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Standpunkt 529, 21. Oktober 2021

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12 | Standpunkt der Wirtschaft BERUFSBILDUNG 22. Oktober 2021 EUROPÄISCHE UNION Bundesrat antwortet Metropolitankonferenz Bundesrat Ignazio Cassis hat auf das Schreiben der Metropolitankonferenz Basel (MKB) vom vergangenen 13. September geantwortet. Die MKB hatte darin gefordert, dass die Schweiz umgehend Gespräche mit der Europäischen Union (EU) aufnimmt, um die Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU sowie die wirtschaftliche Prosperität im trinationalen Metropolitanraum zu sichern (siehe Standpunkt 527). Bundesrat Cassis, Vorsteher des Eidgenössisches Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA, zeigt sich in seinem Antwortschreiben erfreut, «dass viele der von Ihnen erwähnten Anliegen bereits aufgegriffen worden sind, beziehungsweise der europapolitischen Agenda des Bundesrates entsprechen». Der Gesamtbundesrat teile die Einschätzung der Metropolitanregion Basel bezüglich der Bedeutung des bilateralen Wegs für die Schweiz. Bilateralen Weg stärken Um diesen Weg zu stärken, habe der Bundesrat der EU die Aufnahme eines politischen Dialogs vorgeschlagen. Dabei sollen die gesamte bestehende bilaterale Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und der EU diskutiert sowie eine gemeinsame Agenda für die künftige Entwicklung der Beziehungen entwickelt werden. Parallel dazu lasse der Bundesrat bis Ende Jahr prüfen, «in welchen Bereichen es im Interesse der Schweiz sein könnte, autonom Rechtsanpassungen vorzunehmen, um den bilateralen Weg zu stabilisieren», wie es in dem Schreiben heisst. Zuversicht bei Interreg Oberrhein Schliesslich sei der Bundesrat auch zuversichtlich, dass das für die Region Basel zentrale Programm «lnterreg Oberrhein» Ende 2021 / Anfang 2022 in die neue Programmperiode (2021– 2027) starten werde. «Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich lnterreg ist gerade für die Grenzregionen wichtig», schreibt Cassis. Das an Bundespräsident Guy Parmelin adressierte Schreiben der MKB vom vergangenen 13. September wurde von Konferenzpräsident Beat Jans, Regierungspräsident Basel-Stadt, und dem Baselbieter Regierungsrat Anton Lauber unterzeichnet. Zu den Mitunterzeichnenden gehörte auch Michael Köhn, stv. Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, und die Vertreterinnen und Vertreter weiterer Wirtschaftverbände aus der Region. Reto Anklin BERUFSBILDUNG – Die Lernenden der Land- und Baumaschinen- sowie der Motorgerätetechnik können auch weiterhin in Liestal beschult werden. Eine vom Kanton angedachte Verlegung nach Zofingen ist dank grossem Einsatz der Lehrbetriebe zumindest für zwei Jahre vom Tisch. Beschulung weiterhin in Liestal Der Einsatz von zahlreichen Ausbildungsbetrieben der Region und der Wirtschaftskammer Baselland hat sich gelohnt: Die Beschulung der Lernenden zum Landmaschinen-, Baumaschinen- und Motorgerätemechaniker EFZ wird auch weiterhin am Berufsbildungszentrum Baselland (BBZ) in Liestal gewährleistet. Die Baselbieter Regierungsrätin Monica Gschwind und das zuständige Amt für Berufsbildung, Mittel- und Hochschulen des Kantons haben dazu Anfang Oktober grünes Licht gegeben. «Ich bin sehr glücklich, dass diese Lösung nun getroffen werden konnte und danke der Arbeitsgruppe und den Ausbildungsbetrieben, die sich dafür mit einem grossen Effort eingesetzt haben, aber natürlich auch Regierungsrätin Monica Gschwind für diesen wichtigen Entscheid», sagt Urs Berger, Leiter Berufsbildung bei der Wirtschaftskammer Baselland. Schreiben an Gschwind Aufgrund der sinkenden Zahlen bei den Lernenden