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Standpunkt 460, 9.3.2018

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Standpunkt der Wirtschaft – Offizielles Informationsorgan der Wirtschaftskammer Baselland

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Kompetenz und Partnerschaft für Unternehmer Haus der Wirtschaft Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für KMU aus Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Industrie Altmarktstrasse 96 Tel. 061 927 64 64 info@kmu.org 4410 Liestal Fax 061 927 65 50 www.kmu.org Die erste Adresse für die Wirtschaft

VERKEHRSPOLITIK BL 7 Haus der Wirtschaft -– Dienstleistungs- und Kompetenz-Zentrum für KMU aus Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Industrie 9. März 2018 – Schweizerische Gewerbezeitung INFRASTRUKTUR – Die Entwicklung der Strasseninfrastruktur wurde im Kanton in den letzten Jahren vernachlässigt. Jetzt gilt es, die Versäumnisse der Vergangenheit zu beheben, sagt Drangu Sehu, seit rund anderthalb Jahren Baselbieter Kantonsingenieur. «Strasse ist das Rückgrat des Verkehrssystems» Seit dem 1. September 2016 amtiert Drangu Sehu als Baselbieter Kantonsingenieur. Für ihn steht fest: Im Baselbiet wurde der Ausbau der Strasseninfrastruktur vernachlässigt. Am kommenden Montag steht Drangu Sehu an einer gemeinsamen Veranstaltung der «IG Umfahrungsstrasse Allschwil – Stadtnahe Tangente» und des Kantons zum Thema «Zubringer Bachgraben» Red und Antwort. Standpunkt: Drangu Sehu, wie haben Sie sich nach rund anderthalb Jahren als Baselbieter Kantonsingenieur eingelebt? • Drangu Sehu: Ich konnte mich nach meinem Weggang beim Bundesamt für Strassen (Astra), gut einarbeiten, denn ich habe sehr gute Mitarbeitende im Team. Was ich schon bald feststellte, war, dass wir im Baselbiet nur wenige spruchreife Strassenbauprojekte haben. Wir müssen mit der Projektierung dringend hochfahren. fluetunnel, der Chienbergtunnel und eben die HPL. Doch das reicht noch lange nicht aus. In den letzten zwei Jahrzehnten verzeichnete das Baselbiet eine markante Bevölkerungszunahme und eine durchaus erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung. Aber bei den Strassen blieb alles mehr oder weniger unverändert. Wir haben einen grossen Bedarf an zusätzlicher Verkehrsfläche. Das betrifft sowohl Strasse als auch Schiene. Nur müssen wir uns bewusst sein: Der Löwenanteil des Verkehrs findet auf der Strasse statt. Und das bleibt noch lange so. Die Strasse ist das Rückgrat des Verkehrssystems. «DER LÖWENANTEIL DES VERKEHRS FINDET AUF DER STRASSE STATT. UND DAS BLEIBT NOCH LANGE SO.» Zubringer Bachgraben Öffentlicher Informationsanlass Programm Begrüssung Hanspeter Frey Präsident der «IG Umfahrungsstrasse Allschwil – stadtnahe Tangente» Referat Referat Fragen Woran liegt es, dass nur wenige Strassenbauprojekte weit vorangeschritten sind? • Faktisch wurde die Planung in den vergangenen 25 Jahren zurückgefahren. Zuerst wollte man offensichtlich die HPL zwischen Liestal und Pratteln realisieren. Dabei blieben andere, wichtige Projekte auf der Strecke. Was sind die Folgen? • Die Folgen sind, dass wir in den vergangenen 25 Jahren lediglich drei Strassenneubauprojekte im Kanton umgesetzt haben: Das sind der Egg- Montag, 12. März 2018 – 20 Uhr Hotel-Restaurant Rössli Dorfplatz 1, Allschwil «IG UMFAHRUNGSSTRASSE ALLSCHWIL – STADTNAHE TANGENTE» IG-UMFAHRUNGSSTRASSE-ALLSCHWIL.CH Wo besteht der grösste Handlungsbedarf im Kanton Baselland? • Den grössten Handlungsbedarf sehe ich im unteren Kantonsteil, namentlich im Bezirk Arlesheim. Man sieht das sehr gut im Bereich des Hochleistungsstrassennetzes. Diesbezüglich gilt es, zusammen mit Basel-Stadt eine Idee zu entwickeln, wie dieses Hochleistungsstrassennetz künftig aussehen soll. Dies ist auch mit dem Bund abzusprechen. Parallel dazu müssen wir im Baselbieter Tiefbauamt die Planung hochfahren, um Politische Würdigung des Projekts Sabine Pegoraro Regierungspräsidentin des Kantons Basel-Landschaft Vorstellung des Projekts Drangu Sehu Kantonsingenieur des Kantons Basel-Landschaft Beantwortung von Publikumsfragen «Wir müssen die guten Projekte vorlegen, dann werden uns die entsprechenden Mittel zugeteilt»: Drangu Sehu, Baselbieter Kantonsingenieur, spricht sich unmissverständlich für einen Ausbau der Strasseninfrastruktur aus. FOTO FOTOLABOR SPIESS AG weitere Strassen zu realisieren. Wir dürfen nicht vergessen: Derzeit bauen wir lediglich ein neues Projekt: den Pfeffingerring in Aesch. Stehen denn die finanziellen Mittel für einen Ausbau der Strasseninfrastruktur überhaupt zur Verfügung? • Ja. Die Budgetmittel sind vorhanden. Die Strassenrechnung zeigt klar, dass wir über genügend Mittel verfügen. Wir erhalten Bundesmittel