, wo mit dem eingesetzten Franken die beste Wirkung erzielt werden kann, bei der Verbesserung der Energieeffizienz, und zwar durch Anreize, nicht durch Verbote. Die Wirtschaftskammer Baselland unterstützt das Energiepaket Am 20. Mai 2022 organisiert Baselland Tourismus im Tagungs- und Eventcenter im HDW Pratteln den ersten EVENT Day Baselland. Gemeinsam mit den Leistungsträgern will die Organisation die Seminar- und Eventlocations sowie die attraktiven Rahmenprogramme und Services noch bekannter machen. Der Event dient als Netzwerk-Plattform, die Teilnehmenden entdecken und erleben die ganze Breite des Angebots im MICE-Bereich (Meetings, Incentives, Conventions, Events) im Baselbiet. Ab Ende März ist das Programm auf der Website aufgeschaltet.bote – die aktuell geplanten Ver- und Verpflichtungen hingegen nicht. Die Regierung und das Parlament haben noch einige Arbeit vor www.baselland-tourismus.ch/eventday red sich. Lea Klingenberg SOCIAL-MEDIA-POST DER WOCHE ABSTIMMUNGSRESULTATE – Die Stimmberechtigten haben am vergangenen 13. Februar über zwei kantonale und vier nationale Vorlagen entschieden. Freude über Ausgang der kantonalen Abstimmungen Das Abstimmungswochenende vom vergangenen 13. Februar ist auf kantonaler Ebene ganz nach dem Gusto des Wirtschaftsrats verlaufen. Das Parlament der Wirtschaftskammer Baselland hatte für die Klimaschutzinitiative der Grünen die Nein-Parole beschlossen. Mehr als 64 Prozent der Baselbieter Stimmberechtigten sind der Empfehlung gefolgt und haben ein Nein in die Urne gelegt (siehe Artikel auf Seite 1). Wohlgesinnter waren die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger gegenüber der «Teilrevision der Verfassung betreffend Volksinitiativen», die sie mit 77,25 Prozent Ja-Stimmen angenommen hatten. Der Wirtschaftsrat hatte hier keine Parole gefasst. Nationale Vorlagen Dem Sinn des Wirtschaftsrats entsprachen auf nationaler Ebene die zwei Nein zur Volksinitiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot – Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt», die mit 79,1 Prozent Nein-Stimmen schweizweit und 82,6 Prozent Nein im Baselbiet abgelehnt wurde, und zum «Massnahmenpaket zugunsten der Medien», gegen das schweizweit mit 54,6 der Stimmberechtigten stimmten. Im Baselbiet waren es 56,1 Prozent Nein-Stimmen. Stempelsteuer: Keine Abschaffung Die Änderung des Bundesgesetzes über die Stempelabgaben (StG), für die der Wirtschaftsrat die Ja-Parole beschlossen hatte, fand beim Stimmvolk mit 62,7 Prozent keine Zustimmung. Im Baselbiet lag der Nein- Stimmenanteil bei knapp 66 Prozent. Nicht der Abstimmungsparole des Wirtschaftsrats gefolgt sind die Stimmberechtigten auch bei der Initiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung (Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung)». Sie wurde von 56,7 Prozent der Stimmberechtigten angenommen; im Kanton Basel- Landschaft stimmten 53,9 Prozent mit Ja. Reto Anklin