in diesem Berufsfeld und der bevorstehenden Pensionierung des Fachlehrers Christian Schmid hatte der Kanton im Frühjahr 2021 entschieden, die Beschulung ab Sommer 2022 von Liestal nach Zofingen zu verlegen. Dagegen regte sich in der betroffenen Branche markanter Widerstand. Eine Verlegung des Schulorts würde es noch schwieriger gestalten, gute Lernende für die Ausbildung im Bereich der Land- und Baumaschinenmechanik zu finden, wurde argumentiert. Die Wirtschaftskammer Baselland hatte sich mit einem Schreiben an Regierungsrätin Monica Gschwind gewendet und eindringlich auf eine nochmalige Überprüfung des Entscheides hingewirkt. Der Kanton lud daraufhin noch vor den Sommerferien zu einer Aussprache mit allen Beteiligten ein. Die da- Dinah Huber, Lernende bei der Rubag AG in Birsfelden, und ihre Berufskolleginnen und -kollegen können auch künftig in Liestal zur Berufsschule gehen. Bild: Fritz Schwendemann rauffolgenden Bemühungen, die Lehrstellenentwicklung positiv zu beeinflussen, haben gefruchtet. «Erfreulicherweise hat sich die Anzahl Lernender für das laufende Schuljahr mit 14 Auszubildenden im ersten Lehrjahr unerwartet gut entwickelt. Dazu konnte das Berufsbildungszentrum Baselland in Bezug auf die Berufskunde eine Übergangslösung sichern. Gemeinsam mit den Ausbildungsbetrieben wird nun nach geeigneten Personen für die Ausbildung zur Berufskundelehrkraft gesucht. In zwei Jahren wird aufgrund einer erneuten gemeinsamen Lagebeurteilung entschieden, ob der Schulort Liestal weitergeführt werden kann», erklärt Heinz Mohler, stellvertretender Leiter des Amtes für Berufsbildung, Mittel- und Hochschulen. «Ein guter Impuls» Benjamin Wüthrich, Technischer Leiter und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung bei der Rubag AG in Birsfelden, war federführend für die 25 betroffenen Unternehmen, die sich nach Bekanntwerden der möglichen Verlegung des Schulstandortes nach Zofingen gemeinsam für die Erhaltung der Beschulung in Liestal eingesetzt hatten, spricht von einem «absolut erfreulichen Entscheid». Dass man nun eine gemeinsame Lösung gefunden habe, sei auch ein guter Impuls für die Lehrbetriebe in dieser Branche gewesen. «Wir wurden uns bewusst, dass es wichtig ist, auszubilden und so den Schulstandort in Liestal erhalten zu können.» Wüthrich freut es auch, dass für das erste Lehrjahr im Sommer 2022 schon heute sieben Verträge fix unterzeichnet sind. Die Wunschgrösse für eine Klasse in dieser Branche liegt bei 13 bis 16 Auszubildenden. «Für mich ist der nun getroffene Entscheid als Wertschätzung für diesen Berufsstand zu werten», findet Urs Berger. Es sei für den Berufsbildungsstandort Baselland und für die Wirtschaftskammer von grosser Bedeutung, dass möglichst attraktive Rahmenbedingungen für die Ausbildungen geschaffen werden. «Zusätzliche Hürden wie eine ausserregionale Beschulung haben immer Einfluss auf die Entscheidungen von jungen Menschen in Bezug auf ihre Ausbildung.» Daniel Schaub ANZEIGE Erfolgreich inserieren im Stapu eigeninserat Mit Ihrer Botschaft im Standpunkt der Wirtschaft erreichen Sie: – Rund 35 000 Adressen mit Schwerpunkt im Wirtschaftsgebiet Nordwestschweiz – Entscheidungsträger der regionalen KMU-Wirtschaft – 10 000 Mitglieder der Wirtschaftskammer Baselland – Eine wirtschaftlich interessierte Qualitätsleserschaft – Sowohl B2B-Kunden wie Konsumentinnen und Konsumenten Als Mitglied der Wirtschaftskammer Baselland profitieren Sie von attraktiven Rabatten! Wir beraten Sie gerne! 061 927 65 38 dispo@standpunkt.ch

