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Standpunkt 514, 22. Januar 2021

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4 | Standpunkt der Wirtschaft BERUFSBILDUNG 22. Januar 2021 NEUE LERNENDE – Anisa Morina und Kilian Thürkauf haben im vergangenen Herbst ihre KV-Lehren im Haus der Wirtschaft begonnen. Im Interview mit dem Standpunkt der Wirtschaft sprechen sie darüber, wie es ihnen vier Monate nach Lehrbeginn geht. Lernende im Haus der Wirtschaft In den kommenden drei Jahren begleitet der Standpunkt die beiden Lernenden Anisa Morina und Kilian Thürkauf und spricht regelmässig mit ihnen über ihre Erfahrungen. Standpunkt: Guten Tag euch beiden. Wir haben zuletzt im September gesprochen. Damals wart ihr knapp einen Monat in der Lehre und alles war neu. Wie fühlt ihr euch vier Monate später? Anisa Morina: Es kommt mir mittlerweile so vor, als wäre ich schon «ewig» hier. Das ist jedenfalls ein gutes Zeichen, ich fühle mich mega wohl. Auch in der Schule läuft es gut. Es ist anspruchsvoll, aber das gefällt mir. Kilian Thürkauf: Es braucht ein paar Wochen, bis man sich eingelebt hat. Aber wie Anisa gesagt hat, mittlerweile hat man das Gefühl, man sei schon ewig hier. Dieses Gefühl kommt recht schnell. Die Schule läuft gut, ich bin zufrieden mit meinen Leistungen. Wo seid ihr jetzt gerade tätig? Kilian: Ich bin mit Verlängerungen für Familienzulagen beschäftigt und mache Adressmutationen. Ich tue das selbstständig, unter Aufsicht der Praxisbildnerin natürlich. Anisa: Mir geht es genau gleich, ich arbeite auch sehr selbstständig, aber unter Aufsicht. Ich bin im Datenmanagement zurzeit damit beschäftigt, Doubletten zu bereinigen. Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, denn man muss genau hinschauen. Euer erstes Fazit von der Schule und vom Arbeitsalltag war sehr positiv. Wie erlebt ihr das heute? Anisa: Es hat sich nichts verändert. Anisa Morina und Kilian Thürkauf gefällt das neue Haus der Wirtschaft. Für das Foto haben sie kurz die Maske abgenommenBild: Herr Kilian: Es ist alles positiv. Wir haben mehr Sicherheit, es ist nicht mehr alles neu. Das vereinfacht den Alltag. Anisa: Diese Sicherheit fühlt sich gut an, sie erleichtert das selbstständige Arbeiten. Ihr habt eure Ausbildung mitten in der Coronakrise begonnen. Wie erlebt ihr diese spezielle Zeit? Anisa: Nach dem letzten Gespräch kam die Maskenpflicht, daran musste man sich gewöhnen. Wir hatten ja alle gehofft, dass diese Pandemie schneller vorbei ist. Kilian: Ich habe mich an die Maske gewöhnt, wir sind froh, wenn alles vorbei ist. Wir kommen aber gut durch den Alltag. Anisa: Das sehe ich auch so. Welches sind zurzeit eure grössten Herausforderungen? Kilian: Alles unter einen Hut zu bringen. Den Arbeitsalltag, die Prüfungen, alles koordinieren und einen Plan zu haben. Anisa: Richtig. Und nicht alles auf den letzten Moment zu verschieben. Wir alle sind seit dem 4. Januar nicht mehr am Altmarkt in Liestal, sondern im Haus der Wirtschaft an der Hardstrasse 1 in Pratteln daheim. Wie gefällt es euch in den neuen Büros? Kilian: Es ist hier modern und toll eingerichtet. Wir haben hier einen hohen Standard. Anisa: Es ist ein grosser Unterschied