2 | Standpunkt der Wirtschaft BERUFSBILDUNG 7. Juni 2019 KMU LEHRBETRIEBSVERBUND AG – Am Start-Event des Lehrbetriebsverbunds haben 15 Jugendliche zusammen mit den Erziehungsverantwortlichen ihre Lehrverträge unterschrieben. 20 Lernende, die 2019 ihre Lehre abschliessen, wurden verabschiedet. Neulernende unterzeichnen Lehrvertrag Die Mitarbeitenden des KMU Lehrbetriebsverbunds erklären den Lernenden und deren Eltern vor dem Unterschreiben die Verträge. Bilder: dan/ps Er ist eine Tradition im Kanton Basel- Landschaft: der Start-Event der KMU Lehrbetriebsverbund AG (LBV) der Wirtschaftskammer Baselland im Hotel «Engel» in Liestal. Am Mittwochabend, 22. Mai 2019, wurde das in rund zwei Monaten beginnende neue Ausbildungsjahr feierlich eingeläutet. Der LBV verabschiedete 20 Lernende, die ihre Ausbildung in den nächsten Monaten abschliessen. Zugleich wurden 15 neue Ausbildungsverträge im Beisein der Erziehungsberechtigten unterzeichnet. Rund 200 Gäste wohnten der Feier bei und erlebten auch die Vergabe des «Lehrlingsawards» an Winona Amsler, des «Gesundheitsawards» an Sabrina Haeber und des «Lehrbetriebsawards» an bc medien AG. «Es ist ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber den Lernenden – aber auch gegenüber den Ausbildungsbetrieben und den Ausbildnerinnen und Ausbildnern –, dass 2019 erneut so viele Gäste am LBV- Start-Event teilnehmen», sagte Urs Berger, Stv. Direktor der Wirtschaftskammer und Leiter Berufs- und Weiter bildung. Das grosse Interesse bedeute auch ein klares Bekenntnis zum dualen, bzw. trialen Bildungssystem (Ausbildung im Lehrbetrieb, in der Berufsschule und im Rahmen von überbetrieblichen Kursen), so Berger. te ihnen eine erfolgreiche berufliche Zukunft. «Jobs for Juniors» vorgestellt Wie bereits in den vergangenen Jahren wurde an der Startveranstaltung des LBV das Charity-Projekt «Jobs for Juniors» der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) vorgestellt. Dieses ermöglicht unter anderem die Durchführung der so wertvollen Stützkurse des LBV. «Alle unsere Lernenden sollen die gleichen Chancen haben, ihre Berufsausbildung erfolgreich abschliessen zu können», sagte Urs Berger und dankte Bart van Riemsdijk, Produktmanager Basisprodukte & Zahlungsverkehr bei der BLKB, für deren grosses Engagement zugunsten der Ba- STIMMEN VOM START-EVENT «STARTVERANSTALTUNG WAR SEHR SPANNEND.» selbieter Lernenden. Laut van Riemsdijk entspricht die Förderung der dualen Bildung schon seit je einem wichtigen Ziel der BLKB: «Weil wir wissen, welche grossartigen Perspektiven die Berufsausbildung bietet, investiert die BLKB gezielt in junge Menschen in der Region.» Geld für LBV und Jobfactory Van Riemsdijk gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass in diesem Jahr aus dem Projekt «Jobs for Juniors» 420 000 Franken an den KMU Lehrbetriebsverbund und die Jobfactory Basel geflossen sind. «Die Zufriedenheit unserer Auszubildenden ist die grösste Motivation, in die Grundbildung der Nachwuchskräfte zu investieren», sagte van Riemsdijk. «ICH FINDE DEN ANLASS SUPER, WIE JEDES JAHR.» Als «partnerschaftlich, zielführend und konstruktiv» bezeichnete Thomas von Felten, Leiter Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung der Baselbieter Hauptabteilung Berufsbildung und Berufsberatung (HABB, früher Amt für Berufsbildung und Berufsberatung, AfBB) die Zusammenarbeit mit dem LBV. Diese sei geprägt von grosser Professionalität. Die KMU Lehrbetriebsverbund AG sei «ein leuchtendes Beispiel, wie Ausbildungsplätze mit Weitsicht und täglichem Engagement geschaffen und erhalten werden können», sagte von Felten. «Die Hauptabteilung Berufsbildung und Berufsberatung