SCHWEIZERISCHE 19. JANUAR 2018 DIE ZEITUNG FÜR KMU Regionalbund AZA 4410 Liestal Standpunkt-Ausgabe Nr. 457 – 21. Jahrgang DIE MEINUNG NEUJAHRSAPÉRO – Wirtschaftskammerdirektor Christoph Buser forderte am Neujahrsapéro der Wirtschaftskammer und der Basellandschaftlichen Kantonalbank eine neue Wirtschaftsförderung. «Knackiges Profil» fürs Baselbiet Von Christoph Buser, Landrat, Direktor Wirtschaftskammer Baselland. Wir nennen die Dinge beim Namen Wir leben im Zeitalter des politisch Korrekten. Dinge werden nicht mehr gerne beim Namen genannt. Unangenehme Tatsachen werden verbal in Watte gepackt. So schmerzen sie weniger, wenn man sie thematisiert. Diese mittlerweile weit verbreitete Sitte bringt es mit sich, dass die Menschen geradezu erschreckt zusammenzucken, wenn jemand einmal etwas deutlicher redet – so wie am Neujahrsapéro der Wirtschaftskammer. So kritisierte Andreas Schneider das schon seit Dekaden dauernde Trauerspiel in der regionalen Verkehrspolitik. Der Wirtschaftskammerpräsident und Unternehmer äusserte sich unmissverständlich und zeigte ohne Abschweifungen deutlich auf, wer in der Pflicht steht: «Hören Sie auf zu verhindern, beginnen Sie zu ermöglichen», sagte er an die Adresse der Politikerinnen und Politiker. Bei diesen kam dies naturgemäss nicht überall gut an. Das Gleiche gilt für meine Analyse zur kantonalen Standortförderung. Auch diese Ausführungen erschreckten einzelne Anwesende. Die meisten Probleme bekundeten einige wenige Journalisten und – kaum verwunderlich – ein paar Politiker der Baselbieter Linken. Dabei sagte ich lediglich, was jedem ohne ideologische Scheuklappen klar ist: Die seinerzeit von der Regierung mit Pauken und Trompeten angekündigte Wirtschaftsoffensive ist im Sand verlaufen, und die staatliche Baselbieter Standortförderung tritt seit Jahren an Ort und Stelle. Diese nun noch näher an den Staat zu binden, wie es der verantwortliche Volkswirtschaftsdirektor Thomas Weber mit dem neuen Wirtschaftsförderungsgesetz vorhat, ist sicher nicht klug. Dass man solche Wahrheiten heute mit Bedacht aussprechen muss, damit nicht einzelne Politiker depressiv werden (wie ein Nationalrat der SP auf Twitter seine offensichtlich persönliche Gefühlslage nach den Reden am Neujahrsapéro beschrieb), ist zwar ein bedenkliches Zeichen der Zeit. Das hält die Wirtschaftskammer aber nicht davon ab, auch 2018 die Dinge beim Namen zu nennen. HEUTE IM STANDPUNKT NEUJAHRSAPÉROS 5 Auch lokale Gewerbevereine haben zu Neujahrsapéros eingeladen. GATEWAY BASEL NORD 7 Studie empfiehlt eine «fundierte wettbewerbsrechtliche Analyse». Die für die Wirtschaft wichtigen Standortfaktoren bildeten den Themenschwerpunkt am 16. gemeinsamen Neujahrsapéro der Wirtschaftskammer Baselland und der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) am Donnerstagabend, 4. Januar 2018. Am traditionellen Neujahrsapéro fanden sich mehr als 400 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ein. Zum sechsten Mal wurde der von der Wirtschaftskammer organisierte Anlass im Pantheon in Muttenz durchgeführt. Wie bereits in den Vorjahren hatte im Vorfeld der traditionellen Begrüssung durch zwei Kaminfeger die Januarsitzung des Wirtschaftsrats stattgefunden, an der das Parlament der Wirtschaftskammer Baselland unter anderem die Parolen für den kommenden Urnengang vom 4. März 2018 fasste (siehe Bericht unten). Aufhören mit dem Verhindern Wirtschaftskammerpräsident Andreas Schneider appellierte an die Politik, mutige Projekte zu ermöglichen – insbesondere im Bereich Verkehrsinfrastruktur. Andreas Schneider rief die anwesenden Politikerinnen und Politiker dazu auf, mit dem Verhindern aufzuhören und mit dem Ermöglichen anzufangen. «Setzen Sie sich für den Ausbau der Infrastruktur auf allen Ebenen ein. Suchen Sie auch in Bundesbern Alliierte und entwickeln Sie mit