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Standpunkt 499, 20.03.2020

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Eine Publikation der Wirtschaftskammer Baselland

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8 | Standpunkt der Wirtschaft CORONAVIRUS 20. März 2020 SOFORTHILFE – Als Soforthilfe für KMU schlägt Nationalrätin und Malermeisterin Sandra Sollberger vor, ohnehin nötige Sanierungsarbeiten an den Schulhäusern vorzuziehen. Normalerweise werden diese Arbeiten in den Sommerferien durchgeführt. «Ohne grossen bürokratischen Aufwand» Die normalerweise in den Sommerferien durchgeführten Sanierungen von Schulanlagen sollen vorgezogen werden. Dafür plädiert Unternehmerin und SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger. Die Wirtschaftskammer Baselland unterstützt diese Forderung explizit. Das Coronavirus trifft die Schweizer KMU schwer und teilweise existenziell. Mit Aufträgen für Schulsanierungen sowie für die Renovation weiterer Gemeindeanlagen könnten Teile des Baugewerbes in dieser schwierigen Zeit – im Sinne einer effizienten Soforthilfe – unterstützt werden. Während für die Handwerker Aufträge von Privaten sowie von Spitälern und Pflegeheimen wegfallen, wurde der Präsenzunterricht an allen Schweizer Schulen eingestellt. Die Schulanlagen wie auch weitere Gemeindebauten stehen aktuell leer. Die Sanierung dieser Gebäude erfolgt normalerweise in den Sommerferien. Aktuell ist jedoch unklar, wie sich die Situation im Sommer präsentiert. Eine jetzige Sanierung der Schulhäuser unterstützt unsere KMU und ist auch im Sinne der Gemeinden und Schulen. Standpunkt: Frau Sollberger, wie ist die Idee zur Vorziehung der Sanierung von Schulanlagen entstanden? Sandra Sollberger: In der aktuell schwierigen Zeit sind kreative Lösungsansätze besonders gefragt. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie die Teile des Gewerbes, die aktuell überhaupt noch arbeiten dürfen, möglichst unmittelbar, effizient und pragmatisch unterstützt werden können. Wenn möglich ohne die Beantragung von Kurzarbeit. Für viele Handwerker ist es existenziell, dass sie jetzt neue Aufträge erhalten, da die Aufträge von Privaten sowie beispielsweise auch von Spitälern und Pflegeheimen ausfallen, respektive sehr kurzfristig weggefallen sind. In den aktuell leerstehenden Schulanlagen können die Auflagen betreffend Coronavirus gut eingehalten werden. Ebenfalls müssen diese Gebäude in der Regel ohnehin jährlich saniert werden – dies geschieht normalerweise in den Sommerferien. Als Ehemalige Gemeinderätin kenne ich die Abläufe. Diese anfallenden Sanierungen jetzt durchzuführen, erscheint mir als Unternehmerin wie auch als ehemalige Gemeinderätin eine pragmatische und machbare Lösung. Wie realistisch ist der Vorschlag? Der Vorschlag ist absolut realistisch und in wenigen Tagen ohne grossen bürokratischen Aufwand umsetzbar. Ich habe diesbezüglich bereits zahlreiche Gespräche mit Nationalrätin Sandra Sollberger. Gemeinde räten in der ganzen Schweiz geführt. Sie alle unterstützen den Vorschlag und bieten Hand für eine schnelle und möglichst einfache Umsetzung. Welche Schritte müssen nun unternommen werden? Ich habe das Vorgehen bereits mit dem Verband Basellandschaftlicher Bild: Archiv Gemeinden und mit dem Schweizerischen Gemeindeverband abgestimmt. Der Schweizerische Gemeindeverband hat mir zugesagt, dass er schweizweit alle Gemeinden entsprechend instruieren wird und den Aufruf zur Vorziehung der Sanierungen auslösen wird – dies ist sehr erfreulich und zeigt, dass das wichtige Teamwork in dieser anspruchsvollen Zeit funktioniert. Am Ende liegt es schliesslich in der Verantwortung der Gemeinden, respektive der jeweiligen Gemeinderäte, die vorgezogenen Sanierungen in den kommenden Tagen zu planen und die Aufträge zu vergeben. Ich bin sicher, dass dies auch gemacht wird. Interview: Simon Dalhäuser ANZEIGE

