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Standpunkt 515, 5. Februar 2021

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4 | Standpunkt der Wirtschaft BERUFSBILDUNG 5. Februar 2021 LEHRSTELLENMARKT – Die Anzeichen häufen sich, dass das Lehrstellenangebot im Jahr 2021 entgegen dem Vorjahr durch die Coronakrise beeinträchtigt wird. Das wäre ein fatales Signal für die Berufsausbildung. Das Lehrangebot muss erhalten werden Fast ein Viertel der Lehrbetriebe in der Schweiz geht davon aus, dass sie im Jahr 2021 weniger Lehrstellen anbieten werden oder sich noch nicht definitiv entschieden haben. Immerhin 69 Prozent gehen davon aus, dass sie ihr Angebot unverändert aufrechterhalten, nur noch 6 Prozent planen mit mehr Lehrstellen als noch 2020. Diese Zahlen gehen aus der jüngsten Dokumentation «LehrstellenPlus» der ETH Zürich hervor. Damit zeichnet sich ab, dass der Einfluss der Coronakrise auf den Lehrstellenmarkt im Jahr 2021 grösser sein könnte als noch im Vorjahr. 2020 nämlich war die Lage erstaunlich stabil geblieben, die Werte aus dem Vorjahr wurden gesamtschweizerisch mit 78 471 abgeschlossenen Lehrverträgen bis Ende Oktober zu 100 Prozent erreicht. Ein leichter Rückgang war nur im Tessin und in der Zentralschweiz zu verzeichnen. Task Force bis Ende 2021 Im Mai 2020, also im Frühstadium der Krise, hatte Bundesrat Guy Parmelin die Task Force «Perspektive Berufslehre» eingesetzt, damit Jugendliche und Unternehmen auch im Jahr 2021 gute Rahmenbedingungen auf dem Lehrstellenmarkt und beim Übergang in den Arbeitsmarkt vorfinden. Das Mandat war zunächst bis Ende letztes Jahr beschränkt, nun wurde es bis Ende 2021 verlängert. Zurecht, wie auch die Einschätzung von Daniela Schüpbach, Leiterin der KMU Lehr betriebsverbund AG im Haus der Wirtschaft in Pratteln, ahnen lässt: «Wir stellen fest, dass sich die Ungewissheit sowohl auf Seiten der Lehrbetriebe wie auch der Lehrstellensuchenden verstärkt», sagt sie. Betriebe würden aufgrund der unsicheren Pandemielage und der Schwierigkeit, die wirtschaftliche Entwicklung einzuschätzen, mit dem Abschluss von Lehrverträgen vermehrt zögern. Auch Lernende bekommen die Folgen der Coronakrise zu spüren. Perspektiven aufzeigen Schüpbach und ihr Team haben auch festgestellt, dass Bewerbungen von Lehrstellensuchenden erst spät oder in Einzelfällen gar nicht beantwortet werden. Im Moment sei die Situation so, dass die jungen Menschen, die eine Lehrstelle suchen, recht früh unterwegs sind, die Betriebe sich aber in der Hoffnung auf mehr Planungssicherheit erst spät festlegen wollen. «Wenn man immer vertröstet wird oder nichts hört, steigert das die Frustration», so die Expertin. Für sie ist es zentral, dass gerade während der aktuellen Krise den angehenden Berufsleuten signalisiert wird, dass die Chancen auf einen Ausbildungsplatz und die entsprechenden Perspektiven da sind. Und genauso wichtig ist für sie, dass «nicht nur die Besten eine Chance erhalten». Das wäre kein gutes Zeichen für die Zukunft. Ebenso wenig zielführend wäre, wenn sich die Lernenden zu stark auf pandemieresistente Berufe festlegen und so ein Ungleichgewicht zu den dualen Berufs feldern entsteht. Innerhalb des Lehrbetriebsverbundes mussten zwei betreute Lernende in den vergangenen Monaten neu vermittelt werden, da ihr Lehrbetrieb die Krise nicht überstanden hat. Kurzarbeit, Homeoffice und Quarantäne sind weitere Umstände, die die Lernenden beeinträchtigen, meistens auf Kosten der Berufspraxis, aber