22. Oktober 2021 ARBEITGEBER BASELLAND Standpunkt der Wirtschaft | 13 EDITORIAL Ab an die Berufsschau! DACHVERBAND – Der Baselbieter Unternehmer Daniel Pfirter ist Vorstandsmitglied des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Im Interview zieht er eine Zwischenbilanz zur Pandemiezeit. Ausserdem spricht er darüber, wie wichtig die duale Berufsbildung für die Wirtschaft ist. «Verband hat guten Job gemacht» Dominik Rieder, Geschäftsführer Arbeitgeber Baselland Kommende Woche startet die 13. Auflage der Baselbieter Berufsschau auf dem Areal der Sporthalle Frenkenbündten in Liestal. Uns werden 250 Berufe und Ausbildungswege vorgestellt. Von Diagnosetechniker/in Landmaschinen über Au Pair und Fassadenbaupraktiker/ in bis zu verschiedenen CAS-Ausbildungen können sich die Besucherinnen und Besucher über alles an einem Ort informieren. Zahlreiche unserer Arbeitgeber sind selber als Mitglieder ihrer Berufs- und Branchenverbände vor Ort und zeigen Schülerinnen und Schülern die Vorzüge und Möglichkeiten ihrer Berufe. Doch auch wenn Sie selber weder auf der Suche nach einer Lehrstelle sind noch selber ausstellen, empfiehlt sich ein Besuch, um über die Entwicklungen in der Berufsbildung auf dem Laufenden zu bleiben. Der Einlass ist übrigens kostenlos, auch wenn man selber keine Schülerin oder kein Schüler mehr ist. Pünktlich zum Beginn der Berufsschau hat der Bund mitgeteilt, dass für den Lehrbeginn im Jahr 2021 77 000 Lehrverträge abgeschlossen worden sind. Diese Zahl bewegt sich im Rahmen der Vorjahre. Dass diese Zahl trotz der Pandemie und der damit verbundenen schwierigeren Lage für Unternehmen konstant bleibt, darf als gutes Zeichen dafür gewertet werden, dass die Bereitschaft von Arbeitgebern, Lernende auszubilden, auch – oder vielleicht auch gerade – in der Krise gegeben ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das neben dieser Kolumne abgedruckte Interview mit Daniel Pfirter, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Er weist darauf hin, dass die Berufslehre in städtisch, akademisch geprägten Gebieten einen schweren Stand hat. Dass dieses Vorurteil unbegründet ist, lässt sich an der Berufsschau gut erkennen. Neben den klassischen Berufslehren werden unter anderem auch Bachelor- und CAS- Studien gänge vorgestellt, inklusive der entsprechenden Brückenangebote und Weiterbildungen. Dass Weiterbildungen auch für berufstätige Personen stets ein Thema sein müssen, wurde längst – und zu Recht – von Arbeitgebern und Arbeitnehmern erkannt. Mir scheint die Berufsbildung der ideale und geradezu offensichtlich richtige Weg zu sein, um dem immer wieder beklagten Fachkräftemangel zu begegnen. Und die Baselbieter Berufs schau eröffnet die Möglichkeit, diese Ausbildungsangebote gesamtheitlich erleben zu können. ARBEITGEBERVERBAND BASELLAND Arbeitgeber Baselland ist die Vereinigung aller der Wirtschaftskammer angeschlossenen Arbeitgeber. Die Angebote von Arbeitgeber Baselland stehen allen arbeitgebenden Mitgliedern der Wirtschaftskammer Baselland zur Verfügung. Dr. Dominik Rieder Geschäftsführer Arbeitgeber Baselland Haus der Wirtschaft Hardstrasse 1 4133 Pratteln Telefon: +41 61 927 64 75 E-Mails: info@arbeitgeber-bl.ch d.rieder@kmu.org www.kmu.org/arbeitgeber-bl Standpunkt: Herr Pfirter, seit 2016 sind Sie im Vorstand des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Gerade in der Pandemie zeit hat sich dieser Verband stark hervorgetan. Wie haben Sie als Vorstandsmitglied die Pandemiezeit erlebt? Daniel Pfirter: Das war eine intensive Zeit. Der Schweizerische Arbeitgeberverband war in vielen Fragen Vorreiter, der Austausch unter den Vorstandsmitgliedern war regelmässig und konstruktiv, auch wenn die Kontakte anfangs nur noch per Telefon und via Online-Meetings stattfanden. Die Direktion und der Präsident standen in ständigem Austausch