der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion ist der Wirtschaftskammer dankbar, dass sie sich mit dem Lehr- «ICH FREUE MICH, PRAKTISCH ZU ARBEITEN.» betriebsverbund der Berufsbildung in so hohem Mass verpflichtet fühlt.» Luca di Felice mit souliger Stimme Die musikalische Umrahmung des LBV-Start-Events übernahm Luca di Felice. Der Musiker aus Hölstein überzeugte mit seiner souligen Stimme und einem starken musikalischen Repertoire. Mit seinen rund 20 000 Followern auf der Netzwerkplattform Instagram ist der 17-Jährige ein wichtiger Influencer. Seit August 2018 absolviert Luca di Felice ein Praktikum als Fachmann Betreuung Kinder in einer Kita. Daniel Schindler Mehr Fotos vom Event finden Sie unter: www.kmu-lehrbetriebsverbund.ch/ news- -berichte.html «EIN ZEICHEN DER WERTSCHÄTZUNG.» Praktische Berufsbildung stärken Landrat Christoph Buser sagte, dass es ein Gebot der Stunde sei, dieses Erfolgsmodell der praktischen beruflichen Bildung zu stärken. Es sei aber auch die grosse Herausforderung in unserer Zeit. «Sie legen mit dem heutigen Tag nicht nur für sich persönlich das Fundament für eine tolle berufliche Karriere. Sie tragen auch wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes bei», sagte Wirtschaftskammerdirektor Christoph Buser zu den neu eintretenden Lernenden. Den 20 Lernenden, die verabschiedet wurden, gratulierte Buser für ihr Durchhaltevermögen und wünsch- Sabrina Haeber, 28, Kauffrau EFZ, B-Profil, steht im QV (Qualifikationsverfahren, ehemals LAP), Wirtschaftskammer Baselland. «Die Startveranstaltung war sehr spannend. Ich finde es jedes Mal interessant zu sehen, wer die neuen Lernenden sind. Ich gehöre zu den Lernenden im Abschluss. Besonders gefreut hat mich, dass ich den Gesundheitsaward erhalten habe. Das hat mich etwas von den Prüfungen abgelenkt. Wie es nach der Lehre weiter geht, weiss ich noch nicht. Ich bin gerade am Bewerben. Bei meiner nächsten Stelle möchte ich mich dann allenfalls auch weiterbilden.» Rudolf Zurfluh, 53, Konrektor der Gewerblich-industriellen Berufsfachschule Liestal. «Ich finde den Anlass super, wie jedes Jahr. Ich arbeite bereits seit den Anfängen des Lehrbetriebsverbundes insbesondere mit Urs Berger zusammen. In diesem Jahr war der Film der Lernenden im Abschluss ein besonderes Highlight. Er hat gezeigt, dass es ohne Arbeiten nicht geht und dass Selbst- und Sozialkompetenzen auch wichtig sind. In der Gruppe geht es besser, die Teammitglieder motivieren und unterstützen sich.» Muhammet Ali Topal, 16, Lernender Informatiker EFZ Applikationsentwicklung (ab 1. August 2019), Tschanz & Partner GmbH. «Mich führt heute vor allem die Unterzeichnung meines Lehrvertrags hierhin. Ausserdem habe ich vorhin mit dem Sänger Luca di Felice gesprochen, und so weiss ich jetzt auch ein wenig, was mich musikalisch an dem Anlass erwartet. Vom LBV habe ich bereits von meinen Lehrern gehört. Sie haben viel Gutes gesagt. Ich freue mich, mit meiner Lehre zu beginnen und endlich auch praktisch arbeiten zu können.» René Meyer, 55, Treuhänder und Vater eines Lernenden als Zeichner EFZ, Fachrichtung Architektur, im 3. von 4 Lehrjahren. «Die Startveranstaltung der KMU Lehrbetriebsverbund AG ist sehr imposant. Ich finde es besonders spannend, dass die neuen Lernenden sehen können, welche Herausforderungen während der Lehrzeit auf sie zukommen werden. Wichtig ist die Veranstaltung aber auch für die Lernenden, die vor dem Abschluss stehen. Für sie ist es auch ein Zeichen der Wertschätzung. Besonders stark fand ich das Video.»