18. Februar 2022 WIRTSCHAFTSKAMMER Standpunkt der Wirtschaft | 3 PERSONELLES – Der 35-jährige Marc Scherrer aus Laufen wird per 1. September 2022 in die Geschäftsleitung der Wirtschaftskammer Baselland eintreten. Als stellvertretender Direktor wird er den Bereich Berufsbildung verantworten. Marc Scherrer neu in der Geschäftsleitung Marc Scherrer war der breiten Öffentlichkeit bislang primär aus seinen politischen Aktivitäten bekannt. Zwischen 2014 und 2017 präsidierte er die damalige CVP des Kantons Basel-Landschaft, im September 2015 wurde er als Landrat ins Baselbieter Kantonsparlament gewählt, wo er bis heute für die Fraktion der Mitte/GLP in der Volkswirtschaftsund Gesundheitskommission Einsitz hat. Breite Erfahrung Seit 2010 präsidiert der in Laufen wohnhafte Marc Scherrer den Gewerbe verein KMU Laufental. Diesen Gewerbeverband hat er mit seinem Team erfolgreich entwickelt. Der Gewerbeverein KMU Laufental zählt heute über 350 Mitglieder. Gleichzeitig steht Marc Scherrer der Stiftung des «Business Park Oberbaselbiet I Laufental I Thierstein» vor. Seine wirtschaftlichen Kompetenzen hinterlegte er mit einem Masterstudium in Wirtschaft an der Hochschule Luzern (2012 bis 2014) und einer Weiterbildung in «International Retail Management» an der Universität St. Gallen. Beruflich ist er seit über neun Jahren in verschiedenen Funktionen bei Manor tätig, er war Vizedirektor bei Manor Genf, Leiter der Wirtschaftspolitik des Unternehmens und aktuell Direktor für Wirtschaftspolitik, Nachhaltigkeit und Sicherheit. Ab 1. September wird er nun bei der Wirtschaftskammer als stellvertretender Direktor in die Geschäftsleitung eintreten und dort den Bereich Berufsbildung verantworten. Marc Scherrer blickt sehr positiv auf diese zentrale und zukunftsorientierte Aufgabe: «Ich freue mich, Teil eines tollen Teams zu werden und die Wirtschaftskammer als breit aufgestellte Institution für unseren Wirtschaftsstandort auf ihrem Weg in die Zukunft begleiten zu dürfen. Das Wichtigste ist für mich, dass unsere Jugendlichen eine berufliche Perspektive und die Unternehmen gut ausgebildete Mitarbeitende erhalten. Die Berufsbildung ist der Einstieg in die Arbeitswelt, die Basis für ein lebenslanges Lernen und öffnet eine Vielzahl von beruflichen Perspektiven», sagt Scherrer (vgl. Interview auf dieser Seite). «Der richtige Mann» «Marc Scherrer vereint mit seinem politischen, gewerblichen und unternehmerischen Hintergrund alle Anforderungen, die diese Aufgabe stellt», sagt Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland. «Bei der Berufsbildung werden wir in den nächsten Jahren viel Arbeit leisten müssen, um ihr den Stellenwert zu erhalten, den sie verdient.» Buser legt Wert darauf, dass mit intensivierter Ausbildung der ausbildenden Personen und Unternehmen und der Pflege der guten Zusammenarbeit im Berufsbildungsverbund mit dem Kanton und den Berufsverbänden die Attraktivität der Berufslehre weiter gesteigert werden kann. Dies ist auch deshalb wichtig, um dem Fachkräftemangel auf verschiedenen Ebenen begegnen zu können. «Marc Scherrer ist der richtige Mann für diese wichtigen Herausforderungen», sagt Christoph Buser. Berufsschau in die Zukunft führen Scherrer wird als Verantwortlicher für die Berufsbildung auch die seit ihrer Premiere 1996 stetig weiterentwickelte Baselbieter Berufsschau in die Zukunft führen. Dort wird nach dem Abgang des langjährigen OK-Chefs Urs Berger, ab 1998 bis Marc Scherrer wird stv. Direktor der Wirtschaftskammer Baselland. Oktober 2021 Scherrers Vorgänger in der Position des Berufsbildungs- Verantwortlichen bei der Wirtschaftskammer Baselland, eine neue Ära eingeläutet. Die Berufsschau gehört zu den wichtigsten Plattformen zur