auch im wichtigen persönlichen Austausch und bei sozialen Kontakten. Für die Lernenden, die ihre Ausbildung im Sommer 2021 beginnen wollen, zeigt sich neben diesen Hürden zusätzlich die Schwierigkeit der Berufswahl. Schnupperlehren sind aufgrund der Pandemie nur eingeschränkt möglich, Plattformen wie Berufsschauen finden oft nur virtuell statt. Dazu kommt die Verunsicherung, ob ein gewähltes Berufsfeld aufgrund der Erfahrungen während der Pandemie noch zukunftsträchtig ist (z. B. Detailhandel, Gastronomie und Beherbergung). Zuwarten ist keine Lösung «Wenn das Angebot reduziert ist, man auf der Suche nicht an das gewünschte Ziel kommt oder Bedenken aufkommen bei Berufen, die während der Krise gelitten haben, wächst die Befürchtung, dass jemand seinen Berufswunsch nicht erfüllen und auf Varianten ausweichen muss», glaubt Schüpbach. Für sie steht im Zentrum, dass sich die Lehrbetriebe im Baselbiet ihrer Bild: zVg enormen Verantwortung bewusst sind und zukunftsweisend handeln. «Wer jetzt zuwartet, kann dann im Herbst nicht einfach nachrekrutieren. Und die Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Fachkräften in einigen Jahren wären nicht abzusehen, wenn jetzt auf die Ausbildung von Lernenden verzichtet wird.» Der Lehrbetriebsverbund bietet Lehrbetrieben, die beispielsweise keine Berufsbildner mehr in ihrer Firma haben, die entsprechende Vermittlung an und kann in allen administrativen und organisatorischen Bereichen einer Ausbildung unterstützen. Daniel Schaub www.kmu-lehrbetriebsverbund.ch ANZEIGE Erfolgreich inserieren im Mit Ihrer Botschaft im Standpunkt der Wirtschaft erreichen Sie: – Rund 35’000 Adressen mit Schwerpunkt im Wirtschaftsgebiet Nordwestschweiz – Entscheidungsträger der regionalen KMU-Wirtschaft – 10’000 Mitglieder der Wirtschaftskammer Baselland – Eine wirtschaftlich interessierte Qualitätsleserschaft – Sowohl B2B-Kunden wie Konsumentinnen und Konsumenten Als Mitglied der Wirtschaftskammer Baselland profitieren Sie von attraktiven Rabatten! Erika Sprecher berät Sie gerne! 061 927 65 38 dispo@standpunkt.ch

5. Februar 2021 ABSTIMMUNG Standpunkt der Wirtschaft | 5 SOCIAL-MEDIA-POST DER WOCHE FREIHANDELSABKOMMEN – Am kommenden 7. März stimmen die Schweizerinnen und Schweizer über das Freihandelsabkommen mit Indonesien ab. «Wir haben die einmalige Möglichkeit, unseren Firmen die Tür zum indonesischen Markt zu öffnen», sagt Richard Weber, CEO der REGO-FIX AG in Tenniken. «Markt birgt grosses Potenzial» NEWS AUS DEM LANDRAT An der Sitzung vom vergangenen 28. Januar hat der Baselbieter Landrat folgende KMUrelevanten Geschäfte behandelt: 1. Vorlage: Revision des Polizeigesetzes [Traktandum Nr. 3] Mit 82:0 Stimmen hat der Landrat der Revision des Polizeigesetzes zugestimmt. Inhaltlich ermöglicht die Revision der Baselbieter Polizei, bei einigen Situationen härter durchzugreifen. So kann sie unter anderem Gaffer von Unfallorten wegweisen, gegen Stalker vorgehen und Veranstaltungen mit Gefahrenpotenzial mit Auflagen versehen oder gleich ganz verbieten. Zudem darf die Polizei künftig Bodycams, Drohnen-Kameras oder GPS-Geräte zur Observation von Verdächtigen einsetzen. Richard Weber, CEO der REGO-FIX AG in Tenniken. Bild: zVg 2. Vorlage: Baselbieter KMU-Corona-Härtefall- Hilfe 2.0 [Nr. 4] Das Kantonsparlament reagiert auf die Ankündigung des Bundesrates, die Härtefallhilfe auf 5 Milliarden Franken zu verdoppeln: Baselland zieht mit und erhöht die Gelder auf total 132,25 Millionen. Davon trägt der Kanton 43,5 Millionen. Der Landrat hat mit 79 Ja- zu 2 Nein-Stimmen bei 0 Enthaltungen die Aufstockung der Hilfsgelder an Unternehmen abgesegnet. 