Aufrufe
vor 3 Jahren

Standpunkt 503, 5. Juni 2020

  • Text
  • Wirtschaft
  • Wirtschaftskammer
Eine Publikation der Wirtschaftskammer Baselland

2 |

2 | Standpunkt der Wirtschaft CORONAVIRUS 5. Juni 2020 LEHRSTELLENMARKT – Ursula Renold, Professorin für Bildungssysteme bei der ETH Zürich, untersucht, wie sich die Covid-19-Pandemie auf die Berufslehren, die Lehrbetriebe und die Jugendlichen in der Schweiz auswirkt. «Die Mehrheit geht normaler Arbeit nach» Mit dem Forschungsprojekt «LehrstellenPuls» identifiziert Prof. Dr. Ursula Renold von der ETH Zürich die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Berufslehren, die Lehrbetriebe und die Jugendlichen in der Schweiz. Während eines Jahres erhebt die ETH dazu in Kooperation mit der Lehrstellenbörse Yousty.ch regelmässig den Puls zur Lehrstellensituation in der Schweiz. Zu Beginn jedes Monats werden die neusten Resultate publiziert und dienen als Entscheidungsgrundlage für Lehrbetriebe, Berufsverbände, Kantone und Bund. Standpunkt: Frau Renold, welche Ziele verfolgen Sie mit dem Forschungsprojekt «Lehrstellen- Puls»? Ursula Renold: Die durch Covid-19 verursachte Krise hat einen komplexen Charakter, weil nicht nur die Jugendlichen vor dem Lehrbeginn betroffen sind, sondern auch jene, welche in der und am Ende der Berufslehre stehen. Wir interessieren uns dafür, wie und wie stark Lehrbetriebe und ihre heutigen und angehenden Berufslernenden von den Covid-19-Massnahmen betroffen sind. Darüber hinaus wollen wir in Erfahrung bringen, welche Innovationen die Lehrbetriebe gestartet haben, um trotz der Coronakrise ein möglichst gutes Ausbildungsangebot zu gewährleisten. Dr. Ursula Renold, Professorin für Bildungs systeme, ETH Zürich, Präsidentin Fachhochschulrat FHNW. Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf die berufliche Grundbildung? Die Coronakrise trifft die berufliche Grundbildung unterschiedlich. Am meisten betroffen sind jene Jugendlichen, deren Lehrbetriebe vorübergehend den Betrieb schliessen oder Kurzarbeit anmelden mussten. Die Mehrheit der Berufslernenden geht normaler Arbeit mit BAG-Schutzmassnahmen nach. 29 Prozent der Lernenden können den betrieblichen Teil ihrer Ausbildung nicht ordnungsgemäss absolvieren: 20 Prozent erhalten Hausaufgaben, während 9 Prozent zu Hause bleiben müssen und keine betriebliche Ausbildung bekommen. Wie hat die Coronakrise die Lehrstellensituation in der Schweiz bereits tangiert? Sie trifft die drei Gruppen von Jugendlichen unterschiedlich. Bei den Jugendlichen vor Lehrbeginn mussten 0,6 Prozent der Lehrverträge, welche auf Lehrbeginn 2020 abgeschlossen wurden, aufgelöst werden. 2,8 Prozent der Betriebe geben an, dass sie die Lehrstellen zurückziehen mussten. 5,5 Prozent der Lehrbetriebe vermuten, dass bis zum Herbst 2020 Lehrstellen verloren gehen werden. Allerdings geben 92 Prozent der Betriebe an, ihre Lehrstellen planmässig zu besetzen. Bei aktiven Berufslernenden mussten bisher 0,3 Prozent der Lehrverträge aufgelöst werden. Die sechs bis acht Wochen Lockdown haben sowohl in der schulischen als auch in der betriebspraktischen Ausbildung zu Veränderungen geführt, die laut Betrieben nicht ohne Auswirkungen auf das Endergebnis sein werden. Dabei weisen zahlreiche Betriebe darauf hin, dass dies insbesondere schwächere Jugendliche betreffen wird. Wie wirkt sich das auf die Abschlussnoten aus? Bei den Abschlussjahrgängen sehen die Betriebe eine moderate Wirkung