Aufrufe
vor 3 Jahren

Standpunkt 522, 4. Juni 2021

  • Text
  • Wirtschaft
  • Pratteln
  • Wirtschaftskammer
  • Juni
  • Schweiz
  • Haus
  • Kanton
  • Standpunkt
  • Baselland
  • Unternehmen
  • Www.kmu.org

6 |

6 | Standpunkt der Wirtschaft SWISS INNOVATION CHALLENGE 4. Juni 2021 SWISS INNOVATION CHALLENGE – Am kommenden 7., 8. und 9. Juni gilt es ernst für die Teilnehmenden der Swiss Innovation Challenge 2021. Am First Pitch präsentieren sie der Jury erstmals ihre Innovationsprojekte. Mit dem First Pitch geht es los Dank den gelockerten Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus können die mehr als 100 Teilnehmenden des von der Wirtschaftskammer Basel land, der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und der BLKB organisierten Innovationswettbewerbs Swiss Innovation Challenge den Jurymitgliedern beim First Pitch wieder direkt in die Augen schauen. Der diesjährige First Pitch findet erstmals im Tagungs- und Eventcenter (TEC) im Haus der Wirtschaft in Pratteln statt. Um die noch geltenden Corona-Schutzmassnahmen einhalten zu können, werden die Pitches der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf drei Tage verteilt. Pro Tag finden maximal 40 Pitches statt – einige davon auch weiterhin online. Auch die Zahl der anwesenden Personen ist auf maximal 50 pro Tag limitiert. Teilnehmende aus allen Branchen Die mehr als 100 Teilnehmenden sind gleichmässig über die verschiedensten Branchen verteilt – von Administration über IT bis Verkehr. Bei der letztjährigen Austragung musste wegen Corona die erste Ausscheidungsrunde noch als Videokonferenz durchgeführt werden. Erst beim Second und beim Last Pitch standen sich im vergangenen Jahr die Teilnehmenden und die Jurymitglieder wieder im gleichen Raum gegenüber. Reto Anklin Ein Teilnehmer der Swiss Innovation Challenge 2020 beim letztjährigen Second Pitch. GRÖSSTES SCHWEIZER INNOVATIONSFÖRDERPROGRAMM MIT WETTBEWERB Die Swiss Innovation Challenge (SIC) ist das grösste Schweizer Innovationsförderprogramm mit Wettbewerb. Die Challenge dauert acht Monate und ist in drei Phasen unterteilt. Nach jeder Phase gilt es, vor einer Fachjury eine Präsentation des Innovationsprojekts, einen sogenannten Pitch, zu bestehen. Nach jedem Pitch halbiert sich das Teilnehmerfeld. Nach dem First Pitch am kommenden 7., 8. und 9. Juni findet am 6. und 7. September 2021 der Bild: Archiv Second Pitch und am 4. und 5. November der Final Pitch statt. Die 2021Award Winning Ceremony ist für den 25. November geplant. Sie findet coronabedingt im Auditorium des Tagungs- und Event centers (TEC) im Haus der Wirtschaft statt. Das Gewinnerprojekt der SIC erhält neben einem Pokal ein Preisgeld von 20 000 Franken. Die Teilnehmenden auf den Plätzen 2 und 3 erhalten je 5000 Franken. In den Bereichen Life Sciences sowie Bau wird je ein Sonder preis vergeben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können während der gesamten Dauer des Wettbewerbs an kostenlosen, anwenderorientierten Seminaren teilnehmen. Zudem haben sie Zugang zu Mentoring-und Coaching-Programmen, bei denen sie mit praxisnahem Wissen gefördert werden. Zudem profitieren die Teilnehmer und ihre Innovationsprojekte von Netzwerkanlässen und diversen Publicity-Massnahmen. ra www.swissinnovationchallenge.ch KMU-NACHRICHTEN 25 Jahre «Bluemelade bim Schloss» in Aesch Die Erfolgsgeschichte des «Bluemelade bim Schloss» begann vor 25 Jahren in Aesch. Damals eröffnete Corina Fleig, die Mutter der heutigen Inhaber – die Geschwister Michael Fleig und Alexa Küng-Fleig – ihren Blumen laden in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schloss Aesch. Im darauffolgenden Jahr begann Tochter Alexa ihre dreijährige Floristenlehre und vier Jahre später erlernte Sohn Michael ebenfalls diesen Beruf. Seit der Ausbildung ist den Geschwistern Fleig die Liebe zu Blumen und anderen schönen Dingen des Lebens geblieben. Seit Anbeginn zeichnete sich der «Bluemelade» nicht nur durch ein sehr grosses Sortiment von Schnittblumen aus. Der stetig gewachsenen Kundschaft wurden – und werden