uns zusammen grosszügige, zukunftsorientierte Projekte», sagte Schneider. Laut Landrat Christoph Buser, Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, gilt es, dem Baselbiet ein «knackiges Profil» zu verleihen. Das Andreas Schneider, Präsident der Wirtschaftskammer Baselland, begrüsst die Gäste des Neujahrsapéros. betreffe die Wirtschaftsförderung, aber auch die steuerliche Situation für Unternehmen. Wirtschaftsförderung tritt an Ort Die Wirtschaftsförderung trete seit fünf Jahren an Ort, kritisierte Wirtschaftskammerdirektor Buser. Diese mit dem neuen Wirtschaftsförderungsgesetz noch näher an die Verwaltung zu binden, sei nicht klug. Vielmehr sollten private Initiativen und bestehende Netzwerke im Sinne einer Verbundpartnerschaft zwischen Wirtschaft und öffentlicher Hand aktiviert werden, sagte Buser. BLKB-CEO John Häfelfinger betonte, dass Unternehmen sich attraktiv aufstellen müssten, um für die so dringend benötigten Fachkräfte attraktiv zu sein und damit zu einer Verbesserung der Standortattraktivität insgesamt beizutragen. «In diesem Zusammenhang haben wir verschiedene Change-Programme lanciert», sagte Häfelfinger. «Ein Bereich, in dem wir uns als Bank und als Region verbessern können und auch müssen, ist der IT-Bereich. IT geniesst in der Region zu wenig Visibilität. Ohne IT läuft in unserer Branche und in vielen anderen nichts mehr», sagte der BLKB-CEO. WIRTSCHAFTSRAT – Vor dem Neujahrsapéro hat das Parlament der Wirtschaftskammer über die Abstimmungen vom kommenden 4. März beraten. Keine Parolen bei allen Vorlagen Vor dem traditionellen Neujahrsapéro der Wirtschaftskammer Baselland fand im Pantheon in Muttenz am Donnerstag, 4. Januar 2018, die Sitzung des Wirtschaftsrats statt. Unter anderem diskutierte das Parlament der Wirtschaftskammer Baselland über die insgesamt sechs Vorlagen des Urnengangs vom kommenden 4. März. Dabei fasste der Wirtschaftsrat keine Parolen zu den beiden eidgenössischen Vorlagen: • Bundesbeschluss vom 16. Juni 2017 über die neue Finanzordnung 2021 • sowie No-Billag-Initiative. Ebenfalls keine Parolen fasste der Wirtschaftsrat der Wirtschaftkammer Baselland zu den vier kantonalen Vorlagen. Es sind dies: • die Änderung der Verfassung gemäss Beschluss des Landrats vom 28. September 2017 betreffend Unvereinbarkeit der gleichzeitigen Mitgliedschaft in Regierungsrat Baselland und Bundesversammlung, • die formulierte Verfassungsinitiative «Stimmrecht mit 16» vom 8. September 2016, • die formulierte Verfassungsinitiative «Stimmrecht für Niedergelassene» vom 8. September 2016 • sowie die formulierte Gemeindeinitiative «Faire Kompensation der EL-Entlastung» (Fairness-Initiative) vom 3. November. In der Regel trifft sich der Wirtschaftsrat einige Wochen vor Abstimmungsterminen. An den Sitzungen werden die zur Abstimmung vorliegenden Vorlagen besprochen. Bei KMU-relevanten Themen wird eine Parole beschlossen. Der Wirtschaftsrat fasst grundsätzlich keine Parole zu Geschäften, die er als zu wenig Wirtschafts- und insbesondere als zu wenig KMU-relevant erachtet. Daniel Schindler FOTO KAMBER Gastreferent Matthias Mölleney vom «Center for Human Resources Management & Leadership» an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich sprach über neue Formen der Führung. Im Zeitalter der sogenannten «mobile workers» und des Home-Office gehe es mehr und mehr darum, die Führung horizontal auszurichten. «Chefs müssen sicherstellen, dass Mitarbeitende, die sich unter Umständen kaum kennen, dennoch konstruktiv zusammenarbeiten können», gab Matthias Mölleney zu bedenken. Daniel Schindler SEITEN 2,3 ANZEIGE Standpunkt der Wirtschaft: Offizielles Informationsorgan der Redaktion: Telefon 061 927 64 64 – Fax 061 927 65 50 – Internet: www.kmu.org – e-mail: standpunkt@kmu.org
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