auf die Abschlussnoten, wobei der schulische Teil stärker betroffen sein werde als der betriebliche Teil. Zudem dürfte der Übergang von der Berufslehre in den Arbeitsmarkt schwieriger werden als in anderen Jahren. Dies hängt zum einen mit der wirtschaftlichen Rezession zusammen, zum anderen mit der fehlenden Berufserfahrung der Absolventinnen und Absolventen und drittens mit möglicherweise schlechteren Abschlussnoten. Dieser Gruppe von Jugendlichen gilt es Sorge zu tragen, damit sie nach ihrem Abschluss eine Anschlusslösung finden. «BEI DEN ABSCHLUSS- JAHRGÄNGEN SEHEN DIE BETRIEBE EINE MODERATE WIRKUNG AUF DIE ABSCHLUSSNOTEN, WOBEI DER SCHULISCHE TEIL STÄRKER BETROFFEN SEIN WERDE ALS DER BETRIEBLICHE TEIL.» Die Coronakrise wird die Wirtschaft noch länger beschäftigen. Welche Auswirkungen auf die Lehrstellensituation sind mittelund langfristig zu erwarten? Nach der ersten Messung ist es noch zu früh, um mittel- und langfristige Auswirkungen zu erkennen. Da die Berufsbildung auf die Arbeitswelt von morgen vorbereiten muss, ist davon auszugehen, dass sich Veränderungen im Arbeitsmarkt auch auf Berufslehren auswirken werden. Home office wird in vielen Branchen ausgebaut werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies auch gewisse Berufslehren im IT-Sektor, beim Verkauf oder im kaufmännischen Berufsfeld betreffen wird. Zudem wird die digitale Transformation die Berufsfachschulen nochmals stark fordern. Es ist wichtig, dass bei einer weiteren Covid-19-Welle oder einer späteren Pandemie die Lehren aus der heutigen Krise gezogen werden. Einfluss von Covid-19 auf die betriebliche Ausbildung nach Berufsfeldern (Prozent der Lernenden und Auswirkung auf ihre Ausbildung). Hinweis: Die Zahlen addieren sich nicht auf 100 Prozent, weil die Betriebe angeben konnten, dass Berufslernende von verschiedenen Massnahmen betroffen sein können. Grün bedeutet, dass die Auswirkungen nicht gravierend sind. Rot bedeutet eine stärkere Auswirkung. Bild: zVg Einfluss von Covid-19 auf die betriebliche Ausbildung (Prozent der Lernenden und Auswirkungen auf ihre Ausbildung). Laut einer aktuellen Studie der Universitäten Bern und Zürich werden in der Schweiz aufgrund der Coronakrise in den kommenden fünf Jahren total bis zu 20 000 weniger Lehrverträge abgeschlossen. Beurteilen Sie die Situation ähnlich dramatisch? Die von Ihnen zitierte Studie macht aufgrund von Erfahrungsdaten aus vergangenen Rezessionen eine Prognose auf die Zukunft. Unser Forschungsprojekt wendet eine andere Methode an. Wir können aus den bisherigen Daten keine mittelfristigen Prognosen herleiten. Allerdings können wir bereits aus den Umfrageergebnissen vom April 2020 eine Hochrechnung für den Herbst 2020 machen. Lehrbetriebe geben an, dass 2,8 Prozent der Lehrstellen bereits verloren gegangen sind und dass 0,6 Prozent der bereits abgeschlossenen Lehrverträge wieder aufgelöst wurden. Zudem geben die Betriebe an, dass es bei 5,5 Prozent der zu vergebenden Lehrstellen vom Geschäftsverlauf abhängt, ob sie gegebenenfalls verloren gehen. Vorausgesetzt unsere Stichprobe wäre repräsentativ und es würden dieses Jahr wie im Vorjahr rund 90 000 Lehrstellen angeboten, so würden zirka 8000 Lehrstellen verloren gehen. Die Zahl alleine sagt noch nicht viel darüber aus, wie gravierend dies wäre. Denn entscheidend ist, ob die Lehrstellen dort verloren gehen, wo eine hohe Nachfrage besteht. «DIE DIGITALE TRANSFORMATION WIRD DIE