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Standpunkt 487, 09.08.2019

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Standpunkt der Wirtschaft – Offizielles Informationsorgan der Wirtschaftskammer Baselland

Standpunkt 487,

SCHWEIZERISCHE 9. August 2019 Die Zeitung für KMU | Regionalbund | Standpunkt-Ausgabe Nr. 487 – 22. Jahrgang AZA 4410 Liestal DIE MEINUNG Die billigere ist oftmals die teurere Variante LEHRABSCHLUSS-RANGFEIER – Die Wirtschaftskammer zeichnete im KUSPO Münchenstein vor mehr als 500 geladenen Gästen rund 100 Lernende aus, die ihre Berufsausbildung im Rang abgeschlossen haben. Wertschätzung für Ausgezeichnete Von Christoph Buser, Direktor Wirtschaftskammer Baselland. Die öffentliche Hand muss sparen. Kein Wunder also, spielte der Preis bei öffentlichen Ausschreibungen bisher die wichtigste Rolle. Die Kosten waren und sind in der Regel das ausschlaggebende Kriterium dafür, ob ein Anbieter den Zuschlag erhält oder bei einer Ausschreibung leer ausgeht. Im Grundsatz ist es natürlich zu begrüssen, dass die ausschreibenden Stellen die Kosten gut im Auge behalten, und dass sie mit Steuergeldern sorgsam umgehen. Gerade deswegen geht das revidierte Bundesgesetz zum Beschaffungswesen (BöB) in die richtige Richtung. Es schafft für die Beschaffungsstellen den Freiraum, neben dem Preis weitere Faktoren stärker zu gewichten, bzw. im Zweifelsfall auch einem zweitplatzierten Anbieter den Zuschlag zu geben, selbst wenn dieser etwas teurer offeriert. Massgeblich geht es um essenzielle Fragen: Wie werden die hiesigen arbeitsrechtlichen Regelungen eingehalten? Welche Qualitätsanforderungen sind besonders stark zu gewichten? Welche Erfahrungen bestehen in Bezug auf die Zuverlässigkeit, kann man von einer fristgerechten Lieferung ausgehen, bzw. diese einfach einfordern? Mit dem BöB gilt es auch, die «Vergabekompetenz» der Verwaltung zu verbessern, damit die Einsprachetätigkeit so gut als möglich eingedämmt werden kann. Dies bedeutet, dass die Verwaltung ihren Spielraum genau kennen muss – und diesen ausnutzen sollte. Die Wirtschaftskammer setzt sich schon seit Jahren dafür ein, dass bei Ausschreibungen Qualitätsund Servicekriterien stärker gewichtet werden können. Auch, dass berücksichtigt wird, wenn Unternehmen in der Schweiz Lehrstellen für unsere Jugendlichen anbieten, scheint uns konsequent – Stichwort «gleich lange Spiesse». Die Wirtschaftskammer Baselland organisierte am Freitagabend, 5. Juli 2019, im Kultur- und Sportzentrum Münchenstein (KUSPO) eine unvergessliche Lehrabschluss-Rangfeier (LAF) für die prüfungs besten Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger im Basel biet. Diese hatten ihre Lehre im Rang, also mit einer Note von 5,3 oder noch höher, abgeschlossen. «Die Rangfeier ist ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Rangkandidatinnen und Rangkandidaten, aber auch gegenüber den Eltern, den Lehrbetrieben und ihren Ausbildungsverantwortlichen sowie den Berufsverbänden», sagte Urs Berger, Stv. Direktor der Wirtschaftskammer Baselland und Leiter Berufsund Weiterbildung, nach dem Event. «Sie alle tragen wesentlich zum Erfolg der jugendlichen Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger – und damit zum Erfolg unseres Berufs bildungssystems – bei», so Berger. Basis für eine grosse Karriere In seiner Botschaft erinnerte Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer, die Jugend lichen daran, dass viele erfolgreiche Persönlichkeiten ihre Karrieren mit einer Berufs ausbildung gestartet hätten. «Mit Ihrer Ausbildung haben Sie sich nicht nur kurzfristig in eine optimale Position für einen tollen Job gebracht, sie haben auch langfristig die Basis für eine grosse berufliche Karriere gelegt», sagte Buser. Es sei wichtig, nie aufzuhören, neugierig zu sein, zu lernen, neue Wege zu beschreiten. Vor allem sollten die Jugendlichen darauf achten, gute «Teamplayer» zu sein. «Gehen Sie mit einer positiven Einstellung zur Arbeit und haben Sie Vertrauen in die erlernten Fähigkeiten. Und Die Lernenden, die ihre Ausbildung mit der Note 5,3 oder höher abgeschlossen haben, werden mit Applaus im Kultur- und Sportzentrum Münchenstein (KUSPO) empfangen. Bild: Kamber wenn Sie dann noch Verantwortung übernehmen, werden Sie in jedem Unternehmen etwas bewegen können», sagte Christoph Buser. Die Baselbieter Regierungsrätin Monica Gschwind wandte sich via Videobotschaft an die Absolventinnen und Absolventen: «Erfolg, so wie Sie diesen heute Abend feiern, setzt sich für mich aus zwei Komponenten zusammen», sagte die Bildungs direktorin. Es seien dies «das Siegen und das damit verbundene Glücksgefühl». Der Erfolg der Rangabsolventinnen und -absolventen sei auch «ein Sieg über die innere Trägheit». Dahinter stehe «eine grosse Motivation, mehr zu leisten, als gefordert ist». Die Wirtschaft sei angewiesen auf ausgezeichnet ausgebildete Fachkräfte. Lernender aus dem Tessin Wie sehr er von seiner Berufsausbildung im Rahmen des dualen Bildungssystems profitiert, unterstrich Enea Zanini. Sein drittes Lehrjahr als Konstrukteur bestritt der Tessiner nicht in seinem Heimatkanton, sondern als Austauschlernender im Basel biet bei der SKF Actuation System (Liestal) AG, wo er durch die KMU Lehrbetriebsverbund AG (LBV) der Wirtschaftskammer betreut wurde. Zugegen war auch Gabriele Berti, Zaninis Ausbildner bei der Firma Agie Charmilles SA in Losone, welcher selber in Fribourg studiert und danach drei Jahre in der Deutschschweiz gearbeitet hatte. Erstmals an einer LAF bestritten die beiden Piano-Entertainer Chris & Mike das Showprogramm. Ein weiterer Höhepunkt der LAF 2019 war die Verleihung der Unternehmerpreise. Die Wirtschaftskammer bietet den frischgebackenen Berufsleuten nach der Feier ein weiteres Highlight: einen gemeinsamen Brunch auf dem Rhein. Die entsprechenden Tickets für den Ausflug am 25. August erhielten sie ebenfalls an der LAF. Daniel Schindler Seiten 2–4 ANZEIGE Nun liegt es an den Verantwortlichen, die genannten «weichen» Kriterien vermehrt einfliessen zu lassen. Dies braucht Mut und bedeutet eine Herausforderung. Denn es ist einfach, vor allem auf den vermeintlich objektiven Faktor «Preis» zu setzen. Doch was für private Anschaffungen oder Investitionen im Betrieb gilt, gilt genauso für die öffentliche Hand: Die billigere ist am Ende oftmals die teurere Variante. HEUTE IM STANDPUNKT 5 | EINFÜHRUNGSTAG Bei der KMU Lehrbetriebsverbund AG starten 20 Jugendliche die Lehre. 8 | TAG DER WIRTSCHAFT Der Vorverkauf für die Tische am Networking-Dinner ist aussergewöhnlich gut angelaufen. BESCHAFFUNGSGESETZ – Anders als heute teils üblich soll bei öffentlichen Beschaffungen nicht mehr automatisch der billigste Anbieter zum Zug kommen. Nicht nur der Preis gibt den Ausschlag «Die Parlamentarier haben erkannt, dass bei öffentlichen Beschaffungen das billigste nicht zwingend das beste Angebot darstellt, sondern auch Qualität und Nachhaltigkeit wichtig sind», sagt Rolf Graf, Präsident des Branchenverbands Bauunternehmer Region Basel (BRB) über das revidierte Bundesgesetz zum Beschaffungswesen (BöB). Dieses wurde nach einem jahrelangen Prozess an internationales Recht angepasst. Die BöB-Revision komme einem Paradigmenwechsel gleich, «weg vom ruinösen Preiskampf hin zu einem leistungsorientierten Beschaffungswettbewerb, bei dem Qualitätsaspekte eines Angebots in den Vordergrund rücken», sagt Rolf Graf. «Neue Freiheiten ausschöpfen» Die Wirtschaftskammer Baselland begrüsst die Gesetzesrevision. Michael Köhn, der Stv. Direktor und Leiter der Abteilung KMU-Förderung, gibt aber zu bedenken: «Die ausschreibende Stelle muss die neuen Freiheiten ausschöpfen.» Wenn Zuständige in Gemeinden oder Kantonen wenig Erfahrung mit Ausschreibungen hätten, würden sie vielleicht dazu tendieren, bei einfachen, nur scheinbar objektiven Kri- terien wie dem Preis zu bleiben. «Sie wollen keine Angriffsfläche bieten.» Kanton bietet Unterstützung Oft seien die formalen Anforderungen und Vorgaben in den Vergabeverfahren herausfordernd, sagt Beat Tschudin, der als Leiter Zentrale Beschaffungsstelle in der Bau- und Umweltschutzdirektion viele Ausschreibungen durchführt. «Daher nehmen ausschreibende Stellen, die weniger Erfahrung haben, gerne unsere Beratung in Anspruch», so Tschudin. Das neue BöB bezeichnet er als «Meilenstein». Daniel Schindler Seiten 6–7

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