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Standpunkt 529, 21. Oktober 2021

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4 | Standpunkt der Wirtschaft VERKEHR 22. Oktober 2021 MOBILITÄT – Der Touring-Club feierte 2021 ein doppeltes Jubiläum: der Schweizer Dachverband wurde 125 Jahre, die 1921 gegründete Sektion beider Basel 100 Jahre alt. Seit seiner Gründung setzt sich der TCS für die Anliegen seiner Mitglieder ein. «Wir bleiben verkehrspolitisch aktiv» Als sich der Touring Club Basel am 14. März 1921 im Restaurant «zur Post» in Basel zusammenfand, da wollten sich die Gründer primär zur Wehr setzen. Es ging um hohe Steuern, Bussen und Verbote für Automobilisten. Berichte aus Riehen oder aus dem aargauischen Mumpf etwa sind überliefert, die die Höchstgeschwindigkeit der aufkommenden Automobile in den Ortschaften auf 10 Stundenkilometer beschränkten. In Mumpf konnten alle Einwohner die Schlagbäume an den Dorfausgängen eigenhändig schliessen, wenn sie der Meinung waren, ein Autofahrer hätte das Dorf zu schnell passiert. Der herangerufene Dorfpolizist sprach dann eine Busse aus, von dem die Meldenden die Hälfte für sich beanspruchen konnten … Als der Touring Club Suisse am 1. September 1896 in Genf gegründet worden war, stellten sich noch ganz andere Probleme. Der Gründervater, der ehemalige Ständerat Frédéric Raisin, wollte sich nach französischem Vorbild primär um das problemlose Reisen mit dem «Veloziped», dem Fahrrad, kümmern. Hinter ihm standen sechs bestehende Veloclubs der Stadt Genf, die etwas gegen die miserable Qualität der damaligen Strassen und die kaum vorhandene Wegbeschilderung unternehmen wollten. 204 Mitstreiter kamen zur Gründungsversammlung, schon drei Monate später hatte der Touring Club Suisse über 1000 Mitglieder. Neu in Gelb: das TCS Center in Füllinsdorf. Pannenhilfe in der automobilen Frühzeit, die Aufnahme stammt aus den 1920er-Jahren. 1,5 Millionen Mitglieder Heute zählt der TCS Schweiz 1,5 Millionen Mitglieder in 23 Sektionen, beschäftigt 1700 Mitarbeitende in 50 Berufsfeldern und leistet täglich rund 1300 Personen in der Schweiz Hilfe. Mit 29 Plätzen ist der TCS der grösste Campinganbieter der Schweiz und leistet 55 000 Mitgliedern im Jahr Hilfe, weil sie im Ausland in Not geraten sind. Eine dieser Sektionen ist der TCS beider Basel, wie er heute heisst. Rund 75 000 Mitglieder und fünf Bild: zVg/TCS beider Basel Untersektionen weiss die regionale Organisation in ihren Reihen. Als vor zwei Jahren die Vorbereitungen auf das Jubiläumsjahr begonnen hatten, da plante der TCS beider Basel eine Vielzahl an Aktivitäten. Doch covidbedingt mussten die meisten Pläne redimensioniert oder ganz aufgegeben werden, wie Geschäftsführer Lukas Ott bedauert. Immerhin konnten nun nach den Sommerferien einige Jubiläumsevents durchgeführt werden. Mitte August begann die nationale TCS- Roadshow mit dem Anlass auf dem Basler Barfüsserplatz. Sie blickte nicht nur auf die Geschichte, sondern auch in die automobile Zukunft mit autonomen Fahren oder Drohnentaxis und bot einen E-Bike-Simulator sowie diverse Konzerte. Die Show zieht noch weiterhin durch die zwölf grössten Schweizer Städte. Reduziertes Jubiläumswochenende Auch das grosse Jubiläumswochenende am 4./5. September 2021 konnte der TCS beider Basel nicht ganz wie geplant durchführen. Der beliebte Sicherheitstag, der in anderen Jahren mehrere Tausend Besucherinnen und Besucher anzog, musste ausfallen. Bild: zVg/TCS beider Basel TCS MILESTONES 1896 Gründung des Touring Club Suisse in Genf 1908 Forderung nach obligatorischem Verkehrsunterricht 1911 Gründung der Automobilsektion des TCS 1921 