zu vorher. Wir haben viel mehr Platz, es ist offen, mir gefällt es. Kilian: Der Standort ist zudem sehr zentral und verkehrsmässig toll erschlossen. Wie seid ihr bis jetzt zufrieden mit der Wahl eurer Lehre? Anisa: Gut, ich bin zufrieden, es ist das Richtige für mich. Spätestens jetzt hätte man es ja merken müssen, wenn es die falsche Wahl gewesen wäre. Diese Meinung werde ich nicht mehr ändern. Kilian: Für mich war es von Anfang an klar, dass nach meiner Bürolehre die KV-Lehre der richtige Entscheid ist. Das hat sich bestätigt. Wir werden uns Ende April wieder sprechen. Was passiert bis dahin alles? Kilian: Wir werden bis dann die erste Bewertung für die ALS – Arbeitsund Lernsituation – erhalten haben. Anisa: Das «Betriebsfenster» sollte in diesem Zeitraum stattfinden, aber man weiss aufgrund der Coronasituation nicht, ob das der Fall sein wird. Kilian: Ansonsten geht der Alltag weiter. Ferien gibt es dann an Ostern. Ich werde sehen, was spontan möglich sein wird. Anisa: Ich würde in den Ferien gerne in den Kosovo gehen, mal schauen ob es klappt. Danke euch beiden für das Gespräch, wir sehen uns im Frühling wieder. Interview: Patrick Herr ZU DEN PERSONEN Anisa Morina ist 16 Jahre alt. Sie ist in Balsthal daheim und hat 2020 eine KV-Lehre B-Profil begonnen. Zurzeit arbeitet Sie im Datenmanagement der Wirtschaftskammer Baselland. Kilian Thürkauf ist 19 Jahre alt. Er ist in Basel daheim und absolvierte bereits eine zweijährige Lehre zum Büroassistenten. Er hat 2020 eine KV-Lehre B-Profil begonnen. Zurzeit arbeitet er bei der Familienausgleichskasse GEFAK. (dl) INTERPELLATION – FDP-Landrat Rolf Blatter will vom Regierungsrat wissen, welche Auswirkungen der in Basel-Stadt geplante Test für Mobility Pricing auf den Kanton Basel-Landschaft haben wird. «Die negativen Effekte müsste das Umland tragen» NEWS AUS DEM LANDRAT An der Sitzung vom vergangenen 14. Januar hat der Baselbieter Landrat folgende KMUrelevanten Geschäfte behandelt: 1. Vorlage: Änderung des Gesetzes über die Information und den Datenschutz (Informationsund Datenschutzgesetz, IDG); Anpassung an das geänderte europäische Datenschutzrecht (Beschluss) [Traktandum Nr. 6] Mit 84:1 Stimmen hat der Landrat der Änderung des Informations- und Datenschutzgesetzes zugestimmt. Der Landratsbeschluss sieht vor, dass die Motion 2015/418 «Verrechnungsmöglichkeit Datenschutz» nicht abgeschrieben, sondern stehen gelassen wird, dies als Folge der Diskussionen rund um die Gebührenfrage. 2. Vorlage: Revision des Polizeigesetzes [Nr. 7] Die erste Lesung wurde beendet. Im Plenum diskutiert wurden unter anderem die Wegweisungsbestimmungen bei «Stalking», der Schutz vor Schaulustigen bei Ereignissen und der Einsatzzweck der Körperkameras. Die Lesung wird an der nächsten Landratssitzung fortgeführt. 3. Vorlage: Ausgabenbewilligung Bau Mischwasserbecken in Grellingen [Nr. 9] Der Vorlage zum Bau des Mischwasserbeckens wurde uneingeschränkt zugestimmt. Die Mitglieder des Landrats stimmten mit 72:0 Stimmen für die Ausgabenbewilligung im Umfang von 2,4 Mio. Franken. Der Beschluss untersteht der fakultativen Volksabstimmung. 