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Standpunkt 489, 20.09.2019

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Standpunkt der Wirtschaft – Offizielles Informationsorgan der Wirtschaftskammer Baselland

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4 | Standpunkt der Wirtschaft WAHLEMPFEHLUNGEN 20. September 2019 THOMAS DE COURTEN IN DEN NATIONALRAT – Der selbständigerwerbende Unternehmer weiss, dass ein Franken zuerst verdient sein muss, bevor man ihn wieder ausgibt. In der Politik wünscht er sich mehr Leute mit diesen KMU-Kompetenzen. «Pragmatismus statt Ideologie» Standpunkt: Herr de Courten, warum sollen KMU-Unternehmerinnen und -Unternehmer Sie in den Nationalrat wählen? Thomas de Courten: Als selbständigerwerbender Unternehmer bin ich seit jeher beruflich und privat fest in der Baselbieter KMU-Wirtschaft verankert. Ich weiss, dass ein Franken zuerst verdient sein muss, bevor man ihn wieder ausgibt. Im Gegensatz zu so manchem meiner «Gspänli» im Nationalrat trage ich in meinen Unternehmen und Verbänden Budget- und Personalverantwortung. Ich bin es gewohnt, strategisch zu planen, Chancen und Risiken abzuwägen und weitreichende Investitionsentscheide zu fällen. Ich wünsche mir mehr Kolleginnen und Kollegen mit diesen KMU-Kompetenzen auch im Politikbetrieb. Die Verkehrsproblematik macht den KMU besonders zu schaffen. Welche Lösungsansätze sehen Sie? Der Verkehr muss wieder fliessen statt stehen. Auf allen Verkehrsträgern. Mobilität ist eine Voraussetzung für Wohlstand. Nur mit leistungsfähigen Verkehrsinfrastrukturen ist ein Wirtschaftsstandort attraktiv. Deshalb müssen wir – gerade in der Nordwestschweiz – investieren. Die Geldtöpfe dafür stehen in Bern bereit. «NUR MIT LEISTUNGS­ FÄHIGEN VERKEHRS­ INFRASTRUKTUREN IST EIN WIRTSCHAFTSSTAND­ ORT ATTRAKTIV. DES­ HALB MÜSSEN WIR – GERADE IN DER NORDWESTSCHWEIZ – INVESTIEREN.» Deshalb braucht es jetzt erfahrene und gut vernetzte Bundesparlamentarier aus der Region einerseits, baureife Projekt seitens des Kantons andererseits. Deren gibt es genug: Rheintunnel, Vierspurausbau Hagnau, Ausbau A3 Richtung Rheinfelden, Muggenbergtunnel und Jura- Anschluss, Herzstück und Kapazitätsaufbau im Schienennetz, Umschlagterminals etc. Sie alle müssen mit vereinten Kräften entschlossener vorangetrieben werden. Derzeit heiss diskutiert wird der Klimawandel – welches sind Ihre Überlegungen zum Thema? Thomas de Courten ist seit 2011 Nationalrat. Gerade die KMU-Wirtschaft leistet seit Jahren erhebliche Umweltbeiträge und trägt die Lasten von Lenkungsabgaben, Treibstoffzöllen, Energiesteuern, etc. Auf der anderen Seite sind es gerade diese Unternehmer und Gewerbler, die mit ihren innovativen Produkten und Dienstleistungen die Umsetzung der politisch beschlossenen Energiewende überhaupt erst ermöglichen. Ich setze in Umweltfragen immer auf das konkret Machbare, das wirklich Nutzenstiftende und auf die Regel, dass mit Massnahmen bei den global relevanten Umweltsündern mehr erreicht wird als mit kleinlichem schweizerischem Öko- Perfektionismus. Kurz: Pragmatismus statt Ideologie, auch wenn damit im Moment kein Blumentopf zu gewinnen ist. Welchen Stellenwert hat für Sie das Thema duale Bildung? Im Gegensatz zu Ueli Maurers bester Armee der Welt haben wir mit unserem dualen Berufsbildungsansatz, der Theorie und Praxis, Wissen und