Gründung des TCS beider Basel 1929 Lancierung eines Strassenhilfsdienstes 1936 Die Touring-Hilfe ist schweizweit rund um die Uhr verfügbar 1958 Einführung des ETI-Schutzbriefes 1961 Einführung der eigenen «Touring-Hilfe» beider Basel 1975 Verteilung von Leuchtgürteln an die Kinder 1978 Eröffnung des TCS Centers Füllinsdorf und der technischen Station mit erster automatisierter Prüfbahn der Schweiz 1996 Umbenennung der Touring- Hilfe in Patrouille TCS 1997 Eröffnung der TCS-Waschstrasse in Füllinsdorf 2000 Erstes TCS-Verkehrssicherheitszentrum in Stockental 2004 Eröffnung des neuen TCS-Centers Füllinsdorf mit Gastankstelle 2008 Neugründung der TCS Mobilitätsakademie 2021 Jubiläen «125 Jahre TCS» und «100 Jahre TCS beider Basel» Immerhin konnten die geplanten Konzerte mit Sarah Jane, den Alpenraudis und Back To durchgeführt werden, auch wenn die Kapazität auf 400 Leute pro Konzert beschränkt werden musste. Mit der Präsenz von Landratspräsidentin Regula Steinemann, Regierungsrat Anton Lauber und Nationalrätin Daniela Schneeberger war der Festakt doch noch ein würdiger «Abschluss» der Jubiläumsaktivitäten des Verbands, der seit 2010 vom 63-jährigen Ökonomen, ehemaligen Bürgerrat und Grossrat Christophe Haller präsidiert wird. Ganz zu Ende sind die Aktionen zum Jubiläumsjahr indes noch nicht. Neben Vergünstigungen in der Waschstrasse und einer Tankkarte können die Mitglieder, die die klassische Musik mögen, zwischen Weihnachten und Neujahr vergünstigt Konzerte in der Don-Bosco-Kirche in Basel besuchen oder werden im Mai/ Juni 2022 zum Solsberg Festival in Olsberg eingeladen. Etwas wird ebenfalls nachhaltig an das Jubiläumsjahr erinnern: Die Fassade des 1978 eröffneten TCS Centers wurde diesen Sommer vom damaligen Rot in TCS- Gelb verwandelt. Das ist gleichzeitig das Zeichen für den Aufbruch ins nächste Jahrhundert der Verbandsgeschichte. Dem TCS beider Basel geht die Arbeit nicht aus. Kürzlich hat er sich gegen die Verdoppelung der Preise für die Parkkarten in Basel-Stadt gewehrt, ein nächstes grosses Thema, bei dem sich der TCS einsetzen will, sind Pläne von Baselbieter Gemeinden, auch auf Kantonsstrassen Tempo 30 einzuführen. «Wir bleiben verkehrspolitisch aktiv, sei es mit Rekursen, in Vernehmlassungen oder auch mit Initiativen», sagt Lukas Ott. Die nächsten 100 Jahre können kommen. Daniel Schaub RHEINSTRASSE – Vom Strassenprojekt HPL war lange nichts mehr zu hören. Nun soll 2023 die Planauflage für den Abschnitt Rheinstrasse zwischen Pratteln und Liestal erfolgen. Die Interessensgemeinschaft «Rheinstrasse – vernünftig» wird das Projekt eng begleiten. An der Rheinstrasse tut sich was Mit der Fertigstellung der H2 und der Übergabe der Kantonsstrasse an den Bund per Anfang 2020, die damit neu als nationale Autobahn A22 geführt wird, ist das Strassenprojekt HPL noch nicht abgeschlossen. Der Projektperimeter Frenkendorf – Füllinsdorf – Liestal und somit die fünf zentralen Knoten stehen in der Umgestaltung nämlich noch aus. Lange stand die Planung für diesen Teilabschnitt still. Mitunter unklar war die Eigentümerschaft der Knoten, also die Frage, ob diese dem Kanton oder dem Bund gehören. Wem gehören Knotenpunkte? Denn gemäss schweizweit gültiger Regelung gehört der erste Knotenpunkt nach einer Nationalstrasse dem Bund. Konkret betrifft die geplante Umgestaltung den «Schauenburgkreisel», den «Aldi-Kreisel» also den Knoten zwischen Rheinstrasse und Liestalerstrasse sowie den Knoten «Kittler» an der Rheinstrasse, Ecke Wölferstrasse. Damit die Umgestaltung der Rheinstrasse auch im Sinne des ortsansässigen Gewerbes geschieht, setzt sich die Interessensgemeinschaft «Rheinstrasse – vernünftig» seit der Gründung 2012 für eine sinnvolle Lösung ein. Vertreten sind die betroffenen Unternehmen an der Rheinstrasse, von Pratteln bis nach Liestal. Projektentwurf im nächsten Juni Der Verkehrsknotenpunkt «Kittler» in Füllinsdorf bei der Einmündung der Wölferstrasse in die Rheinstrasse soll umgestaltet werden. Bild: Archiv Und nun endlich kommt wieder Leben ins Projekt. So hat die IG Rheinstrasse an einer der vergangenen Sitzungen Einblick in den Zeitplan des Tiefbauamts des Kantons Basel-Landschaft und in deren Realisierungsmassnahmen erhalten. Demnach soll bereits im kommenden Juni 2022 der fertige Projektentwurf vorliegen. Dieser wird dann ab Herbst in die Vernehmlassung gegeben. IG-Präsident Christoph Keigel begrüsst den langersehnten Fortschritt: «Endlich tut sich was in Sachen Rheinstrasse. Wir müssen das Projekt weiterhin eng begleiten, wenn wir wollen, dass unsere Anliegen berücksichtigt werden. Die IG wird daher dranbleiben.» Infoveranstaltung geplant Geplant sei eine öffentliche Informationsveranstaltung, sobald der Entwurf vorliegt. «Die Öffentlichkeit muss bei diesem wichtigen Projekt mit einbezogen und von Anfang an ins Boot geholt werden», so Keigel weiter. Die Planauflage soll dann anschliessend im Frühjahr 2023 durchgeführt werden. Bis dahin sollen alle offenen Fragen geklärt und die Zuständigkeiten geregelt sein. Dies wurde der IG Rheinstrasse so von der Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion bestätigt. Man darf also gespannt sein, wie sich die Rheinstrasse in Zukunft entwickelt. «Denn um zukunftsfähig zu sein, braucht es eine klare und gut durchdachte Strassenführung», sagt Christoph Keigel. Birgit Kron www.igrheinstrasse.ch

22. Oktober 2021 VERKEHR Standpunkt der Wirtschaft | 5 KGIV – Das Interview von Regierungsrat Isaac Reber zur Baselbieter Verkehrspolitik in der letzten Ausgabe des Standpunkts hat innerhalb der Konferenz der Gewerbe- und Industrievereine hohe Wellen geschlagen. Reber hat die Erwartungen nicht erfüllt Die Reaktion des Baselbieter Regierungsrats auf den verkehrspolitischen Forderungskatalog der Konferenz der Gewerbe- und Industrievereine (KGIV) liess lange auf sich warten. Am vergangenen 1. Oktober war es dann so weit: In einem Interview mit dem Standpunkt der Wirtschaft beleuchtete der Vorsteher der Bauund Umweltschutzdirektion, Isaac Reber, seine Verkehrspolitik und nahm zum fünf Punkte umfassenden Forderungskatalog Stellung. Im Interview ging Isaac Reber unter anderem auf die Themen Baustellen, Parkplätze und Verkehrsengpässe ein. Er betonte, dass sowohl das Gewerbe als auch die Bevölkerung in der Regel eine möglichst kurze Bauzeit wünschten, auch wenn dies den Verkehrsfluss stärker behindere. Zudem versicherte der Baudirektor, dass sich der Kanton dafür einsetze, dass Parkplätze, die sich auf Kantonsstrassen befänden, wo immer möglich auch für den gewerblichen Verkehr zur Verfügung stünden. Denn Kundenparkplätze seien aus wirtschaftlicher Sicht für das Bestehen von vielen KMU wichtig. Reber gab allerdings zu bedenken, dass die Bewirtschaftung von Parkräumen in erster Linie Aufgabe der Gemeinden sei. Trotz der ausführlichen Antworten des Regierungsrats zeigen sich viele lokale Gewerbevereine enttäuscht von dessen Erläuterungen. Sechs Präsidentinnen und Präsidenten äussern auf dieser Seite entschieden ihren Unmut über die «schwammigen» und «vagen» Aussagen Isaac Rebers. Loris Vernarelli An lange Staus wie hier im Schönthal-Tunnel mussten sich die Baselbieter Autofahrerinnen und -fahrer längst gewöhnen. Das kann nicht sein. Bild: Archiv stapu Marc Scherrer, Präsident Gewerbeverein