4. Vorlage: Eingeschränktes Wohnen in Gewerbeund Industriebauten muss möglich sein [Nr. 38] Bereits seit mehreren Jahren ist dieses Anliegen wichtig. Es geht dabei um die Bewilligungspraxis von sogenannten «betriebsnotwendigen» Wohnungen. Die Motionärin sieht den behördlichen Ermessensspielraum bei solchen Bewilligungen nicht ausreichend genutzt und fordert, dass die gesetzlichen Grundlagen klarer ausformuliert werden. Die Wirtschaftskammer unterstützt das Anliegen ausdrücklich. Die Regierung beantragt die Entgegennahme als Postulat. Die Vorlage wurde noch nicht im Landrat behandelt. Der Landrat trifft sich wieder am kommenden 28. Januar. bk/ra PAROLEN WIRTSCHAFTSRAT Der Wirtschaftsrat sagt vier Mal Ja Der Wirtschaftsrat, das Parlament der Wirtschaftskammer Baselland, hat die Parolen für die kantonalen und nationalen Abstimmungen vom kommenden 7. März gefasst. Er ist dabei den Anträgen des Zentralvorstands gefolgt. Wegen Corona erfolgte die Parolenfassung auf schriftlichem Weg. Im vergangenen Dezember hat FDP- Landrat Rolf Blatter im Landrat eine Interpellation zu «Mobility Pricing und dessen Auswirkungen auf das Baselbiet» eingereicht. Wie sich herausstellt, genau zum richtigen Zeitpunkt. Am vergangenen 12. Januar verkündete der Kanton Basel-Stadt, sich bereits beim Bund für einen Pilot versuch von Mobility Pricing beworben zu haben. Doch nicht nur das, auch eine City-Maut ist beim Nachbarkanton im Gespräch. Bund sucht neues Abgabeprinzip Da die Mobilität in der Schweiz stetig wächst und sich verändert, sucht der Bund nach einem Abgabe prinzip, das den neuen Gegebenheiten entspricht. Da immer mehr Elektrofahrzeuge auf den Strassen unterwegs sind, wird zum Beispiel weniger Mineral ölsteuer gezahlt. Die Abgaben sollen also Schritt für Schritt ersetzt werden. Aber nicht nur. Mobility Pricing hat auch zum Ziel, ein «Pay as you use»-Prinzip zu etablieren. Es soll also ein Anreizsystem zur Kostenoptimierung geschaffen werden. Hintergrund ist das täglich hohe Verkehrsaufkommen mit Staus und mit Verspätungen im ÖV, das nun gezielt mit diesem System bekämpft werden soll. So ist denkbar, dass die Benutzung von Verkehrsmitteln zu Spitzen zeiten teurer sein wird als zu Randzeiten. Wer kann, soll also Stosszeiten meiden. Dieses Prinzip soll für alle Verkehrsmittel gleichermassen angewendet werden. Es geht darum, eine neue Finanzierung zu finden, die gleichzeitig die Überlastung der Verkehrssysteme miteinbezieht. Diese zwei ehrgeizigen Ziele, die Zukunft der Mobilitätsabgaben zu sichern und das Brechen von Verkehrsspitzen, sind die Pläne des Bundes beim Mobility Pricing. Testregionen gesucht Nun werden Testregionen gesucht, die Pilotprojekte durchführen. Interessiert ist auch der Kanton Basel- Stadt, der bereits eine Projektskizze beim Bund eingereicht hat. Basel- Stadt legt den Fokus auf die Strasse und will eine City­ Maut, also ein Road Pricing, testen. Da sich der Verkehr nicht nur auf städtischen Boden konzentriert, wird dies enorme Auswirkungen auf den gesamten Verkehr in der Region haben. Ob diese Entscheidung mit dem Nachbarkanton abgesprochen ist, will FDP-Landrat Rolf Blatter wissen und hat darum eine Interpellation im Baselbieter Landrat eingereicht, die klären soll, welche