BERUFSFACH- SCHULEN NOCHMALS STARK FORDERN. ES IST WICHTIG, DASS BEI EINER WEITEREN COVID-19-WELLE ODER EINER SPÄTEREN PANDEMIE DIE LEHREN AUS DER HEUTIGEN KRISE GEZOGEN WERDEN.» Wie kann der befürchtete Wegfall von freien Lehrstellen entschärft werden? Solange die Betriebe nicht Konkurs gehen, ist es wichtig, dass sie die Berufslehre als Investition betrachten und möglichst kontinuierlich ausbilden. Es dauert vier bis fünf Jahre vom Entscheid eine Berufslehre anzubieten bis eine neue Fachkraft mit Eidg. Fähigkeitszeugnis ausgebildet ist. Wer kurzfristig denkt, dem fehlen möglicherweise mittelfristig die qualifizierten Fachkräfte. In welchen Branchen sind Lehrbetriebe besonders stark von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen? Unsere Daten der ersten Messung müssen im Moment mit Vorsicht betrachtet werden. Wir haben zwar in allen Berufsfeldern Lehrbetriebe, welche sich beteiligt haben. Allerdings ist die Stichprobengrösse bei einzelnen Branchen noch relativ klein. Unsere Auswertungen beziehen sich immer auf die Berufslernenden der befragten Betriebe. Wie können der Bund respektive die Kantone die Unternehmen dabei unterstützen, mehr Lehrstellen zu schaffen? Wir fragen die Lehrbetriebe, welche Unterstützung sie sich wünschen. Die Auswertungen zu den Kommentaren werden wir im Detailbericht im Juni publizieren. Auf der Hitliste der Wünsche steht die «Imagekampagne für Berufslehren» zuoberst, gefolgt von «Lehrstellenwerbung an den Schulen». Viele Vorschläge betreffen digitale Formen der Unterstützung wie Firmenimage-Videos, Lehrstellen-Videos oder Lehrstellenwerbung im Internet. Da der Bund bereits angekündigt hat, Innovationsprojekte zur Überwindung von Problemen im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie zu fördern, könnte man hier aktiv werden. Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf die diesjährigen Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger? Bild: zVg Wie erwähnt, geben befragte Firmen an, dass die Coronakrise bereits Auswirkungen auf die Abschlussnote habe. Ob sich diese Vermutungen bestätigen, werden wir in rund zwei Monaten erfahren. Die Coronakrise wirkt sich auch auf den Übergang in den Arbeitsmarkt aus, denn dieser fällt zusammen mit einer starken Rezession. Erfahrungsgemäss haben es junge Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger im Wettbewerb mit erfahrenen Fachleuten schwieriger, eine Arbeitsstelle zu finden. «DIE CORONAKRISE WIRKT SICH AUCH AUF DEN ÜBERGANG IN DEN ARBEITSMARKT AUS, DENN DIESER FÄLLT ZUSAMMEN MIT EINER STARKEN REZESSION.» Hinzu kommt, dass sich diese Jahrgänge laut Studien der Universität Basel meist mit einem tieferen Lohn zufriedengeben müssen. 4 Prozent der von uns befragten Lehrbetriebe geben an, dass sie weniger Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger behalten werden als im Vorjahr und 21 Prozent machen diesen Entscheid vom Geschäftsgang abhängig. Diese Gruppe bereitet uns gegenwärtig am meisten Sorge und wir hoffen, dass dieses Thema noch grössere Aufmerksamkeit bekommen wird. Interview: Simon Dalhäuser «LehrstellenPuls» Forschungsteam: Thomas Bolli, Katherine Caves, Filippo Pusterla, Ladina Rageth, Aranya Sritharan, Ursula Renold, Professur für Bildungssysteme, ETH Zürich; Forschungspartner: Urs Casty, Domenica Mauch, Yousty.ch