nach wie vor – tolle Kerzen, kreative Vasen und Töpfe sowie andere passende Dekorationsartikel bis hin zu Gartenmöbeln angeboten. Neben dem Geschäft in Aesch, das sich seit einem Jahr an einem neuen Standort an der Hauptstrasse befindet und mit einem Café erweitert wurde, betreiben die Geschwister Fleig je einen Filialbetrieb in Oberwil und in Basel. Insgesamt werden rund 20 Mitarbeitende beschäftigt. Marcel W. Buess Die Geschwister Alexa Küng-Fleig und Michael Fleig, die heutigen Inhaber des Geschäfts. Bild: mwb UMFRAGE – Als KMU-Dachverband möchte die Wirtschaftskammer Baselland ihr Dienstleistungs- und Beratungsangebot weiterentwickeln. Ihre Meinung zählt: Wirtschaftskammer startet KMU-Umfrage Als Wirtschaftskammer Baselland ist es uns ein grosses Anliegen, unser Dienstleistungs- und Beratungsangebot in Ihrem Sinne zu optimieren. Mit Ihrer Unterstützung und der Teilnahme an unserer Umfrage helfen Sie aktiv mit, für Sie passende Dienstleistungsangebote bereitzustellen. Bitte nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit, um die Umfrage auszufüllen. Für die neuen Dienstleistungsund Beratungsangebote stehen Ihnen übergeordnet zehn verschiedene Hauptkategorien zur Auswahl. Dazu zählen nicht nur aktuelle Themen wie Digitalisierung, Corona- Pandemie oder Energiewende, sondern auch klassische Unternehmensbereiche wie Führungs-, Personaloder Finanzierungsfragen. Geplant sind insbesondere Informationsveranstaltungen, Seminare und Fachgespräche. Per Januar 2021 durften wir unsere neuen Büros im Haus der Wirtschaft (HDW) in Pratteln beziehen. Das neue HDW bietet eine topmoderne und tolle Infrastruktur, die im Rahmen der neuen Dienstleistungsund Beratungsangebote auch unseren Mitgliedern zugänglich gemacht werden soll. Helfen Sie mit der Teilnahme an der Umfrage bitte mit, jetzt für Sie interessante und relevante Dienstleistungsangebote bereitzustellen. Vielen Dank! UMFRAGE Jetzt mitmachen unter https://www.powr.io/survey/i/ 28338582#page Das neue Haus der Wirtschaft in Pratteln. Bild: HDW ANZEIGE

4. Juni 2021 INTERVIEW Standpunkt der Wirtschaft | 7 CONTAINERTRANSPORTE – Roman Mayer ist CEO der Swissterminal AG in Frenkendorf und sagt von sich, er sei «in einen Container hineingeboren». Der Standpunkt der Wirtschaft hat mit ihm über die wirtschaftliche Situation in der Containerbranche, die Seidenstrasse, das Elsass und Containergeburten gesprochen. «Leercontainer sind Mangelware» Standpunkt: Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei mir daheim ein Produkt habe, das via Swissterminal in die Schweiz gekommen ist? Roman Mayer: 100 Prozent! In den Containern, die wir bei Swissterminal umschlagen, befinden sich sämtliche Arten von Konsumgütern. Auch mit unserem Tochterunternehmen, dem Schweizerzug, transportieren wir die verschiedensten Güter von und zu den europäischen Seehäfen und nach China. Perfekt. Dann haben Sie sicher eine klärende Antwort auf die nächste Frage. Neulich hat mir ein Baustoffhändler gesagt, der bestellte Geräteschuppen sei angekommen, aber er könne ihn erst in zwei oder drei Wochen liefern, da er zu wenig Transportkapazitäten habe. Andere Händler beklagen wochenlange Wartefristen, Logistikchaos und Containerpreise, die zehnmal höher sind als noch vor einem Jahr. Was ist los in Ihrer Branche? Während des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr stoppte China die Produktion abrupt. Der weltweite Konsum lief weiter, sodass ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage entstand. Das Konsumverhalten hat sich zudem aufgrund der Coronakrise grundlegend verändert. «CONTAINERSCHIFFE SIND FÜR DEN INTERNATIONALEN HANDEL WICHTIGER DENN JE.» Die Menschen geben ihr Geld nicht mehr für Reisen und in der Gastronomie aus, sondern investieren es verstärkt zu Hause, zum Beispiel in die Verschönerung ihres Heims, in Freizeitgeräte oder auch in die Ausstattung des Homeoffice. Dies hat eine gigantische Nachfrage ausgelöst. Wie spürt Ihr Unternehmen diese Situation im Alltag? Wir spüren definitiv eine stark erhöhte Nachfrage im Import. Gleichzeitig