3. Vorlage: Stärkung des Vertrauens in die Justiz [Nr. 6] Der Landrat ist mit 76:0 Stimmen der Justizund Sicherheitskommission gefolgt und hat das sechs Jahre alte Postulat abgeschrieben. Dieses verlangte, dass der Regierungsrat die Einsetzung eines «besonderen Organs» prüfen solle, das die Bewerbungen für Richterposten an den kantonalen Gerichten unter die Lupe nimmt, sofern diese vom Landrat zu wählen sind. Damit solle eine «Steigerung von Transparenz und Qualität» erreicht werden. Daraus wird nun nichts: Die Wahlvorbereitung für die Mitglieder der Gerichte fällt weiterhin in die Zuständigkeit der Fraktionen, wobei ein informelles Gentlemen’s Agreement bei der Proporzzuteilung spielt. Der Landrat trifft sich wieder am kommenden 11. Februar. bk/ra NEWS DIREKT AUFS SMARTPHONE Wirtschaftskammer-Mitglieder mit dem «Upgrade Politik» werden vor den Sitzungen des Baselbieter Landrats per Whats App-News über die relevanten politischen Geschäfte informiert. Während und nach den Sitzungen werden die Mitglieder über die Beschlüsse informiert. Die «News aus dem Landrat» werden später auch im Standpunkt ver öffentlicht (siehe oben). Dies ist nur einer von vielen Vorteilen, den das «Upgrade Politik» mit sich bringt. Das Upgrade kostet 80 Franken pro Jahr. Weitere Informationen: Haus der Wirtschaft Hardstrasse 1 4133 Pratteln Tel.: 061 927 64 64 E-Mail: mitgliedschaft@kmu.org Website: www.kmu.org Die Schweiz als Mitglied der EFTA- Staaten und Indonesien haben Ende 2018 ein umfassendes Wirtschaftspartnerschaftsabkommen unterzeichnet. Es baut Zölle und andere Handelshemmnisse ab, stärkt den Schutz von geistigem Eigentum und enthält ein weitreichendes Nachhaltigkeitskapitel mit verbindlichen Verpflichtungen. Sowohl für grosse Schweizer Firmen als auch für KMU und Zulieferer ist das Freihandels abkommen ein Gewinn. Auch Indonesien profitiert. Das Land erhält Zugang zu innovativer Schweizer Technologie. Diese hat das Potenzial, die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern und wesentlich zum Umweltschutz beizutragen. Noch ist jedoch nichts in trockenen Tüchern. Links-grüne und bäuerliche Kreise haben das Referendum gegen das Freihandelsabkommen ergriffen. Am 7. März 2021 entscheidet das Schweizer Stimmvolk. Wie die Schweiz und Indonesien vom Handelsabkommen profitieren, erklärt Richard Weber, der CEO der REGO-FIX AG in Tenniken, im Interview mit dem Standpunkt. menten, der wachsenden Mittelschicht und den stabilen politischen Verhältnissen ist Indonesien für die REGO-FIX AG bereits seit einigen Jahren ein interessanter Zielmarkt. Wir arbeiten mit Expats und Vertriebspartnern vor Ort zusammen, um unsere Produkte nach Indonesien zu exportieren. Ich bin überzeugt, dass der indonesische Markt für uns und viele Schweizer Unternehmen grosses Potenzial birgt. Und seine Bedeutung wird weiter zunehmen. Experten gehen davon aus, dass sich Indonesien bis 2050 zur viertgrössten Volkswirtschaft der Welt entwickeln wird. «EXPERTEN GEHEN DAVON AUS, DASS SICH INDONESIEN BIS 2050 ZUR VIERTGRÖSSTEN VOLKSWIRTSCHAFT DER WELT ENTWICKELN WIRD.» Die REGO-FIX AG exportiert bereits heute erfolgreich nach Indonesien. Weshalb braucht es das Freihandels abkommen überhaupt? Heute schottet Indonesien seinen Markt mit hohen Zöllen ab. Für Industriegüter betragen diese im Durchschnitt 