20. März 2020 WIRTSCHAFTSKRIMINALITÄT Standpunkt der Wirtschaft | 9 CYBERCRIME – Das Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Bern hat im Auftrag des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) eine erste Studie zur Wirtschaftsspionage in der Schweiz erarbeitet. Befragt wurden Grossunternehmen, aber auch KMU. Wirtschaftsspionage kann jeden treffen Wirtschaftsspionage nimmt auch in der Schweiz zu. Dass Unternehmen von Spionage betroffen sind, macht sich nicht immer sofort bemerkbar. Und so ist auch die Frage nach dem Schaden nur schwer zu beantworten. Bild: Bernd Kasper, pixelio.de Wirtschaftsspionage hat in den letzten Jahren weltweit stark zugenommen. Sie trifft sowohl die Wirtschaft wie auch Forschungsinstitute und kann gravierende Folgen haben. Verlässliche Daten zu Fallzahlen, Täterschaft oder tatsächlichem Schaden in der Schweiz lagen bislang nicht vor. «WIRTSCHAFTSSPIONAGE FÄLLT DEN BETROFFENEN UNTERNEHMEN OFT NICHT AUF ODER WIRD DEN ZUSTÄNDIGEN BEHÖRDEN AUS ANGST VOR EINEM REPUTATIONSVERLUST NICHT GEMELDET.» Jetzt veröffentlicht das Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Bern im Auftrag des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) eine erste Studie zur Wirtschaftsspionage in der Schweiz. Weltweit starke Zunahme Eine ausländische Delegation besucht eine Schweizer Firma, die führend in der Produktion von medizinischen Hilfsmitteln ist. Während der Führung fällt den Mitarbeitenden nichts auf, doch einige Monate später folgt der Schock: Plötzlich tauchen auf dem Markt ähnliche Produkte auf. Der Schaden ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu ermessen. Solch ein Szenario ist auch in der Schweiz realistisch. Wirtschafts spionage hat in den letzten Jahren weltweit stark zugenommen. Darunter fallen auch Cyberangriffe, die selten mit Wirtschaftsspionage in Verbindung gebracht werden, jedoch mittlerweile zu den häufigsten Arten von Spionageangriffen zählen. Täter sind nur schwer zu erkennen Wirtschaftsspionage trifft sowohl die Wirtschaft wie auch Forschungsinstitute und kann gravierende Folgen haben. Die Täter und ihre Absichten sind oft nur schwer festzustellen. Das macht es schwierig, zu identifizieren, ob es sich um Industrie- oder Wirtschaftsspionage handelt. Wirtschaftsspionage – das heisst die Beschaffung von vertraulichen Daten, die zum Nachteil der Schweiz oder von Schweizer Firmen, Institutionen oder Personen ins Ausland weitergegeben werden – fällt den betroffenen Unternehmen oft nicht auf oder wird den zuständigen Behörden aus Angst vor einem Reputationsverlust nicht gemeldet. Bei der Industriespionage geht es hingegen um Ausspähung unter Konkurrenten in der Schweiz. Bislang fehlten zu dieser Thematik offizielle Zahlen für die Schweiz. Daher beauftragte der NDB das Institut für Strafrecht und Kriminologie mit einer Studie, um mittels repräsentativer Ergebnisse mehr über die tatsächliche Zahl betroffener Unternehmen und das Ausmass der Spionage zu erfahren. Diese Studie ermöglicht es dem NDB, sein Präventions- und Sensibilisierungsprogramm «Prophylax» noch stärker auf die Bedürfnisse seiner Kunden auszurichten und dadurch den Forschungs- und Wirtschaftsplatz Schweiz zu schützen. Ein Drittel war schon betroffen In der Studie wurden sowohl grosse Unternehmen mit internationalem Renommee sowie KMU befragt. Dabei gaben rund ein Drittel der Unternehmen aus potenziell gefährdeten Branchen an, mindestens einmal Opfer von Wirtschaftsspionage gewesen zu sein. «DIE GRÖSSE DES UNTERNEHMENS SPIELT KEINE ROLLE; BETROFFEN SIND VOR ALLEM DIE BRANCHEN INFORMATIK, TELEKOMMUNIKATION UND LIFE SCIENCES.» Die Grösse des Unternehmens spielt keine Rolle; vor allem die Branchen Informatik, Telekommunikation und Life Sciences sind betroffen. Bei 19 Prozent der befragten Firmen erfolgte ein Angriff über digitale Wege wie Phishing-Mails. Die Auswertung der Studie ergab, dass Täterinnen und Täter entweder nicht identifiziert werden konnten (37,5 Prozent) oder sich als ehemalige (25 Prozent) oder aktuelle Mitarbeitende (16,7 Prozent) herausstellten. Die identifizierten Täterinnen und Täter stammten zum grossen Teil aus der Schweiz, Deutschland, China oder Italien. In 10 Prozent der Spionagefälle war ein Konkurrent aus dem Ausland Ursprung des Angriffs. Dass Unternehmen von Spionage betroffen sind, macht sich nicht immer sofort bemerkbar. Und so ist auch die Frage nach dem Schaden nur schwer zu beantworten. Denn neben den eher einfach zu beziffernden direkten materiellen Schäden wie einem Produktionsausfall ist ein längerfristiger Reputationsschaden nur schwierig einzuschätzen. Dennoch gaben elf Prozent der betroffenen Firmen an, dass die Spionage VBS UND MELANI HELFEN Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) sammelt und wertet Hinweise aus. Er sorgt für eine diskrete Behandlung und Bearbeitung des Spionagefalls. Die Kantonspolizei informiert den NDB und arbeitet eng mit diesem zusammen. Auf der Website des VBS (Amt für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, Adresse siehe rechts unten) findet man unter «Weitere Themen; Nachrichtenbeschaffung; die Existenz des Unternehmens gefährdet habe. Interne Massnahmen bevorzugt Unternehmen empfinden interne Sicherheitsmassnahmen als deutlich wichtiger als Unterstützung von externen Stellen oder dem NDB. Letzterer sensibilisiert mit dem Programm «Prophylax» Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstitute für die von Spionage und Proliferation ausgehenden Bedrohungen. Mit den aus der Studie gewonnenen Erkenntnissen kann der NDB seine Arbeit weiter optimieren. Sylvia Löwe, Universität Bern Dieser Text ist am 22. Januar im Online- Magazin der Universität Bern erschienen. Die Studie ist sowohl auf der Homepage des VBS wie auch bei der Universität Bern verfügbar. Mit einer Google-Suche «Wirtschaftsspionage Uni Bern Studie» kann sie ebenfalls gefunden werden. Wirtschaftsspionage» diverse Merkblätter und Broschüren. Unter www.melani.admin.ch findet man die Melde- und Analysestelle Informationssicherheit (Melani). Hier findet man nützliche Informationen zum Thema Cyberkriminalität und Cybersicherheit. Unter der Rubrik «Inhalte für Unternehmer» auch ein Merkblatt für KMUs». ph www.vbs.admin.ch www.melani.admin.ch

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