Präsentation der Vielfalt an möglichen Ausbildungswegen in der Berufswelt. Bei der letzten Auflage in Liestal wurden den Jugendlichen über 250 verschiedene Ausbildungswege aufgezeigt. Die nächsten Berufsschauen sind vom 25. bis 29. Oktober 2023 in Pratteln und vom 22. bis 26. Oktober 2025 in Liestal geplant. Geschäftsleitung wieder komplett Mit der Berufung von Marc Scherrer und dem Nachrücken von Patrick Gross (vgl. Box) in die Geschäftsleitung der Wirtschaftskammer wird diese wieder komplett sein. Ihr gehören neben Direktor Christoph Buser als weiterer stellvertretender Direktor Michael Köhn (Bereich KMU Förderung), Daniel Joos (Bereich Finanzen und Controlling) sowie und PATRICK GROSS RÜCKT AUF Die Geschäftsleitung der Wirtschaftskammer wird neben der Berufung von Marc Scherrer zusätzlich mit dem 49-jährigen Patrick Gross (Bild rechts) ergänzt. Gross ist als CEO der IWF AG, einer Tochtergesellschaft der Wirtschaftskammer Baselland, mit ihren Abteilungen Web Solutions, Communications, Public Affairs, Event Management und Energy, schon länger in führender Position im Haus der Wirtschaft tätig. Seine Berufung in die Geschäftsleitung der Wirtschaftskammer Baselland ist der logische nächste Schritt in seiner beruflichen Karriere. Gross, der 2014 einen Master in Information Systems Management erlangt Bild: zVg Tobias Eggimann (Bereich KMU Dienstleistungen und Verbandsmanagement) an. Daniel Schaub hat, war vor seiner 2015 begonnenen Tätigkeit für die IWF als Projekt- und Bereichsleiter für die Bank for International Settlements und die Sympany tätig. Er wirkt seit 2019 ausserdem als Mentor für die Swiss Innovation Challenge. ds INTERVIEW – Marc Scherrer, neues Geschäftsleitungsmitglied der Wirtschaftskammer Baselland ab 1. September 2022, beantwortet im Kurzinterview die wichtigsten Fragen zu seiner zukünftigen Tätigkeit. «Eine für mich grossartige Aufgabe» «ICH FREUE MICH, TEIL EINES TOLLEN TEAMS ZU SEIN UND DIE WIRTSCHAFTSKAMMER ALS WICHTIGE INSTITUTION FÜR UNSEREN WIRTSCHAFTSSTANDORT AUF IHREM WEG IN DIE ZUKUNFT BEGLEITEN ZU DÜRFEN.» Standpunkt: Herr Scherrer, was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe als Berufsbildungsverantwortlicher und Geschäftsleitungsmitglied der Wirtschaftskammer Baselland? Marc Scherrer: Das Wichtigste ist für mich, dass unsere Jugendlichen eine berufliche Perspektive und die Unternehmen gut ausgebildete Mitarbeitende erhalten. Die Berufsbildung ist der Einstieg in die Arbeitswelt, die Basis für ein lebenslanges Lernen und öffnet eine Vielzahl von beruflichen Perspektiven. Diese Perspektiven den Jugendlichen zu vermitteln und mit ihnen und ihren Ausbildungsbetrieben zusammen diesen Weg zu gehen, ist für mich eine herausfordernde und grossartige Aufgabe. Mit meinem Vorgänger Urs Berger hatte ich schon immer einen guten Austausch. Er hat eine hervorragende Basis gelegt. Auch deshalb wird es für mich ein Privileg sein, die beste Berufsschau der Schweiz weiterzuentwickeln und in die Zukunft zu führen und die gute Zusammenarbeit mit Regierungsrätin Monica Gschwind und den kantonalen Behörden in der BKSD weiter zu pflegen. Die Wirtschafts kammer ist gut aufgestellt, wurde in den vergangenen Jahren modernisiert, und mit dem Umzug in das Haus der Wirtschaft wurde ein wichtiger Akzent gesetzt. Ich freue mich, Teil eines tollen