Erfahrung verbindet, ganz sicher eines der besten Berufsbildungssysteme der Welt. Die angehenden Berufsleute lernen ihr Metier von Grund auf, wachsen an ihren Aufgaben, profitieren von den eigenen und den Erfahrungen der Älteren, bauen sich so über die Zeit ihre Eigenständigkeit fürs Leben selbst auf. Unser gewerbliches Bildungssystem ist eine der tragenden Säulen unserer erfolgreichen Volkswirtschaft. Wir sollten ihm weiter Sorge tragen. Ganz generell: Warum engagieren Sie sich persönlich in der Politik? Weil ich dankbar dafür bin, was unsere Eltern für uns aufgebaut haben. Wir profitieren heute davon. Weil ich Verantwortung mittragen will, für mich und meine Familie, aber auch für unsere Gesellschaft. Und weil ich meinen Kindern auch eine Zukunft übergeben und ermöglichen möchte. All das kommt nicht von alleine. Jeder soll nach seinen Möglichkeiten seinen Beitrag für alle und das Ganze leisten. Damit wir in der Schweiz weiter frei und sicher sein können. ZUR PERSON Bilder: zVg Thomas de Courten war beruflich fast zehn Jahre als Vizedirektor und Leiter KMU-Förderung für die Wirtschaftskammer Baselland tätig, bevor er sich im Jahr 2005 entschieden hat, in die Selbständigkeit überzutreten. Seither ist er in der Basel bieter KMU-Wirtschaft als Unternehmer und Verwaltungsrat präsent. Er führt mit Spedlogswiss und Inter generika zwei schweizweit tätige Berufs- und Branchenorganisationen an. Seit 2011 setzt er sich im Nationalrat für die KMU-Wirtschaft und für das Baselbiet ein und präsidiert dort aktuell die Sozial- und Gesundheitskommission. Thomas de Courten am Rednerpult im Nationalratssaal. Thomas de Courten im Gespräch mit Bundesrätin Karin Keller-Sutter.

20. September 2019 WAHLEMPFEHLUNGEN Standpunkt der Wirtschaft | 5 SANDRA SOLLBERGER IN DEN NATIONALRAT – Aus ihrem Malerbetrieb kennt sie die Sorgen und Anliegen der KMU aus eigener Erfahrung. Sie setzt sich ein für Deregulierung, weniger Büro kratie, tiefere Staatsausgaben und tiefere Steuern. «Bessere Bedingungen für KMU» Standpunkt: Frau Sollberger, warum sollen KMU-Unternehmerinnen und -Unternehmer Sie in den Nationalrat wählen? Sandra Sollberger: Ich bin selber Unternehmerin und führe meinen eigenen Malerbetrieb. Daher kenne ich die Sorgen und Anliegen der KMU aus eigener Erfahrung. So habe ich mich bereits die letzten vier Jahre überparteilich für bessere Rahmen bedingungen für KMU engagiert und werde mich weiterhin für Deregulierung, weniger Bürokratie, tiefere Staatsausgaben und tiefere Steuern einsetzen. Die KMU sind das Rückgrat unserer Wirtschaft und verdienen es, dass wir sie in der Politik mehr ernst nehmen. Das ist meine Mission als Gewerblerin in der Politik. «DIE KMU SIND DAS RÜCKGRAT UNSERER WIRTSCHAFT UND VERDIENEN ES, DASS WIR SIE IN DER POLITIK MEHR ERNST NEHMEN. DAS IST MEINE MISSION ALS GEWERBLERIN IN DER POLITIK.» Die Verkehrsproblematik macht den KMU besonders zu schaffen. Welche Lösungsansätze sehen Sie? Über Jahre hat man von Seiten Politik die Strasseninfrastruktur vernachlässigt. Natürlich braucht es ein Miteinander von Strasse und Schiene. Aber der Individualverkehr darf nicht verteufelt werden. Die Stauproblematik muss rasch angegangen werden. Insbesondere die Gewerbler, aber auch die Landbevölkerung, sind von sehr gut funktionierenden Strassen abhängig. Es muss hier leider das nachgeholt werden, was