8 Prozent. Die hohen Einfuhrzölle sowie die zeitlichen Aspekte einer Verzollung stellen für uns grosse Hindernisse dar. Hier schafft das Freihandelsabkommen mit Indonesien endlich Abhilfe. So werden 98 Prozent der Schweizer Exporte zollbefreit. Hiesige Firmen können dadurch mehr als 25 Millionen Franken pro Jahr sparen. Das ist viel Geld. Hinzu kommt der Abbau von zahlreichen nichttarifären Handelshemmnissen. Das Freihandels- Standpunkt: Herr Weber, von Tenniken aus liefert die REGO- FIX AG innovative und hochwertige Werkzeugspannsysteme an Kunden in der ganzen Welt. Welche Rolle spielt Indonesien für Ihr Unternehmen? Richard Weber: Mit seinen 265 Millionen Konsumentinnen und Konsuabkommen erleichtert Schweizer Firmen den Zugang zum stark wachsenden indonesischen Markt und verschafft ihnen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber der direkten Konkurrenz aus der EU und den USA, die nicht über ein Freihandelsabkommen mit Indonesien verfügen. Für Schweizer Unternehmen ist das vorliegende Wirtschaftspartnerschaftsabkommen ein Gewinn. Doch inwiefern profitiert Indonesien vom Freihandelsvertrag? Das Freihandelsabkommen ist keine Einbahnstrasse, sondern eine Win-Win-Situation. Für die Schweiz und für Indonesien. Das Abkommen eröffnet nämlich auch der indonesischen Wirtschaft neue Möglichkeiten und trägt so zu Wachstum und höherem Wohlstand bei. Ausserdem sind hierzulande hergestellte Geräte, Maschinen und Anlagen effizient, emissionsarm und ressourcen schonend. Dank dem Freihandelsabkommen werden sie in Indonesien günstiger und einfacher verfügbar. Davon profitieren die Menschen und die Umwelt vor Ort. Mit dem Abkommen wird die nachhaltige ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung Indonesiens gestärkt. Gegner des Freihandelsabkommens mit Indonesien begründen ihre Kritik mit Umweltbedenken und dem Abbau von Palmöl. Was sagen Sie dazu? Die Schweiz konnte sich mit Indonesien im Abkommen auf ein umfassendes Nachhaltigkeitskapitel mit verbindlichen Verpflichtungen einigen. Im Mittelpunkt steht dabei das Palmöl. Das Abkommen bietet indonesischen Produzenten einen starken Anreiz, nachhaltiges Palmöl zu fördern. Kritiker verkennen das. Das Freihandelsabkommen sollte keinesfalls als Sündenbock herhalten, denn Abschottung nützt weder der Umwelt noch der Bevölkerung in Indonesien. Freier Waren- und Dienstleistungsverkehr hingegen fördert eine nachhaltige Entwicklung, die allen zugutekommt. «DAS FREIHANDELS- ABKOMMEN VERSCHAFFT SCHWEIZER FIRMEN EINEN ENTSCHEIDENDEN WETTBEWERBSVORTEIL GEGENÜBER DER DIREKTEN KONKURRENZ AUS DER EU UND DEN USA.» Abschliessend: Weshalb sind die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Ihrer Meinung nach gut beraten, am 7. März dem Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit Indonesien zuzustimmen? Als Exportnation ist die Schweiz dringend auf einen exzellenten Zugang zu ausländischen Märkten angewiesen. Am 7. März haben wir die einmalige Möglichkeit, unseren Firmen die Tür zum indonesischen Markt zu öffnen. Diese Chance sollten wir nutzen. Für viele Unternehmen kommt sie genau zum richtigen Zeitpunkt. Das Freihandelsabkommen trägt zur wirtschaftlichen Erholung der Schweiz nach dem Corona-Schock bei und gibt ihr eine wichtige Perspektive. Nutzen wir die Gelegenheit und sagen Ja zum Freihandelsabkommen mit Indonesien, einem der wichtigsten Zukunftsmärkte. Anja Walker www.indonesien-ja.ch

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