Teams zu sein und die Wirtschaftskammer als wichtige Institution für unseren Wirtschaftsstandort auf ihrem Weg in die Zukunft begleiten zu dürfen. Welche zentralen Herausforderungen sehen Sie im Bereich der Berufsbildung? In keinem anderen Land der Welt ist der Anteil der Jugendlichen, die in ihrer Bildungskarriere eine Berufslehre durchlaufen haben, so hoch wie in der Schweiz. Dazu müssen wir Sorge tragen. Es gilt, den Jugendlichen zu vermitteln, dass es sich lohnt, in eine Berufsbildung zu investieren. Praxis und Theorie sollen weiterhin eng verknüpft sein. Das bedingt eine starke Verbunds arbeit mit den Unternehmen, den Branchenverbänden und dem Kanton. Die Jugendlichen sollen nach dem Abschluss einer Berufslehre für den Arbeitsmarkt gewappnet sein und so mit dazu beitragen, dass sich der Fachkräftemangel nicht weiter verschärft. Wir müssen in der Lage sein, mit einer Art Frühwarnsystem auf solche Mangellagen reagieren zu können. Lehr personen und Eltern sind wichtige Bezugspersonen in der Berufswahl. Es ist essenziell, dass ihnen in engem Austausch die Vorteile einer Berufslehre vermittelt werden und sie die Jugendlichen begeistern können. Sie sind mit ihrem politischen, gewerblichen und unternehmerischen Hintergrund sehr breit aufgestellt für diese Aufgabe. Ein Vorteil? Die letzten zehn Jahre habe ich im Detailhandel gearbeitet. Das ist «People Business», man muss Leute mögen, lernt, auf sie einzugehen und mit ihnen zu arbeiten. Diese Erfahrung bringt mir sicher viel. Als Präsident von KMU Laufental bin ich im regen Austausch mit den Unternehmungen. Durch diesen gewerblichen Hintergrund kenne ich die Bedürfnisse des Gewerbes. Und in der Politik konnte ich mir Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Verwaltung und den politischen Akteuren aneignen. Die Berufslehre ist in den vergangenen Jahren gegenüber der universitären oder der Ausbildung an Fachhochschulen etwas unter Druck geraten. Wo sehen Sie Lösungsansätze für die Attraktivität der Berufslehre? Für den Arbeitsmarkt sind die verschiedenen Ausbildungswege unabdingbar. Es braucht sowohl gut ausgebildete Fachkräfte wie auch Akademikerinnen und Akademiker. Es ist also kein Gegeneinander, sondern vielmehr ein Miteinander. Der Einstieg in die Arbeitswelt mit einer Berufs lehre hat viele Vorteile. Die jungen Menschen lernen früh, wie sie sich im Arbeitsmarkt bewegen und bewähren können. Die Berufslehre ist sehr exakt auf die Bedürfnisse der Wirtschaft abgestimmt und ermöglicht es so, nach dem Abschluss seine Kompetenzen sofort einsetzen zu können. Aber auch der Zugang zu einer höheren Berufsbildung bis hin zum Hochschulstudium ist noch möglich – es gibt also sehr viele Vorteile. Wie lassen sich Ihre politischen Tätigkeiten und Ambitionen mit der neuen Aufgabe kombinieren und vereinbaren? Durch meine Tätigkeit in der Wirtschaftskammer werde ich die Baselbieter Unternehmen und ihre Bedürfnisse noch besser kennenlernen. Dies ermöglicht es mir, deren Anliegen im Parlament noch direkter einzubringen und zu vertreten. Der Austausch mit den Branchenverbänden, den Lernenden und den zuständigen kantonalen Ämtern ermöglicht mir einen noch tieferen Einblick in die Materie, die für die politische Arbeit eminent wichtig ist. Interview: Daniel Schaub

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