sind Leercontainer in Europa Mangelware, denn die Container werden gleich nach Asien zurückverschifft. Das bringt Exporteure hierzulande in die Bredouille. Güter zu exportieren ist momentan nicht leicht, der Markt ist unter Druck. Was auch interessant ist, alle Container werden sofort repariert und wieder eingesetzt. Europa leidet also unter Container mangel. Wo bestellt man eigentlich Container, wenn man welche haben möchte? Zirka 50 Prozent des weltweiten Containerbestands sind im Besitz von Linienreedereien, die anderen 50 Prozent gehören Leasingfirmen. Wenn ein Exporteur seine Ware verschiffen möchte, wendet er sich in der Regel an eine Spedition. Wenn Sie persönlich einen Container kaufen oder mieten möchten, dann sind Sie bei unserer Verkaufsabteilung an der richtigen Stelle. Aber auch für uns ist es momentan nicht leicht, Leercontainer zu beschaffen. Die Abhängigkeit von China wird derzeit sehr intensiv diskutiert. Gleichzeitig baut China seine Handelsrouten nach Europa und Afrika aus: Stichwort neue Seiden strasse – eines der grössten Infrastrukturprojekte, die es je gegeben hat. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Seit Beginn der Globalisierung wächst die Bedeutung von internationalen Handelsrouten – und unsere Abhängigkeit von diesen. Der Unfall des Containerschiffs «Ever Given» im Suezkanal hat dies wieder einmal deutlich illustriert. Es ist ungemein wichtig, dass wir resiliente Lieferketten bilden und alternative Transportrouten entwickeln, um im Fall von Disruptionen vorbereitet zu sein. Im März unterschrieben Reedereien Verträge für den Bau von 72 Containerschiffen, soviele wie noch nie, schreibt die «Financial Times». Erleben wir hier mehr als ein Zwischenhoch? In der Tat haben Linienreedereien im März die Rekordmarke von vor zehn Jahren geknackt. Zuvor hatten wir es aber mit einem historischen Tief zu tun: 2020 war das Verhältnis zwischen Orderbuch und Flottengrösse so gering wie seit 30 Jahren nicht mehr. Nachdem die Frachtraten für Container etliche Jahre stagnierten, sind sie zuletzt stark angezogen. Schliesslich ist die Hälfte der internationalen Luftfrachtkapazitäten aufgrund der Einstellung des Passagierverkehrs während der Corona-Pandemie weggefallen, und Containerschiffe sind für den internationalen Handel wichtiger denn je. Sollten die Neubestellungen jedoch in dem Tempo weitergehen, ist die Gefahr gross, dass die Schifffahrt erneut Überkapazitäten erlebt. Ihr Vater hat Swissterminal 1972 gegründet. Damals mit einem einzigen Container und einem Wohnwagen, der als Büro diente. Heute ist Ihr Familienunternehmen weltweit tätig, der Branchenriese DP World ist Ihr Partner, sie sind in einem Joint Venture mit den Häfen Le Havre und Marseille, betreiben auf der neuen Seidenstrasse eine Zugverbindung nach China und expandieren ins Elsass. Wie geht die Reise weiter? Der weltweite Logistikmarkt ist geprägt von hoher Dynamik und riesigem Margendruck. Globalisierung, Digitalisierung, die Belt-Road-Offensive aus China sowie die aktuelle Pandemie und ihre teilweise noch unabsehbaren Folgen sind die wesentlichen Treiber. Erfolgreich ist, wer die Herausforderungen mit Effizienz, maximaler Flexibilität und möglichst nah beim Kunden meistert. Dieser Wettbewerb fordert alle. Was ich sagen kann: Wir sind heute auch dank unserer Allianz mit DP World gut aufgestellt und gerüstet für das Kommende. Mit den Elsasshäfen und der starken Partnerschaft in Frankreich haben wir unsere Position noch einmal gestärkt. Die Zukunft kann kommen. Roman Mayer, CEO von Swissterminal, fühlt sich mit seinem Unternehmen sehr wohl in Frenkendorf. Lassen Sie uns noch ein Wort zum Frankreich-Engagement verlieren. Sie übernehmen demnächst die Häfen Ottmarsheim, Huningue-Village und Ile Napoléon. Skizzieren Sie die Zukunft der Elsässer Häfen und des Gateway Basel Nord (GBN). Gemeinsam sind unseren Elsässer Häfen und dem Gateway-Basel- Nord-Vorhaben, dass die Rheinschifffahrt und namentlich die Güter logistik auf dem Rhein gestärkt werden. Das ist auch unser Ziel bei