aus der Mineralölabgabe und die Strassenbenützerinnen und -benützer bezahlen die Strassen über die Motorfahrzeugsteuer. Für mich bedeutet «DIE STRASSEN- RECHNUNG ZEIGT KLAR, DASS WIR ÜBER GENÜGEND MITTEL VERFÜGEN.» das: Wir brauchen nicht zusätzliches Geld. Wir müssen die guten Projekte vorlegen, dann werden uns die entsprechenden Mittel zugeteilt. Was sind aus Ihrer Sicht «gute» Projekte? • Projekte sind dann gut, wenn sie nachhaltig sind. Das bedeutet: Sie müssen erstens gesellschaftlich akzeptiert, ja getragen werden, zweitens finanzierbar sein und drittens raumplanerisch und aus umweltpolitischen Überlegungen sinnvoll sein. Mit anderen Worten: Gute Projekte sind technisch elegante Projekte. Neubauten sind das eine, der Unterhalt das andere – wie sieht die Situation diesbezüglich aus? • Auch hier haben wir da und dort einen gewissen Nachholbedarf. Insgesamt sind wir aber gut aufgestellt. Unsere Infrastruktur lässt sich nach wie vor sehen. Viel mehr Sorgen macht mir, dass die Verkehrsflächen fehlen, um den Bedarf zu decken. Was kann man denn diesbezüglich noch machen? Viel liegt ja gar nicht mehr drin. • Doch. Es gibt schon noch wichtige Strassenprojekte, die es umzusetzen gilt, beispielsweise den Zubringer Bachgraben, dann die Langmattstrasse in Oberwil, den Vollanschluss Aesch, Projekte in Laufen, Projekte in Arlesheim und Münchenstein im Zusammenhang mit Uptown Basel, aber auch die Strassenverlegung in Salina Raurica und die Umfahrung Augst- Kaiseraugst. Vor allem aber müssen wir auch in puncto Hoch leistungsstrassen mit Basel-Stadt und dem Bundesamt für Strassen anschauen, inwieweit wir in Richtung eines Autobahnrings vorstossen können. Da kommt dann auch wieder der Gundelitunnel als Teil des Westrings ins Spiel – und wie wir im Baselbiet die entsprechenden Zulaufstrecken in Allschwil und im Leimental ausgestalten. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Basel-Stadt? • Die Zusammenarbeit mit dem Basler Tiefbauamt ist sehr gut. Ich nehme das Basler TBA so wahr, dass man sich auch dort bewusst ist, dass wir mehr Verkehrskapazität und eine Hochleistungsstrassenstrategie benötigen. Dies würde einen Nutzen für alle darstellen: Für die Verkehrsteilnehmenden, weil sie besser von A nach B kommen, und für die Anwohnerinnen und Anwohner, weil sich die Lebensqualität markant steigert. «VIEL MEHR SORGEN MACHT MIR, DASS DIE VERKEHRSFLÄCHEN FEHLEN, UM DEN BEDARF ZU DECKEN.» Die Rheinstrasse nach der Eröffnung des Schöntal tunnels ist ein gutes Beispiel dafür. Auch die Nordtangente ist ein gutes Beispiel: Nach der Eröffnung sind die dortigen Quartiere deutlich aufge wertet worden. Es scheint allen klar zu sein, dass wir mehr Strassen brauchen – und doch bewegt sich nur wenig. Warum ist das so? • Das Erstellen von Infrastruktur ist eine langfristige Sache. Wir reden von einem Marathon, nicht von einem Sprint. Aber wie gesagt: In den vergangenen 10 bis 15 Jahren ist es seitens des Tiefbauamts nicht gelungen, genügend spruchreife Projekte umzusetzen. Man hat im Tiefbauamt nicht mehr daran geglaubt, dass man Strassenbauprojekte realisieren kann. Das muss sich ändern. «MAN HAT IM TIEBAU- AMT NICHT MEHR GEGLAUBT, DASS MAN STRASSENBAUPROJEKTE REALISIEREN KANN.» Welches ist das derzeit wichtigste Projekt im Baselbiet? • Das wichtigste Projekt ist derzeit sicher mit Abstand der Zubringer Bachgraben. Denn dort entstehen zur Zeit Tausende von wertschöpfungsintensiven Arbeitsplätzen. Darum ist das Gebiet verkehrstechnisch optimal zu erschliessen. Wie ist der Stand der Dinge beim Bachgraben? • Wir befinden uns mit Volldampf in der Planung. Einerseits wird die Vorstudie verabschiedet, andererseits befinden wir uns in intensiven Gesprächen mit den Kollegen in Basel-Stadt und im Elsass sowie dem Bundesamt für Verkehr, um mit einer Shortlist an Varianten möglichst rasch ans Ziel zu gelangen. Am kommenden Montag findet ein öffentlicher Informationsanlass statt. Was dürfen die Besucherinnen und Besucher erwarten? • Die Besucherinnen und Besucher dürfen erwarten, dass sie einen Blick in die Werkstatt erhalten und sehen, dass wir mit Vollgas am Projekt dran sind. Alle Details können wir indes nicht verraten, weil wir uns noch in Gesprächen mit dem Bund und den Partnern in Basel und im Elsass befinden. Da ist das eine oder andere doch auch noch vertraulich. Wie wichtig sind solche Veranstaltungen vor Ort für den Kanton? • Sie sind für den Kanton sehr wichtig. Zwar gab es in den vergangenen Jahren nicht viele davon, doch das liegt daran, dass nur wenige Projekte spruchreif waren. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich dies bald ändert. Interview: Daniel Schindler

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