5. Juni 2020 CORONAVIRUS Standpunkt der Wirtschaft | 3 UMFRAGE – Eine Umfrage zeigt: wegen der Coronakrise stellen KMU weniger Lernende ein. Die Wirtschaftskammer Baselland und die Hauptabteilung Berufsbildung des Kantons Basel-Landschaft halten dagegen mit dem Projekt «Fit in die Lehre – trotz Corona». Gegen weniger Lehrstellen im Baselbiet Die Wirtschaftskammer Baselland unterstützt in diesem Sommer mit dem Projekt «Fit in die Lehre – trotz Corona» Jugendliche, die noch keine Lehrstelle gefunden haben. Bild: Archiv Die Baselbieter Lehrbetriebe können aufgrund der Coronakrise mittel- bis langfristig weniger Lernende ausbilden als bisher. Dieses bedenkliche Fazit kann basierend auf der Onlineumfrage der Wirtschaftskammer und des Kantons Basel-Landschaft zur Lehrstellensituation gezogen werden. Weit über 1000 Lehrbetriebe haben an der am vergangenen 15. Mai abgeschlossenen Umfrage teilgenommen. «Wir sind positiv überrascht, wie umfangreich und differenziert sich die angeschriebenen Lehrbetriebe im Rahmen der Umfrage zum aktuellen Lehrstellenmarkt äusserten», sagt Urs Berger, stv. Direktor der Wirtschaftskammer Baselland und Leiter Berufsbildung. «Die Umfrageergebnisse zeigen jedoch leider, wie stark die Lehrbetriebe aufgrund der Coronakrise unter Druck geraten sind.» Die Ergebnisse gelte es nun sorgfältig einzuordnen und daraus entsprechende Massnahmen für eine starke Berufsbildung im Baselbiet abzuleiten. Coronakrise setzt Lehrbetrieben zu Trotz des Willens der Lehrbetriebe, auch weiterhin Lehrstellen zu schaffen, setzt die Coronakrise vielen Unternehmen zu. So vertreten rund 52 Prozent der Lehrbetriebe die Meinung, dass die aktuelle Notlage Auswirkungen auf die Anzahl Lehrstellen, die im Lehrjahr 2020/2021 angeboten werden, haben wird. Viele Lehrbetriebe wollen im kommenden Lehrjahr wegen den Auswirkungen der Coronakrise keine Lernenden ausbilden. Nicht ganz so drastisch fällt die Prognose für die folgenden Jahre aus: Rund 74 Prozent der Lehrbetriebe geben an, mittel- bis langfristig im gewohnten Umfang Lernende auszubilden. Viele der teilnehmenden Unternehmen äussern sich dahingehend, dass sie weiterhin im gewohnten Umfang Lernende ausbilden wollen, die prognostizierte Auftragslage dies jedoch voraussichtlich nicht zulassen wird. «Diese Einschätzung der Lehrbetriebe ist leider nicht erfreulich, jedoch in etwa das, was aufgrund der schwierigen Situation zu erwarten war», sagt Berger. Die Wirtschaftskammer werde sich mit vollem Einsatz dafür engagieren, dass der Lehrstellenverlust weniger negativ ausfallen wird als prognostiziert. Weniger Bewerbungen Handlungsbedarf besteht laut Umfrage auch bei den Bewerbungsaktivitäten. So stellen die Lehrbetriebe tendenziell einen Rückgang bei den eingehenden Bewerbungen fest. «Nur» rund 60 Prozent sagen aus, dass sie im gleichen Umfang wie vor der Krise Bewerbungen für die ausgeschriebenen Lehrstellen erhalten. Mit ein Grund für die ausbleibenden Bewerbungen liegt gemäss den Unternehmen darin, dass aktuell keine Schnupperlehren, respektive Schnuppertage angeboten werden können. Kurzarbeit betrifft auch Lernende Rund die Hälfte der Lehrbetriebe ist von Kurzarbeit betroffen. 