Interview Jan-Egbert Sturm Der Arbeitsmarkt reagiert verzögert Jan-Egbert Sturm ist der Direktor der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Er ist Gast-Redner am Tag der Wirtschaft. Er wird zu den Themen Fachkräfte und Arbeitsmarkt sprechen. Adrian Jäggi Wir durchleben an vielen Fronten turbulente Zeiten. Stichworte sind Ukrainekrieg, Energieschock, Inflationsangst, Digitalisierung und Automatisierung. Wie passt es da, dass wir eine der tiefsten Arbeitslosenquoten der Geschichte haben? Dabei spielen vor allem demografische Faktoren eine wichtige Rolle. Immer mehr Menschen gehen in den wohlverdienten Ruhestand und immer weniger rücken nach. Dieses Phänomen hat sich während der Pandemie aufgestaut und ist in der seitherigen Erholungs- und Normalisierungsphase immer deutlicher zutage getreten. Hinzu kommt, und das ist auch im Zusammenhang mit der Pandemie zu sehen, dass wir zwei sehr gute Wirtschaftsjahre hinter uns haben. Die Industrie boomte und auch im Dienstleistungsbereich konnten die Konsumenten und Konsumentinnen wieder mehr Geld ausgeben. Erst in diesem Jahr schwächelt der Teil der Wirtschaft, der von der Auslandsnachfrage abhängig ist. Der Arbeitsmarkt reagiert mit Verzögerung. Der Fachkräftemangel in technischen Berufen, der Industrie und im Baugewerbe ist besonders hoch. Wie gibt man da am besten Gegensteuer? Das ist eine betriebswirtschaftliche Frage. Als Ökonom kann ich hier nur eine Metaperspektive einnehmen, die in der Regel bedeutet, dass mehr Energie und Aufwand betrieben werden muss, um Arbeitskräfte zu finden und zu halten. Die Alternativen sind mehr Digitalisierung und Automatisierung, und leider kann man nicht ausschliessen, dass dies auch dazu führt, dass einige Unternehmen an anderen Standorten investieren. Sie kennen den Schweizer Arbeitsmarkt aus dem Effeff. In der Nordwestschweiz sind die Voraussetzungen nicht dieselben wie in der Restschweiz. Wie gut oder wie schlecht steht in diesem Kontext das Baselbiet da? Der Wirtschaftsraum Basel ist seit Jahrzehnten stark durch die positive strukturelle Entwicklung der Pharmaindustrie geprägt. Dies wirkt sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Zur Person Jan-Egbert Sturm ist seit Oktober 2005 ordentlicher Professor für Angewandte Wirtschaftsforschung am Departement für Management, Technologie und Ökonomie (D-MTEC) der ETH Zürich und gleichzeitig Direktor der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Sturm ist Herausgeber des European Journal of Political Economy sowie Mitglied verschiedener Ausschüsse und Gremien in der Schweiz und im Ausland. Er studierte und promovierte an der Rijksuniversiteit Groningen. Von 2001 bis 2003 war er Abteilungsleiter des Bereichs Konjunktur und Finanzmärkte am Ifo Institut für Wirtschaftsforschung in München und hatte eine Professur für Volkswirtschaftlehre, mit Schwerpunkt Makroökonomie und Geldpolitik, am Center for Economic Studies (CES) der Volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München inne. 2003 wurde er zum Ordinarius für Volkswirtschaftlehre, Lehrstuhl für Monetäre Ökonomik offener Volkswirtschaften der Universität Konstanz (D) berufen und übernahm damit gleichzeitig die Leitung des TWI – Thurgauer Wirtschaftsinstituts an der Universität Konstanz in Kreuzlingen (CH). www.ethz.ch
Standortfaktor: Arbeitsmarkt Fachkräftemangel ist grösste Herausforderung Die Schweiz steht vor einer ernsten Herausforderung, da der Fachkräftemangel historische Ausmasse annimmt. Ende des letzten Jahres blieben 120 000 Stellen unbesetzt, die höchste Zahl seit 2003. Dieser Mangel wird durch die niedrigste Arbeitslosenquote in 20 Jahren noch verstärkt. Primäre Ursachen dafür sind struktureller Natur, einschliesslich der steigenden Lebenserwartung und der Pensionierung der «Baby-Boomer»- Generation. Die «Baselland Business»-Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als ihre grösste derzeitige Herausforderung, die die wirtschaftliche Entwicklung hemmt und das vorhandene Wachstumspotenzial einschränkt. Dieses Problem wird durch den gesellschaftlichen Wandel noch komplexer. Gleichzeitig tauchen Ideen der «Post-Wachstumsgesellschaft» auf, die eine bewusste Schrumpfung der Wirtschaft befürworten, um Menschen von Stress durch übermässige Arbeit zu entlasten. Diese Bewegung propagiert die Reduzierung der Arbeitszeit, die Förderung von Teilzeitarbeit und fordert einen vollen Lohn bei vier Tagen Arbeit. Solche wachstumsfeindlichen Ansichten sind nicht nur für Unternehmen gefährlich, weil sie das Arbeitsangebot verknappen. Sie bedeuten auch eine direkte Verringerung des Wohlstands und stellen die Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenhalts infrage. Daher ist es wichtig, Wege zu finden, um mehr Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und die Pensen in Teilzeitarbeit zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund fordern die Baselbieter Unternehmen Anreize zur Rentenaufbesserung für diejenigen, die länger im Arbeitsmarkt bleiben möchten, eine verstärkte Förderung der Einwanderung qualifizierter Fachkräfte, eine bessere Abstimmung der Angebote der Universitäten auf die Bedürfnisse der Wirtschaft, finanzielle und steuerliche Anreize für Vollzeitarbeit sowie die steuerliche Abzugsfähigkeit für die gesamten Kosten der Kinderbetreuung. Diese Massnahmen sollen dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu bewältigen, die Wirtschaft zu stärken und den sozialen Wohlstand in der Schweiz zu erhalten. Baselland Business 13
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