mit dem Bundesrat und konnten so die angedachten Covid-Massnahmen mit ihm besprechen und unseren Input abgeben. Dieser wurde vom Bundesrat auch meistens angenommen. Da wir ja eine Dachorganisation sind, konnten wir in kurzer Zeit die Mitgliedsverbände mit den relevanten Informationen versorgen. Die Themen sind oft sehr politisch, erfordern aber auch ein Verständnis der Sache. So muss man etwa Sozialpartner zufrieden stellen, damit Lösungen gefunden werden. Das ist interessant. Mittlerweile sind persönliche Treffen wieder möglich. Ich muss schon sagen, dass ich sehr froh bin, dass wir uns wieder persönlich zu Sitzungen, die in Zürich stattfinden, treffen können. Ich stelle fest, dass man an persönlichen Meetings fokussierter ist und man die Leute besser spürt als vor einem Bildschirm. Krisen sind auch Chancen: Wird der Schweizerische Arbeit geberverband gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen? Ich denke schon. Der Verband hat einen guten Job gemacht im Interesse aller Arbeitgeber. Das ist nicht einfach, da er aus vielen verschiedenen Mitgliederverbänden besteht mit teilweise unterschiedlichen Interessen und diese wiederum aus grossen und kleinen Unternehmen aus verschiedensten Branchen. Wir waren uns aber oft einig und konnten so die Gesamt interessen vertreten. Man hat stark gespürt, dass die Mitarbeitenden des Arbeitgeberverbands Profis sind, die sowohl etwas von Arbeitgeberthemen verstehen, als auch die Abläufe in Bern gut kennen. «MAN HAT STARK GESPÜRT, DASS BEIM ARBEITGEBERVERBAND PROFIS AM WERK SIND.» Wo liegt der Vorteil in einem Engagement bei einem Wirtschaftsverband im Vergleich zu einem Engagement in einer politischen Partei? In einem Wirtschaftsverband kann direkter Einfluss genommen werden auf Arbeitgeber themen sowie auf die Sozial- und Wirtschaftspolitik. Diese Themen interessieren mich sehr. Als Politiker muss man sich vermehrt mit allen möglichen Themen auseinandersetzen. Als Mitglied beim Arbeitgeberverband kann ich mich auf diese Themen konzentrieren, das ist ein grosser Vorteil eines Verbands. Das Engagement beim Arbeitgeberverband lässt eine viel gezieltere Einflussnahme zu. Zudem hat es Platz für unterschiedliche Ansichten, die man als Verband vertreten kann. Daniel Pfirter ist Verwaltungsratspräsident der Woodpecker Holding AG, Inhaber der sperrag jago AG in Pratteln und Vorstandsmitglied des Schweizerischen Arbeitgeberverbands. Welche Arbeitgeber- und wirtschaftspolitischen Themen werden Ihrer Ansicht nach in den nächsten Jahren die politische Agenda bestimmen? Klar die AHV. Hier ist es wichtig, über den Verband direkt Einfluss beim Bund nehmen zu können. Die AHV wird uns in den kommenden Jahren Milliarden kosten. Wir müssen rasche Lösungen finden. Hier erwarte ich, dass die Sozialpartner endlich eine Lösung finden. Vor «ALS UNTERNEHMER MUSS MAN SICH MIT DERART VIELEN UNSIN- NIGEN REGULARIEN BEFASSEN, DASS MAN GAR KEINE ZEIT MEHR HAT, SICH FÜR DEREN ABSCHAFFUNG EINZUSETZEN.» allem die Vertreter der Arbeitnehmerseite müssen sich von Ideologien trennen, damit eine dringend notwendige Lösung gefunden wird. Es ist ja eigentlich klar und mathematisch und demografisch belegbar, warum die Rechnung nicht mehr aufgeht. Auch zu erwähnen ist aus Sicht eines KMU-Arbeitgebers, dass diese nun mal mit den Angeboten der grossen internationalen Konzerne nicht mithalten können. Nehmen wir das Beispiel Vaterschaftsurlaub: Hier bezahlen einzelne Arbeitgeber 16 Wochen Vaterschaftsurlaub, das kann ein KMU nicht machen. Und sonst? Es gilt im Allgemeinen Regulierungen abzubauen, aber vor allem auch neue Regulierungen zu stoppen. Meiner Erfahrung nach werden einmal eingeführte