Auswirkungen ein Mobility-Pricing-Versuch des Kantons Basel-Stadt auf das Umland hätte. Da der Verkehr nicht vor den Kantons- und Landesgrenzen Halt FDP-Landrat Rolf Blatter. Bild: zVg macht, sind die Auswirkungen auf die gesamte Region nicht abzuschätzen. Folglich können auch Vermeidungseffekte entstehen, wenn sich der Verkehr dann andere Wege sucht, zum Beispiel, um den Kosten zu entgehen. Gerade in der hiesigen, verwinkelten Region, kann daher mit Auswirkungen für alle Verkehrsteilnehmenden gerechnet werden. Darin liegt nur eine der Schwierigkeiten beim Mobility Pricing, auf die Rolf Blatter hinweist. «Überlegungen zu einem neuen Finanzierungssystem sind wichtig, es ist jedoch auch klar, dass dann alle an einem Strang ziehen müssen. Partielle oder regionale Kostenerhebung birgt immer die Gefahr der Umgehung. Und die negativen Effekte müsste dann das Umland, oder eben der Kanton Basel-Landschaft tragen», sagt Rolf Blatter. Der Nutzen ist fraglich Fraglich ist grundsätzlich auch der Nutzen, wenn mit den Gebühren für den Verkehr die Staatseinnahmen langfristig gesichert werden sollen, die Menschen aber über den Preis aufgefordert sind, Spitzen zeiten und somit höhere Billett- oder Maut preise, zu vermeiden. Rolf Blatter sagt: «Die beiden Prinzipien sind nicht unbedingt vereinbar, einerseits sollen Einnahmen gesichert werden, andererseits sollen die Verkehrsteilnehmenden aufgefordert werden, die tiefsten Kosten anzupeilen, in dem sie zum Beispiel die Rushhour meiden. Das passt nicht unbedingt zusammen.» Weiter stellt sich die Frage nach der gesetzlichen Grundlage sowie auch der allgemeinen Überzeugung, wie die Baselbieter Regierung zu Mobility Pricing steht. Rolf Blatter ist der Ansicht, «dass der Informationsfluss an die Bevölkerung sichergestellt werden muss». Diese offenen Fragen sollen nun mit der Interpellation geklärt werden. Birgit Kron Ja zu EID und Indonesien-Abkommen Bei den eidgenössischen Vorlagen sagt der Wirtschaftsrat Ja zum Bundesgesetz vom 27. September 2019 über elektronische Identifizierungsdienste (EID-Gesetz, BGEID). Auch für den Bundesbeschluss vom 20. Dezember 2019 über die Genehmigung des «Umfassenden Wirtschaftspartnerschaftsabkommens zwischen den EFTA-Staaten und Indonesien» hat der Wirtschaftsrat die Ja-Parole beschlossen. Für die Volksinitiative vom 15. September 2017 «Ja zum Verhüllungsverbot» hat der Wirtschaftsrat beschlossen, keine Parole zu fassen. Ja zu GSA und AMAG Auf kantonaler Ebene sagt der Wirtschaftsrat Ja zur Revision des Gesetzes über die Bekämpfung der Schwarzarbeit (GSA) und zur Revision des Arbeitsmarktaufsichtsgesetzes (AMAG, siehe Seite 6). Der Regierungsrat hat die Gesetzesrevisionen angestossen, um dem Kanton mehr Handlungsspielraum und finanzielle Steuerungskompetenz bei der Arbeitsmarktaufsicht und in der Aus gestaltung von Leistungsvereinbarungen mit Drittorganisationen zu eröffnen. Die vorliegenden Revisionen erfüllen die Forderungen der Wirtschaft. Die Vergabe der Kontrolle an die Sozial partner bleibt gesetzlich verankert. Auch die Finanzierung bleibt im bisherigen Rahmen. Nicht zuletzt bleiben die Kontrollen für das Baugewerbe gesetzlich verankert. Keine Parole gefasst hat der Wirtschaftsrat zur Gesetzes initiative «Die gigantische und unerfüllbare Anzahl von 3500 Kompetenzbeschreibungen in den Lehrplänen auf ein vernünftiges Mass reduzieren» vom 29. August 2019.Reto Anklin

