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Baselland Business 2/2023 Deutsch

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Wirtschaftsguide für die Region Basel-Landschaft in deutscher und englischer Sprache

Interview Albert Rösti

Interview Albert Rösti «Langfristig müssen wir offen sein» Das Thema am Tag der Wirtschaft lautet «Zurück in die Erfolgsspur». Was muss getan werden, damit die Schweiz auch künftig erfolgreich ist? Erfolgreich war die Schweizer Wirtschaft immer dann, wenn sie Innovation, Qualität und Produktion miteinander kombiniert hat. In der Nordwestschweiz ist dies etwa der Pharma- und Chemieindustrie auf Weltniveau gelungen. Aber auch unzählige KMU dieser Region überzeugen mit ihren Leistungen und mit Menschen, die anpacken. Pflegen wir daher diese Stärken! Als UVEK-Vorsteher will ich meinen Teil dazu beitragen, indem ich mich für robuste Strassen- und Schienennetze engagiere, denn gute Infrastrukturen sind zentral für eine florierende Wirtschaft. Energiepolitik ist auch Wirtschaftspolitik. Was darf die Schweizer Wirtschaft von Ihrem Energieminister in den kommenden Jahren erwarten? Ich stehe dafür ein, dass wir genug Strom haben. Die Wirtschaft braucht ihn selbstverständlich für die Produktion von Gütern und für Dienstleistungen, aber die Schweiz insgesamt wird mehr Strom benötigen, weil wir die fossilen Energien schrittweise mit elektrischen Technologien ersetzen; so etwa bei den Heizungen und im Verkehr. Zur Herstellung dieses Stroms brauchen wir wiederum mehr einheimische erneuerbare Energien. Langfristig müssen wir zudem für alle Technologien offen sein. Was wünschen Sie sich für die Schweiz in den kommenden zehn Jahren? Ich wünsche mir eine Schweiz, die auch in Zukunft auf wirtschaftspolitisch gute Rahmenbedingungen setzt – das heisst auf eine möglichst tiefe Regelungsdichte und, im internationalen Vergleich, auf tiefe Steuern und Abgaben. Interview: Patrick Herr 18 Baselland Business

Zur Person Albert Rösti wurde am 7. Dezember 2022 von der Vereinigten Bundesversammlung in den Bundesrat gewählt. Am 1. Januar 2023 trat er sein Amt als Vorsteher des Eidgenössischen Departments für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) an. Der Kandersteger besuchte das Gymnasium in Thun und studierte Agronomie an der ETH Zürich. 1997 erlangte er den Doktortitel. 2001 und 2002 machte er einen Master of Business Administration (MBA) an der Universität Rochester in den USA. Beruflich war Rösti unter anderem als Landwirtschaftslehrer, Generalsekretär der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern und Direktor der Schweizer Milchproduzenten tätig. Ab 2013 führte er das «Büro Dr. Rösti», das Beratungen für Wirtschaft und Politik anbot. Zudem hatte er verschiedene Verwaltungsratsmandate inne und war in verschiedenen Verbänden aktiv. Rösti ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er wollte schon als Jugendlicher Politiker werden, liest man in den Porträts über den Sohn einer Bauernfamilie. «Mein Vater hat sich sehr für Politik interessiert und immer alles kommentiert», erzählte Rösti der Schweizer Illustrierten, «das hat mich geprägt.» Seine politische Karriere begann Rösti 2008 in der Exekutive von Uetendorf, wo er ab 2014 Gemeindepräsident war. 2011 wurde er in den Nationalrat gewählt, wo er sich vor allem für die Landwirtschaft, die Energiepolitik und die Beziehungen zur Europäischen Union einsetzte. Von 2016 bis 2020 war Rösti Präsident der SVP Schweiz. Albert Rösti gilt als pragmatischer und dialogbereiter Politiker, der auch bereit ist, Kompromisse einzugehen. Er pflegt einen respektvollen Umgang mit seinen politischen Gegnern und versucht, Brücken zu bauen. Er ist auch für seinen Humor und seine Bodenständigkeit bekannt und gilt als «gmögig». Was ihn jedoch nicht davon abhält, die Haltung seiner Partei in ruhigen Worten zu formulieren, aber hart in der Sache zu vertreten. Klare Position In seiner Position als Bundesrat hat er im März, nach 100 Tagen im Amt, auch klar umrissen, wie er sich seine Tätigkeit als Vorsteher des UVEK vorstellt. Dabei stehen drei Punkte im Vordergrund: • Erstens will ich eine sichere Energie- und insbesondere Stromversorgung forcieren, und zwar ganz ohne Scheuklappen. • Zweitens will ich Politik für unser ganzes Land machen, also für die Städte, die Agglomerationen, aber ganz bewusst auch für die ländlichen Regionen und die Berggebiete. • Und drittens will ich die Infrastrukturen in der ganzen Schweiz zum Wohle unseres Landes weiterentwickeln. Das alles sind klare Ansagen eines Politikers, der weiss, was er will. Man darf gespannt sein, was Bundesrat Albert Rösti am Tag der Wirtschaft dem Publikum sagen wird. Baselland Business 19

Standpunkt der Wirtschaft