7. Juni 2019 KMU-ORGANISATIONEN Standpunkt der Wirtschaft | 3 ARBEITSMARKTKONTROLLE – Baselbieter Branchenverbände und die Gewerkschaft Unia fordern die Weiterführung des Baselbieter Erfolgsmodells für Baustellenkontrollen. Eine Übernahme durch den Kanton kommt für sie nicht infrage. Gleich lange Spiesse für alle Geben vor den Medien Auskunft (von links nach rechts): Landrat Matthias Ritter, Präsident VDWBL; Lucian Hell, Präsident MGVBL; Dieter Zwicky, Präsident SMVBL; Tobias Schäfer, Präsident VBLEI; und die beiden Unia-Vertreter Walter Eich, Heizungs- und Sanitärinstallateur, sowie Ralf Brammann, Sanitärinstallateur. Bild: dan Auf Baselbieter Baustellen sollen gleich lange Spiesse für alle gelten, und Sozialdumping ist zu verhindern. Dies forderten am vergangenen Mittwoch Baselbieter Branchenverbände und die Gewerkschaft Unia beider Basel an einer gemeinsamen Medienkonferenz in Liestal. Um diesbezüglich auch künftig wirksame und effiziente Baustellenkontrollen zu garantieren, ist gemäss Branchenverbänden und der Unia das Baselbieter Erfolgsmodell wie bis anhin weiter zu führen. «WIR FORDERN VON DER POLITIK, DASS SIE DAS SEIT JAHREN FUNKTIONIERENDE ERFOLGSMODELL NICHT LEICHTFERTIG AUFS SPIEL SETZT.» Lucian Hell, Präsident MGVBL «Sie alle haben noch die Bilder vor Augen von ausländischen Arbeitern, die für 5 Euro pro Stunde auf unseren Baustellen gearbeitet haben und erst noch im Schlafsack auf dem Bau übernachtet haben. Solche Bilder wollen wir im Baselbiet so gut als möglich verhindern», sagte Lucian Hell, Präsident des Maler und Gipser unternehmerverbands Baselland (MGVBL) am Mittwochmorgen im Restaurant Schützenstube in Liestal an einer gemeinsamen Medienkonferenz von betroffenen Baselbieter Branchenverbänden und der Gewerkschaft Unia. Hintergrund der Medienkonferenz war die von der Baselbieter Regierung geplante Anpassung des Gesetzes über die Bekämpfung der Schwarzarbeit (GSA) und des Arbeitsmarktgesetzes (AMAG, neu Gesetz über die flankierenden Mass- nahmen im Arbeitsmarkt, FLA- MAG). Inhaltlich geht es laut Lucian Hell vor allem darum, dass die Arbeitsmarktkontrollen im Wesentlichen von den Sozialpartnern zurück an den Kanton gehen sollen. «ES WÄRE VÖLLIG VERRÜCKT, WENN DIE KONTROLLEN WIEDER ZURÜCK AN DEN STAAT GEHEN WÜRDEN.» Matthias Ritter, Präsident VDWBL Man wolle das Rad zurückdrehen in eine Zeit, als die Arbeitsmarktkontrollen auf den Baustellen keine grosse Wirkung gezeigt haben. «Wir fordern von der Politik, dass sie das seit Jahren funktionierende Erfolgsmodell nicht leichtfertig aufs Spiel setzt. Das heutige Gesetz hat sich bewährt. Es garantiert gleich lange Spiesse für alle», sagte Hell. Der Druck mit Lohnunterschreitungen und nicht einhalten der Arbeitszeiten auf die Baselbieter Unternehmen «und somit auch auf unsere Arbeitnehmer ist enorm gross». «GEWISS, DAS KIGA HAT ZWAR AUCH KONTROLLIERT, ABER DURCHGESETZT WURDEN DIE VORGABEN NICHT WIRKLICH.» Dieter Zwicky, Präsident SMVBL Darum brauchen wir laut Hell auch zukünftig das bestehende System, welches sehr effizient ist, eine starke Präventionswirkung hat und gemäss neusten Zahlen erst noch viel günstiger ist als der Kanton. Der MGVBL-Präsident verwies auf die Erfolge der Baustellenkontrolleure: «2018 sind mehr als 1100 Kontrollen abgeschlossen und rund 200 Verstösse registriert worden.» Matthias Ritter, Präsident des Verbands Dach und Wand Baselland (VDWBL), bestätigte, dass in seiner Branche «rigoros kontrolliert» werde. Weil die AMKB von Arbeitgebern und Arbeitnehmern getragen werde, funktioniere dies ohne grosse Reibungsflächen. «Es wird akzeptiert», so Ritter, der fortfuhr: «Meines Erachtens wäre es völlig verrückt, wenn die Kontrollen wieder zurück an den Staat gehen würden. Wir hatten diese Situation vor 2010.» «DIESE BETEUERUNGEN REICHEN UNS ABER NICHT.» Tobias Schäfer, VBLEI Der Erfolg