22. Januar 2021 HAUS DER WIRTSCHAFT Standpunkt der Wirtschaft | 5 LIGA DER BASELBIETER STEUERZAHLER – Der neue Präsident der Liga der Baselbieter Steuerzahler heisst Stefan Degen. Für den Landrat und Gelterkinder Gemeinderat sind Steuerthemen sehr wichtig. «Alles, was nicht dem Staat abgeliefert wird, kann gespart oder konsumiert werden», sagt Degen, der sich für möglichst tiefe Steuersätze einsetzt. «Liga soll die unbequeme Stimme sein» Im Interview mit dem Standpunkt spricht Landrat Stefan Degen über seine Ziele als neuer Präsident der Liga der Baselbieter Steuerzahler. Er tritt die Nachfolge von Jörg Felix an, der das Amt auf Ende vergangenen Jahres abgegeben hat. Standpunkt: Herr Degen, Glückwunsch zur Wahl zum Präsidenten der Liga der Baselbieter Steuerzahler. Sind Steuerthemen im Allgemeinen für Sie wichtig? Stefan Degen: Vielen Dank für die Gratulation, ich freue mich sehr. Klar sind Steuerthemen für mich wichtig. Dafür gibt es drei Gründe: Das Mass der Besteuerung hat direkten Einfluss auf unseren Wohlstand; alles, was nicht dem Staat abgeliefert werden muss, kann gespart oder konsumiert werden. Steuern sind sowohl für Unternehmen wie auch für natür liche Personen ein sehr wesentlicher Standortfaktor. «STEUERN SIND SOWOHL FÜR UNTERNEHMEN WIE AUCH FÜR NATÜRLICHE PERSONEN EIN SEHR WESENTLICHER STANDORTFAKTOR.» Gerade für ein Land wie die Schweiz ist es zentral, dass wir innovative und damit erfolgreiche Unternehmen und Personen anziehen können. Ein zu mächtiger Staat führt zu einer trägen Volkswirtschaft, und ein Staat wird zu mächtig durch eine zu hohe Staatsquote. Die gilt es über das Steuersystem zu bremsen. Wird die Thematik rund um die Steuern im Baselbiet, aber auch national, nach der Coronakrise an Bedeutung gewinnen? Ganz klar ja. Aber nicht nur regional, sondern global. Der Steuerwettbewerb wird durch die anderen Staaten stark angeheizt werden. Der Kampf ums Steuersubstrat wird mit grosser Härte geführt. Da müssen wir bereit sein, aber nicht erst nach dieser Krise, sondern bereits jetzt. Wir müssen die Massnahmen sehr sorgsam abwägen und nur wirklich nachweislich nützliche Einschränkungen umsetzen. Jeden Franken, den wir jetzt nicht ausgeben, werden wir im Vorsprung sein. Kürzlich haben viele Gemeinden im Kanton ihre Budgets für das Jahr 2021 verabschiedet und rechnen mit deutlich weniger Einnahmen. Rechnen Sie mit Steuererhöhungen? Ich durfte selbst ein solches Budget als Präsident ad interim präsentieren, und zwar jenes von Gelterkinden. Es ist eigentlich ganz einfach: ein Defizit kann mit weniger Ausgaben oder mehr Einnahmen ausgeglichen werden. Mehr Einnahmen führen aber meist nur kurzfristig zu einer Linderung. Wir haben also einen klassischen Zielkonflikt: Gemeinderat und Verwaltung wollen entweder Steuererhöhung oder Leistungsabbau, die Mehrheit an den Gemeinde versammlungen will auf keinen Fall Leistungsabbau, und eine kleine Minderheit weist daraufhin, dass Steuererhöhungen