Swissterminal. Gleichzeitig ist auch klar, dass sich mit unseren Elsässer Häfen und dem geplanten GBN-Projekt der Wettbewerb im Güter- und insbesondere im Containerumschlag markant verschärft. «WIR FREUEN UNS, DASS WIR UNSERE EXPANSION IN DER REGION UMSETZEN KÖNNEN.» Ich bin für den Wettbewerb und freue mich darauf. Das ist auch der wesentliche Punkt meiner Kritik am GBN-Vorhaben, das von den Schweizerischen Bundes bahnen und dem Staat mit riesigem Aufwand und entgegen der Marktlogik unbedingt durchgeboxt werden soll. Das GBN- Projekt zerstört den Wettbewerb, wie ja auch die Wettbewerbskommission festgestellt hat. Ich habe immer gleich lange Spiesse gefordert, namentlich was die Finanzierung mit Staatsgeldern betrifft. Hier profitiert das GBN-Projekt von Privilegien, die uns verweigert werden. Dagegen wehren wir uns. Mit unserem Engagement im Elsass haben wir inzwischen eine, wie mir scheint, gute Antwort gefunden. Eines Ihrer grossen Anliegen ist die Digitalisierung. Wo müssen wir in der Schweiz aufholen und wo sind wir richtig gut? Es ist schwierig, dies zu verallgemeinern, da es branchenspezifisch ist. Meines Erachtens stehen Branchen wie die Telekommunikation und die Medien sowie der öffentliche Sektor oftmals vergleichsweise gut da, während Energie- und die Versorgungsbranche sowie der Gesundheitsbereich häufig einen grossen Rückstand aufweisen. Gerade im Gesundheitsbereich hat uns Corona die Grenzen aufgezeigt. In der Transportbranche gibt es ebenfalls noch einiges zu tun. Wie lebt Swissterminal die Digitalisierung? Das Thema hat bei uns oberste Priorität. In unserer Unternehmensstrategie 4.0 setzten wir Schritt für Schritt die verschiedenen Ziele und Produkte um. Beispielsweise haben wir 2020 eine digitale Buchungsplattform für den Schweizerzug eingeführt. Wir waren die Ersten, die im europäischen Hinterland eine digitale Slotbuchung für die Anlieferung und Abholung von Containern im Terminal eingeführt haben. Das war 2017 – heute ist dies auch bei den grossen Seehäfen etabliert. Sie haben in einem Interview einmal von sich selber gesagt: «Ich bin in einen Container hineingeboren.» Was steckt hinter dieser Aussage? Mein Vater hat unser Unternehmen am 1. Februar 1972 gegründet. Fast genau ein Jahr später wurde ich geboren. Schon als kleiner Junge und bis heute habe ich viel Zeit in diesem Geschäft verbracht – und dieses ist geprägt von Containern. Die Tatsache, dass ich hautnah miterleben durfte, wie mein Vater das Unternehmen gründete, hat mich sehr geprägt. Es hat mich nie gestört, viel zu arbeiten. Heute darf ich stolz darauf sein, was meine Eltern aufgebaut haben. Es ist schön, Verantwortung zu tragen. ZUR PERSON Bild: zVg Ihr Unternehmen ist in Frenkendorf daheim. Wie stark sind die Wurzeln? Wir sind mit dem Unternehmen 1978 in die Gemeinde gezogen, die uns seitdem immer unterstützt hat. Wir fühlen uns sehr wohl. Der Standort hat viele Vorteile, denn wir liegen in unmittelbarer Nähe zu Basel, belasten den Stadtverkehr aber nicht mit unseren Transporten. Nun wachsen wir als Swissterminal weiter und freuen uns, dass wir unsere Expansion in der Region umsetzen können. Ich bin hier aufgewachsen und die Region liegt mir am Herzen. Damit wir aber auch in Zukunft eine starke Region bleiben, braucht das Dreiländereck nicht nur einen leistungsfähigen Flughafen wie den EuroAirport, sondern ebenfalls einen gut angebundenen Euro Rhein Port. Interview: Patrick Herr Roman Mayer (48) ist seit 2000 CEO der Swissterminal AG, einem Dienstleister für integrierte Logistikdienstleistungen rund um den Seecontainer. Er leitet das Unternehmen in zweiter Generation zusammen mit seinem Bruder und seiner Frau. Zusammen führt die Familie das Unternehmen durch verschiedene Expansionen in die Zukunft und wird dabei seit Januar 2020 vom internationalen Logistikunternehmen DP World aus Dubai als Minderheitsaktionär unterstützt. Logistik bestimmt jedoch nicht nur den Arbeitsalltag von Roman Mayer, sondern als Vater von vier Kindern läuft auch Zu Hause vieles «just in time». ph

Standpunkt der Wirtschaft