in der Vergangenheit verpasst wurde. Es braucht Sanierungen und einen klugen Ausbau. Dabei sollen nicht nur die urbanen und zentralen Achsen im Vordergrund stehen, sondern auch die regionalen und dezentralen Strassennetze. Insbesondere neue und innovative Mobilitätsformen werden ebenfalls von der Strasseninfrastruktur abhängig sein. Daher ist das auch eine Investition in die Zukunft. Derzeit heiss diskutiert wird der Klimawandel – welches sind Ihre Überlegungen zum Thema? Um Wirkung zu erzielen, braucht es in der Klimapolitik wirtschaftliche, Sandra Sollberger ist seit 2015 Nationalrätin. innovative und technologische Lösungen. Ideologische Schnellschüsse, teure Umverteilungsmassnahmen und radikale Verbote bringen wenig. Der gesellschaftliche und unternehmerische Trend in Richtung «Nachhaltigkeit» ist der richtige Weg, wenn er auf Eigenverantwortung und Freiheit setzt. Die Schweiz hat eine saubere und intakte Umwelt. Wir sind Recyclingweltmeister, haben gesundes Wasser und wunder bare Landschaften. Wir werden vom Ausland benieden. Diesen Erfolg haben wir unserer eigenverantwortlichen und freiheitlichen Kultur zu verdanken. Diese Kultur, dass jeder Einzelne und wir alle gemeinsam verantwortlich sind, sowie dass unternehmerische und kreative Lösungen gefragt sind, müssen wir bewahren und stärken. Welchen Stellenwert hat für Sie das Thema duale Bildung? Die duale Bildung und insbesondere die Berufsbildung sind ein Trumpf der Schweiz. Das System der Berufslehre ist ein Garant für eine tiefe Arbeitslosenquote und eine praxisnahe, wirtschaftsorientierte und unternehmerische Bildung. Gleichzeitig bleiben auch mit einer Berufsausbildung die Türen für eine Weiterbildung und Weiterentwicklung im akademischen Bereich offen. Man hat dann aber schon Erfahrung im Berufsalltag und praktische Kompetenzen erworben. Diese Vorteile müssen wir noch viel mehr kommunizieren. Praxis und Forschung müssen wieder viel mehr verzahnt sein. Das schafft nur unsere duale Bildung, die nicht einseitig akademisch orientiert ist. Ganz generell: Warum engagieren Sie sich persönlich in der Politik? Mir liegen die Schweiz und die Menschen, die hier leben, am Herzen. Ich engagiere mich privat, unternehmerisch und politisch wo ich kann, meinen Beitrag zu einer lebenswerten und erfolgreichen Schweiz zu leisten. Ich will auch einer nächsten Generation eine Schweiz hinterlassen, die mindestens so wunderbar ist, wie sie heute ist. Ich bin ein positiver Mensch und deshalb habe ich auch Hoffnung für die Zukunft. Das ist meine Motivation in der Politik. ZUR PERSON Bilder: zVg Sandra Sollberger ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Als eidg. dipl. Malermeisterin führt sie zusammen mit ihrem Mann Simeon das über 60 Jahre alte Familienunternehmen, die Sollberger Maler AG in Bubendorf. 2015 wurde sie für die SVP in den Nationalrat gewählt. Dort engagiert sie sich in der Finanzkommission und in der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen. Seit 2018 ist sie im Zentralvorstand des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmerverbandes aktiv. In der Freizeit geniesst sie die Natur. Insbesondere Vögel haben es der Hobby- Ornithologin angetan. Sandra Sollberger an einer Medienkonferenz in Bern. Sandra Sollberger in ihrem Betrieb in Bubendorf.

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