32 Prozent der Betriebe geben an, dass auch Lernende von der Kurzarbeit betroffen sind. Ganze 66 Prozent der Lernenden geben an, erheblich von der aktuellen Notlage betroffen zu sein. «Das Coronavirus stellt viele unserer KMU vor existenzielle Herausforderungen. Hier sind wir als Wirtschaftskammer wie auch als Gesellschaft gefordert», so Berger. «Fit in die Lehre – trotz Corona» Aufgrund der schwierigen Situation für die Lehrbetriebe wie auch für die Lernenden lanciert die Wirtschaftskammer gemeinsam mit der Hauptabteilung Berufsbildung des Kantons Basel-Landschaft das Projekt «Fit in die Lehre – trotz Corona». «Mit dem Projekt möchten wir Jugendliche, die bis im August noch keine Lehrstelle gefunden haben, unterstützen», so Berger. Im Rahmen des Projekts unterstützt die Wirtschaftskammer die Jugendlichen bei der Einschätzung ihrer Eignung sowie bei der nach passenden Lehrstellen. Weiter können die Jugendlichen ihr Bewerbungsdossier durch einen erfahrenen Rekrutierungsspezialisten überprüfen und überarbeiten lassen. Ebenfalls unterstützt die Wirtschaftskammer interessierte Jugendliche bei der Vorbereitung auf Vorstellungsgespräche, sei es durch Recherchen zu den Betrieben oder durch die Durchführung von Probegesprächen. Die Angebote stehen ab Beginn der Sommerferien allen interessierten Jugendlichen im Baselbiet, die noch keine Lehrstelle für den Sommer 2020/2021 haben, kostenlos zur Verfügung. Interessierte können sich im Internet unter folgender Adresse für die kostenlosen Angebote anmelden: www.fitindielehre-so2020.org VORSTOSS – Eine Task-Force, bestehend aus den Sozialpartnern, dem Kanton sowie allenfalls auch zukünftigen Lernenden, soll Jugendlichen im Baselbiet in der Coronakrise berufliche Perspektiven aufzeigen. Das fordert Landrat Marc Scherrer in einem Postulat. Anreize für neue Lehrstellen trotz Coronakrise Landrat Marc Scherrer hat ein Postulat eingereicht. Bild: zVg terhin berufliche Perspektiven angeboten werden können. Im Vordergrund sollen dabei Anreize für regionale Unternehmen stehen, weiterhin Lehrstellen anzubieten oder neue Lehrstellen zu schaffen. Coronakrise trifft Wirtschaft hart Die Wirtschaftskammer unterstützt den Vorstoss von Scherrer. Die Coronakrise stellt die Schweizer Wirtschaft vor immense Herausforderungen und die ausgebremsten Unternehmerinnen und Unternehmer müssen sich auf eine rezessive Pha- Die Baselbieter Regierung soll Massnahmen zur Entschärfung der negativen Auswirkungen der Coronakrise auf den Baselbieter Lehrstellenmarkt erarbeiten. Dies fordert der Landrat Marc Scherrer in einem politischen Vorstoss. Mit einem Postulat regt Scherrer an, dass die Regierung dazu eine Task-Force einberufen soll. Im Rahmen der Task-Force sollen die Sozialpartner, der Kanton sowie allenfalls auch zukünftige Lernende Lösungen erarbeiten, damit den Jugendlichen im Baselbiet auch weise vorbereiten. Der starke Anstieg der Anmeldungen bei den Kurzarbeitsentschädigungen sowie bei den Arbeitslosenzahlen lässt diesbezüglich keine Zweifel offen. Wenn der Gürtel bei den Unternehmen enger geschnallt wird, wird sich das leider auch direkt und negativ auf das Angebot von Lehrstellen auswirken. Bis zu 20 000 weniger Verträge So fallen Lehrstellen oft relativ unmittelbar den Effizienzanstrengungen zum Opfer. Laut einer aktuellen Studie der Universitäten Bern und Zürich werden in der Schweiz aufgrund der Coronakrise in den kommenden fünf Jahren bis zu 20 000 weniger Lehrverträge abgeschlossen. Erst im Jahr 2025 wird die Coronakrise in der Berufsbildung gemäss Studie ausgestanden sein. Der Wegfall von Lehrstellen in dieser Grössenordnung bringt insbesondere die Kantone unter Zugzwang. Sie müssen dafür besorgt sein, dass den Jugendlichen weiterhin berufliche Perspektiven angeboten werden können. Simon Dalhäuser

Standpunkt der Wirtschaft