KMU Laufental Auf die zentrale Frage «Wie will die Regierung den Verkehrsfluss auf den Hauptachsen wahren?» fehlt mir eine konkrete Antwort. Vor allem aber vermisse ich eine Vision des Kantons Basel-Landschaft im Bereich der Verkehrspolitik. Es ist höchste Zeit, darüber nachzudenken, wie die Verkehrspolitik im Baselbiet auf die Zukunft vorbereitet wird. Dabei sind folgende Themen zu berücksichtigen: • Der motorisierte Individualverkehr (MIV) wird in Zukunft klimaneutral. ÖV und MIV dürfen nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern müssen sich ergänzen. • Der MIV wird sich langfristig wohl durchsetzen (Stichwort «Punkt-zu-Punkt-Mobilität»). • Der Verkehr sollte aus dem Siedlungsgebiet verschwinden, um die Wohnqualität zu erhöhen (z.B. Umfahrung Laufental). Im Fokus des Aufgaben- und Finanzplans der Regierung liegt das Thema Wirtschaftsleistung. Wir alle wissen, dass ein Wachstum der Wirtschaft nur mit einem optimalen Ausbau des Verkehrs einhergeht. Wir kommen also gar nicht darum herum, in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zu investieren. Die von Regierungsrat Reber erwähnten Projekte zur Engpassbeseitigung sind sicherlich wichtig, lösen aber unsere Probleme langfristig nicht, das ist blosse Symptombekämpfung. Es braucht einen Masterplan. Sabine Denner, Präsidentin Gewerbeverein Birsfelden Aufgefallen ist mir, dass Regierungsrat Reber im Interview zu wenig auf den Ausbau der Echtzeit-Verkehrsinformationen und die Sicherstellung der Parkplätze eingegangen ist. Beide Punkte sind aus Birsfelder Sicht jedoch äusserst wichtig. Birsfelden ist eine Gemeinde, deren Hauptverkehrsachsen oft überlastet sind: Abends werden sie von zahlreichen Pendlerinnen und Pendlern benutzt, während der Ferienzeit, die von Juni bis September dauert, von Autofahrerinnen und Autofahrern, die dem Stau auf der Autobahn ausweichen wollen. Ein zeitnaher Ausbau der Echtzeit-Verkehrsinformationen würde sich mittelfristig positiv auf die Gemeinde auswirken. Umso mehr, als dass ab 2024 die Bauarbeiten an der Hauptstrasse und der Rheinfelderstrasse, zwei stark befahrene kantonale Hauptverkehrsachsen, beginnen werden. Einem möglichen Verkehrschaos muss unbedingt entgegengewirkt werden. Mit dem Beginn der Bauarbeiten dürfte sich auch die Parkplatzsituation dramatisch verschlechtern. Hier sind keine Lösungen in Aussicht. Aufgrund meiner Ausführungen bitte ich die Regierung, die Forderungen des KGIV ernst zu nehmen und baldmöglichst umzusetzen. Beat Huesler, Präsident KMU Muttenz Die Antworten von Regierungsrat Reber sind zum Teil sehr schwammig beziehungsweise kaum fassbar. Auf die konkreten Forderungen der Konferenz der Gewerbeund Industrievereine geht er tatsächlich nicht ein. Das ist schade, denn die KGIV hat meines Erachtens gute Lösungsvorschläge geliefert, um das Verkehrsproblem in den Griff zu bekommen. So etwa eine enge Zusammenarbeit zwischen KGIV und Tiefbauamt bei der Definition von Ausweichrouten bei gesperrten Hauptrouten. Oder ein Parkregister, auf dem transparent und vor allem aktuell kommuniziert wird, welche Parkplätze hinzukommen und welche wegfallen. Es ist wichtig und richtig, dass Isaac Reber im Interview die grossen und wichtigen Projekte im Kanton hervorhebt, doch vergisst er zu erwähnen, dass die Probleme auf den Baselbieter Strassen ständig zunehmen. Die Folge? Die hohe Lebensqualität in der Region und die Wirtschaft leiden unter dem Mehrverkehr. Das darf nicht sein. Die KMU würden eine griffige Verkehrspolitik begrüssen. Philipp Hägeli, Präsident Arlesheimer Gewerbeund Industrieverein In den zwei Jahren, seit der KGIV-Forderungskatalog der Regierung