langfristig die schädlichsten Massnahmen sind. Die öffentliche Verwaltung ist meiner Meinung nach aktuell weder fähig noch willens, Effizienzsteigerungen Stefan Degen übernimmt das Präsidium der Liga der Baselbieter Steuerzahler. Er ist Vizepräsident der Finanzkommision des Landrats und sitzt im Gemeinderat von Gelterkinden. im selben Mass umzusetzen, wie das in der Privatwirtschaft täglich getan wird. Was dabei herauskommt, ist klar. Somit kann ich die Frage mit «Ja» beantworten. «DER KAMPF UMS STEUERSUBSTRAT WIRD MIT GROSSER HÄRTE GEFÜHRT. DA MÜSSEN WIR BEREIT SEIN. ABER NICHT ERST NACH DIESER KRISE, SONDERN BEREITS JETZT.» Manche Gemeinden wollen die Skonti der Steuerzahler reduzieren, um die Steuerausfälle zumindest teilweise zu kompensieren. Was halten Sie davon? Ich bin überzeugt, dass die Skonti mehr Lenkungswirkung haben als die Verzugszinsen. Aus politischer Sicht verstehe ich das Anliegen. Der Staat kann ja im Moment praktisch unbegrenzt Fremdkapital aufnehmen, und das nahe bei null Prozent, warum sollte er da den Steuerzahlern ein Prozent oder mehr bezahlen? Was nun absurd ist, ist dass das Delta zwischen Skonti und Verzugszins mittlerweile so gross ist. Ich will damit sagen, die öffentliche Hand sollte sich für Lenkung oder tiefe Fremdkapitalkosten entscheiden. Im Moment drängt sie bei jenen, die in Verzug sind, und knausert bei jenen, die das Geld vorschiessen. Möglicherweise würde ein fixierter Spread von zum Beispiel einem Prozent helfen. Ich bin sicher, dass beide Zinsen damit irgendwo zwischen 2 und 4 Prozent zu liegen kommen würden. Eine Grössenordnung, die für den Verzugs zins auch in einer Motion im Landrat gefordert wird. Wie kann sich die Politik für die Menschen in der Region stark machen, sodass die Steuern als gerechtfertigt empfunden werden? Gerechtigkeit wird oft verwendet, um Klientelpolitik zu betreiben. Wir haben aktuell die Situation, dass Personen bis in den unteren Mittelstand in unserem Kanton überhaupt keine Steuern bezahlen. Wenn diese Personengruppe über die Hälfte kippt, so bestimmt faktisch eine Mehrheit darüber, was eine Minderheit allein bezahlen muss. Ein Ansatz für mich wäre, dass jeder Einwohner unabhängig vom Einkommen eine Grundsteuer bezahlt. Wie oben erwähnt, darf aber dabei die Staatsquote nicht steigen. Wichtig ist auch, dass wir es nun endlich hinkriegen, dass die Die Liga der Baselbieter Steuerzahler kämpft seit 1954 für eine angemessene Steuerbelastung und gegen die stetige Erhöhung der Staatsquote. Der Staat soll bei der Steuererhebung ein vernünftiges Mass einhalten. Die Liga der Baselbieter Steuer zahler wehrt sich gegen jede weitere Einführung neuer Steuern und gegen Steuererhöhungen. Der Umweg über Gebührenerhöhungen wird ebenfalls abgelehnt. Die Liga bekämpft den Paragraphendschungel und fordert Bild: zVg Steuerprogression in unserem Kanton wieder flacher wird. «WIR HABEN AKTUELL DIE SITUATION, DASS PERSONEN BIS IN DEN UNTEREN MITTELSTAND IN UNSEREM KANTON ÜBERHAUPT KEINE STEUERN BEZAHLEN.» Weiter ist es auch wichtig, dass mit den Geldern auf allen Staatsebenen wieder haushälterisch umgegangen wird. Der Wert der bezahlten Steuern sollte bei Gemeinden, Kanton