Herbst 2011 19 FELIX JEHLE, LEITER FACHSTELLE ENERGIE, IM GESPRÄCH Die Leute dazu animieren, es besser zu machen Start geglückt, weiteres Potenzial vorhanden: Felix Jehle vom Amt für Umweltschutz und Energie, zieht eine Zwischenbilanz. ■ Redaktion: Herr Jehle, was ist der häufigste Auslöser für eine energetische Sanierung bzw. den Einsatz von Alternativenergien im Eigenheim? Die Zuschüsse des Energiepakets? Felix Jehle: Der Auslöser ist meistens eine fällige Sanierung aufgrund des Alters einer Liegenschaft oder der hohe Energieverbrauch, verbunden mit hohen Betriebskosten. Die Beiträge sollen zu einem für die Umwelt besseren Sanierungsergebnis verhelfen: z.B. mit drei statt zwei Scheiben bei den Fenstern. ■ Das Energiepaket läuft seit gut anderthalb Jahren. Zufrieden? Man kann von einem sehr guten Start sprechen. Wir waren längere Zeit unsicher, ob im zweiten Jahr das Niveau gehalten werden kann, da es im PR-Bereich Anfang dieses Jahres ruhig wurde ums Energiepaket. ■ Waren die Sorgen berechtigt? Nein. Wir haben inzwischen wohl eine etwas geringere Zahl an Gesuchen, frankenmässig haben wir aber zugelegt. Die Projekte sind grösser geworden. Das ist nachvollziehbar, schliesslich benötigen grössere Projekte eine längere Anlaufzeit. ■ In welchen Förderbereichen wurden Ihre Erwartungen übertroffen, wo hätten Sie mit mehr Gesuchen gerechnet? Mehr Interesse erwartet hätten wir im Bereich Gesamtsanierungen. Im Bereich Minergie-P-Neubauten war das Interesse überraschend gross, gleichzeitig müssen wir feststellen, dass die Minergie-P-Neubauten im Verhältnis zur Bautätigkeit insgesamt einen bescheidenen Teil ausmachen. ■ Die meisten Gesuche betreffen Teilsanierungen. Warum? Im Gebäudebereich wird ohnehin oft saniert. Ich denke, dass dort, wo früher nur Pinselsanierungen vorgenommen worden sind, man sich heute überlegt, erst die Dämmung zu verbessern und erst hinterher das Haus neu zu streichen. Das Gerüst steht ja schon. Ausserdem sprechen für Teilsanierungen oder eine etappierte Sanierung auch Steuervorteile: Energetisch wirksame Massnahmen sind voll abzugsberechtigt. ■ Im Bereich Sonnenenergie hat sich das Baselbiet gemausert: Pro Jahr werden 1000 neue Anlagen installiert. Ein erfreuliches Ergebnis, gewiss. Aber auch hier muss ich sagen: das Potenzial thermischer Solaranlagen ist deutlich grösser. Manchmal erstaunt es mich, wie lange sich die Leute Gedanken machen, ehe sie den Schritt wagen – obschon sich die Technik bewährt und sich die Investition über die Betriebsdauer rechnet. ■ Und zu welchem Schluss kommen Sie dann? Es hat wohl mit der Bequemlichkeit zu tun: Wer ein Haus hat, bei dem alles funktioniert und dessen Betriebskosten nicht übermässig hoch sind, der verspürt keinen Druck, etwas zu unternehmen – bloss der Umwelt zuliebe. ■ Also ist energetisch sanieren eine Angelegenheit grüner Fundamentalisten? Ganz und gar nicht. Ich behaupte, dass Ihre Aussage auf 90 Prozent der Gesuchsteller nicht zutrifft. Und das ist gut so: Das Programm will jene Leute, die ohnehin etwas an ihrem Haus tun wollen, dazu animieren, es besser zu machen. ■ Gibt es Bereiche des Energiepakets, die bislang nicht nachgefragt werden? Das nicht gerade, aber bei den Elektroheizungen müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir deren Ersatz mit Anreizen stärker forcieren können. ■ Die Höhe der Förderbeiträge ist demnach nicht in Stein gemeisselt? Keinesfalls. Wir sind zwar um Konstanz bemüht, überprüfen aber die Rahmenbedingungen jeweils in der zweiten Jahreshälfte und überlegen, ob und wo ein Beitragssatz erhöht oder reduziert werden könnte oder wo ganz darauf verzichtet werden soll. Was wir ganz bestimmt nicht machen, ist jedes Jahr alles über den Haufen zu werfen. Denn wir wollen für die Wohneigentümerinnen und -eigentümer, die bei ihren Planungen auf unsere Beiträge zählen, ein verlässlicher Partner sein.
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4133 Pratteln