Regulierungen nicht mehr zurückgenommen. Zudem müssen wir für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen sorgen. Damit meine ich, dass eine liberale offene Politik weiter hin möglich ist. Überhaupt: Die Rolle des Staats muss stärker in die öffentliche Diskussion rücken. Der Staat soll den Rahmen vorgeben, ausfüllen sollen ihn die Bürger und Unternehmen. Wie soll das erreicht werden? Unternehmer müssen sich klar stärker engagieren. Sei es in Verbänden oder Dachverbänden oder eben in der Politik, sich in einer Partei engagieren und auch Ämter übernehmen. Das Feld sollte nicht einfach Leuten überlassen werden, die von der staatlichen Gunst abhängig sind. Aber es ist klar, das wird Zeit brauchen. Man muss aber einmal anfangen und sich wirklich die Zeit nehmen. Ansonsten werden wir von Leuten geführt, die nicht unsere Interessen vertreten – im Gegenteil. Haben Unternehmer dafür überhaupt die nötige Zeit? Das ist ja gerade das Paradoxon. Als Unternehmer muss man sich mit derart vielen unsinnigen Regularien befassen, dass man gar keine Zeit mehr hat, sich für deren Abschaffung einzusetzen. Es wäre darum eben gescheiter, diese von Anfang an zu verhindern. Erst gerade hat das Schweizer Stimmvolk die 99%-Initiative der Jungsozialisten klar abgelehnt. Aber die Juso hat bereits eine nächste Initiative angekündigt. Und man muss schon auch sehen, dass etwa ein Drittel der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger dieser Initiative zugestimmt hat. Das sollte uns schon zu denken geben und uns als Arbeitgeber motivieren, Einsatz zu zeigen. Es ist immer wieder wichtig zu betonen, dass die Juso nicht die Arbeitnehmerschaft vertritt. Auch als Mitglied des Arbeitgeberverbands sehe ich die berechtigten Anliegen von Arbeitnehmenden. Wenn aber Forderungen von Leuten gestellt werden, die noch nie betrieblich gearbeitet haben, ist das schwer zu akzeptieren. Ich bin sicher, dass da noch vieles auf uns zukommen wird, dafür müssen wir uns gut aufstellen. Bild: zVg Mir erzählen viele unserer Arbeitgeber, dass sie Schwierigkeiten haben, die von ihnen benötigen Arbeitskräfte zu rekrutieren. Wie beurteilen Sie diese Situation? Dies deckt sich mit meiner Wahrnehmung. Meine Erklärung ist folgende: In den städtisch, akademisch geprägten Gebieten hat die Berufslehre einen schweren Stand. «NOCH IMMER IST ES SO, DASS DIE SCHULE FLEISSIGE BELOHNT, NICHT KREATIVE UND HANDWERKLICH BEGABTE.» Es herrscht dort, ohne erkennbaren Grund, die Meinung vor, dass man studieren muss, um Karriere zu machen. Dies führt dazu, dass die Berufslehre zu kurz kommt. Wir brauchen aber top Leute, die dem dualen Bildungsweg entspringen. Wenn das Gefühl vorherrscht, dass man mit einer Berufslehre ein geringeres Ansehen hat, ist das schlecht. In ländlichen Gebieten ist das anders, dort ist der Stellenwert der Berufslehre höher. Generell sehe ich für gute Handwerker und Fachkräfte eine positive Zukunft. Diese Dienstleistungen sind gefragt, aber immer weniger bieten sie an, eben Fachkräftemangel. Somit hat das Handwerk einen goldenen Boden. Sie sprechen damit Handwer - ke r innen und Handwerker an. Ja. Ich kenne keinen einzigen guten Handwerker, der keinen Job findet. Bei Akademikern hingegen schon. Heute sind wir so aufgestellt, dass man auch mit einer Berufslehre noch an einer Universität studieren kann. Das ist sehr gut. Auch unterstütze ich es, dass der Bund die Berufslehre fördert. Es gibt aber noch viel zu tun. Noch immer ist es so, dass die Schule Fleissige belohnt, nicht Kreative und handwerklich Begabte. Letztlich muss man arbeitsmarktgerecht ausbilden. Interview: Dominik Rieder

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