übergeben worden ist, hat sich auf den Baselbieter Strassen einiges getan. Leider im negativen Sinn: Die Stausituation hat sich weiter zugespitzt, Verkehrsengpässe haben signifikant zugenommen. Deshalb überrascht mich, dass Regierungsrat Reber im Interview keine konkreteren Massnahmen vorstellt. Was er preisgibt, war schon bekannt und bringt das Gewerbe nicht wirklich weiter. Bei der Sicherstellung der Parkplätze beispielsweise muss die Regierung die Gemeinden besser unterstützen, anstatt die Verantwortung alleine auf sie zu schieben. Und auch beim Ausbau des Hochleistungsstrassennetzes tut sich wenig bis gar nichts, obschon im letzten Jahr die entsprechende Vorlage vom Baselbieter Stimmvolk klar angenommen worden ist. Das sieht aus meiner Sicht nach Verzögerungstaktik aus. Aber eines ist klar: Die Verkehrsinfrastruktur im Kanton Baselland, ja in der Nordwestschweiz, ist am Anschlag. Sie muss endlich neu angedacht werden. Roland Naef, Präsident KMU Allschwil Schönenbuch Ich möchte nicht heute und auch nicht morgen im Stau stehen. Doch wenn ich die Antwort von Regierungsrat Reber im Standpunkt lese, werde ich noch jahrelang irgendwo, sei es bei einer Baustelle oder im Speziellen im Bachgrabengebiet, im Stau stehen. Isaac Rebers Antworten sind für mich schwammig. Er kennt zwar die Problematik, aber es fehlt an der Umsetzung. Oder er versteckt sich hinter personellen Ressourcen oder der Politik. Ich denke, hier braucht es endlich einen Schritt nach vorne und auch neue Ideen. Es bringt doch nichts, wenn wir aus Liestal hören, man sei am Zubringer Allschwil «dran» – die Zeit vergeht und nichts geschieht. Es wissen alle, dass sich das Bachgrabengebiet rasant entwickelt. Die Politik ist stolz auf das Vorzeigequartier, doch die Infrastruktur ist in den 1990er-Jahren steckengeblieben. Der motorisierte Individualverkehr nimmt ständig zu und der ÖV krankt. Es braucht hier Macher! Einfach mitzuteilen, in den nächsten Monaten komme dann die Vorlage in den Landrat, hilft keinem, wir wollen endlich Termine und eine zukunftsorientierte Erschliessung. Hier braucht es halt Ideen, intensive Gespräche mit Basel-Stadt und dem Elsass. Und nicht zuletzt Personen, die jetzt vorwärtsmachen wollen und nicht solche, die dann mal schauen werden. Michael Briggen, Präsident KMU Reigoldswil u.U. Wir in Reigoldswil und Umgebung bekommen seit Monaten die direkten und indirekten Folgen der grössten Baustelle im Kanton zu spüren, jene des Waldenburgerlis. Die Bautätigkeiten bei Bad Bubendorf verursachen zu Stosszeiten lange Staus und lange Wartezeiten. Was das für die KMU bedeutet? Wenn sie Fixtermine haben, müssen sie noch früher los als sonst, was Geld und Nerven kostet. Das Gewerbe, das bereits auf anderen Verkehrsachsen wegen des Mehrverkehrs täglich Zeit verliert, muss sich also mit einem neuerlichen Hindernis auseinandersetzen. Vor dem Hintergrund dieses Szenarios überraschen die vagen Aussagen von Regierungsrat Reber. Offenbar hat er sich kaum mit dem Forderungskatalog der Konferenz der Gewerbeund Industrievereine auseinandergesetzt. Die prekäre Verkehrssituation auf unseren Strassen ist ernst und sollte auch der Regierung Sorgen bereiten, denn sie schadet der KMU-Wirtschaft genauso wie dem Kanton Baselland im Allgemeinen. Welche Firma will sich denn an einem Ort niederlassen, der verkehrstechnisch problematisch ist? Stimmen die Rahmenbedingungen für Unternehmen nicht, hat das einen langfristigen Einfluss auf das Wirtschaftspotenzial unserer Region. Und unter dem Verlust an Wertschöpfung und Arbeitsplätzen würden wir alle leiden.

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