sei bescheiden gewesen. Insbesondere an den Wochenenden oder am Abend nach Büroschluss sei kaum kontrolliert worden. «Ich befürchte, dass wir wieder in dieses alte Fahrwasser geraten, wenn wir das Rad zurückdrehen.» Dies dürfe nicht passieren. «Denn erst seit die Sozialpartner die Verantwortung für die Baustellenkontrollen übernommen haben, funktioniert es wirklich.» Dies sei auch logisch: «Wer hat am meisten Interesse an einem sauberen Arbeitsmarkt mit fairen Löhnen und gleich langen Spiessen? Die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer», so Ritter. Dieter Zwicky, Präsident des Schreinermeister-Verbands Baselland (SMVBL) bezeichnete das System der Baustellenkontrolle im Kanton Basel-Landschaft als «ein absolutes Erfolgsmodell». Er staune darüber und sei auch irritiert, dass man das abschaffen wolle. Dabei erinnerte Zwicky an früher. «WENN NICHT DIE QUALITÄT LEIDET, DANN DIE QUANTITÄT.» Walter Eich, Heizungs- und Sanitärinstallateur Damals habe man gegen Verstösse auf den Baustellen eigentlich keine richtige Handhabe gehabt. «Gewiss, das KIGA hat zwar auch kontrolliert, aber durchgesetzt wurden die Vorgaben nicht wirklich.» Arbeitsmarktkontrollen, die auch wirklich wirken – so wie heute –, bringen laut Zwicky Sicherheit. «Sie tragen wesentlich dazu bei, dass wir weiterhin in der Schweiz Jobs und Lehrstellen anbieten können. Und das zu fairen Bedingungen und Löhnen.» Als Schweizer Unternehmen dürfe man im Ausland auch nicht machen, was man wolle. Umso wichtiger sei es, dass im Baselbiet ebenfalls die geltenden Regelungen durchgesetzt würden. «Seit die Sozialpartner sich darum kümmern, ist dies gesichert.» Tobias Schäfer, Präsident des Verbands Basellandschaftlicher Elektroinstallationsfirmen (VBLEI), warnte eindringlich davor, die Kontrollen wieder an den Kanton abzugeben: «Beim neu angedachten Gesetz sollen die heutigen zwingenden Verpflichtungen zum Abschluss von Leistungsvereinbarungen wegfallen. Sie sollen ersetzt werden durch Kann-Formulierungen.» Es sei also keineswegs garantiert, dass die Kontrollen so aufrecht gehalten würden wie heute – auch wenn jetzt natürlich alle beteuerten, dass weiterhin gleich gut kontrolliert werde und es an der Qualität der Kontrollen keine Abstriche geben solle. «Diese Beteuerungen reichen uns aber nicht.» Schäfer verwies darauf, dass die Kontrollen auch präventive Wirkung hätten. Vonseiten Unia berichteten Walter Eich, Heizungs- und Sanitärinstallateur, sowie Ralf Brammann, Sanitärinstallateur, aus Arbeitnehmersicht. Sozialdumping sei unbedingt zu vermeiden, hielten sie fest. Dies müsse darum auch weiterhin im Gesetz stehen. Eine Kürzung der finanziellen Mittel können sie nicht nachvollziehen, da diese einer Schwächung des Arbeitnehmerschutzes gleichkommen würde. «Wenn nicht die Qualität leidet, dann die Quantität», so Walter Eich. «Gerade die Anzahl der Kontrollen ist aber entscheidend, wenn wir den Lohnschutz ernst nehmen.» «DER KANTON WÜRDE SEINE VORREITERROLLE IM VOLLZUG FAHRLÄS- SIG AUFS SPIEL SETZEN.» Ralf Brammann, Sanitärinstallateur Ralf Brammann stellte klar, dass Kontrollen nur wirksam seien, wenn sie vor Ort durchgeführt würden. Einen wichtigen Vorteil des aktuellen Systems sieht er darin, dass die aktuelle Kontrolltätigkeit sowohl von Arbeitgeber- als auch von Arbeitnehmerseite gestützt werden. Dies werde infrage gestellt, wenn die Regierung die Kontrollen künftig nicht mehr sozialpartnerschaftlich, sondern allenfalls von einem gewinnorientierten Dritten durchführen liesse. «Der Kanton würde seine Vorreiterrolle im Vollzug fahrlässig aufs Spiel setzen», sagte Brammann.Daniel Schindler
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