und Bund ersichtlich sein, das ist leider nicht immer der Fall. Welche Rolle spielt dabei die Liga der Baselbieter Steuerzahler? MITGLIED WERDEN BEI DER LIGA DER BASELBIETER STEUERZAHLER eine angemessene Regulierung durch den Staat. Bei ihrer Arbeit setzt die Liga auf Expertenwissen, das dank namhaften Finanz- und Steuerexperten im Liga- Vorstand und weiterer ehrenamtlicher Unterstützung von Experten sichergestellt ist. Um ihren Interessen und Anliegen mehr Gewicht zu geben, benötigt die Liga der Baselbieter Steuerzahler Unterstützung. Eine Mitgliedschaft stärkt die Tätigkeit der Liga und trägt einen wichtigen Teil zu einer vernünftigen Die Liga der Baselbieter Steuerzahler soll die unbequeme Stimme sein, die sich immer wieder zu Wort meldet. Ihr Auftrag ist Aufklärung in der Bevölkerung. Wir müssen immer wieder dort hinschauen, wo mit Steuer geldern nicht zweckmässig umgegangen wird. Es ist doch auch nicht zu erklären, dass es in diesem Kanton eine ganze Menge Einfamilien-hausbesitzer gibt, die gar keine Steuern bezahlen, weil bei uns die Einkommensgrenze für Steuern derart hoch ist – als Randbemerkung: Wir sind bei den unteren Einkommen unter den attraktivsten fünf Kantonen –, dass man sich zwar ein Einfamilienhaus leisten kann, aber keine Steuern bezahlt. «WIR MÜSSEN IMMER WIEDER DORT HINSCHAUEN, WO MIT STEUERGELDERN NICHT ZWECKMÄSSIG UMGEGANGEN WIRD.» Das ist im Übrigen auch einer der Gründe zu Frage drei: Die Gemeinden haben fleissig Bauland erschlossen, die dazugehörige Infrastruktur wie Schulen und die Vergrösserung der Verwaltung müssen aber oft die bisherigen Einwohner bezahlen und nicht die Neuzuzüger. Dort müssen wir ansetzen. Die Entwicklung des Steuersystems darf nicht nur von der politischen Grosswetterlage getrieben sein. Inwiefern profitieren die Steuerzahler von der Arbeit der Liga der Baselbieter Steuerzahler? Im besten Fall profitieren sie von tieferen Steuern und damit mehr freien Mitteln zum Sparen oder Konsumieren. Seien wir realistisch, der Trend geht zu mehr Umverteilung, auch aus weiter oben ausgeführten Gründen. Wir müssen dagegenhalten und den Trend abbremsen. Im täglichen Politbetrieb profitiert der Steuer zahler von fundierten Meinungen und einer verlässlichen Vertretung der finanziellen Interessen. Das können wir als Liga bei Vernehmlassungen oder direkt über die mit uns vernetzten Politikerinnen und Politiker auf allen Staatsebenen. Mit unserem «Liga-Letter» und unserer Website informieren wir Mitglieder und Öffentlichkeit über aktuelle politische Themen oder Abstimmungen. Ebenfalls durchleuchten wir bei den Wahlen die Kandidierenden und machen Empfehlungen für Politikerinnen und Politiker, die unsere Werte vertreten. Interview: Birgit Kron Steuerpolitik im Kanton Basel-Landschaft bei. Mit dem «Liga-Letter» informiert die Liga der Basel bieter Steuerzahler ihre Mitglieder regelmässig über das finanz- und steuerpolitische Geschehen im Kanton Basel-Landschaft und über die Arbeit der Liga. Weitere Informationen über die Liga der Baselbieter Steuerzahler finden sich unter der untenstehenden Adresse im Internet. ra www.steuerzahler-bl.ch

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