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Baselland Business 2/2023 Deutsch

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Wirtschaftsguide für die Region Basel-Landschaft in deutscher und englischer Sprache

Beatrice Weder di Mauro

Beatrice Weder di Mauro Beatrice Weder di Mauro ist Präsidentin des CEPR, dem führenden europäischen Netzwerk akademischer Ökonomen, Professorin für Internationale Wirtschaft am Graduate Institute of International and Development Studies/IHEID in Genf und Forschungsprofessorin sowie Distinguished Fellow am Emerging Markets Institute des INSEAD. Von 2001 bis 2018 hatte sie den Lehrstuhl für Internationale Makroökonomie an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz inne. Von 2004 bis 2012 war sie Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Zuvor war sie an der Universität Basel und dem Internationalen Währungsfonds tätig und hatte Gastaufenthalte an der Harvard University, dem National Bureau of Economic Research und der United Nations University in Tokio. Sie war als Beraterin für Regierungen, internationale Organisationen und Zentralbanken tätig. Derzeit ist sie unabhängiges Mitglied des Verwaltungsrats von Bombardier, UBS und Bosch und Senior Research Fellow am Asian Bureau of Finance and Economic Research (ABFER) in Singapur, Mitglied des ETH- Stiftungsrats in Zürich und der Bellagio Group. www.cepr.org www.graduateinstitute.ch www.insead.edu www.ethz.ch 10 Baselland Business

Standortfaktor: Ökonomische Faktoren Der Staat soll mehr Aufgaben auslagern Die öffentliche Verwaltung in der Schweiz wächst rapide und überschreitet inzwischen die Privatwirtschaft in puncto Wachstumsrate. Dies stellt nicht nur eine finanzielle Belastung für die Staatskasse dar, sondern beeinträchtigt auch die KMU-Wirtschaft. Die ständige Expansion der Verwaltung basiert zwar meist auf der ständigen Einführung neuer Regulierungen. Das macht es aber nicht besser. Denn mehr Personen bedeuten mehr Spezialisierung, mehr Schnittstellen und somit mehr Komplexität. Mit dieser Entwicklung einhergeht das Erfordernis nach immer besser qualifizierterem Personal. Auch die staatlichen Rekrutierungsstellen spüren den ausgetrockneten Arbeitsmarkt, sie verfügen jedoch über ganz andere Möglichkeiten. Und die werden mit teils übertriebenen Kompensationsmodellen wahrgenommen: Spätestens hier wird der Staat nicht nur schwerfällig im Agieren, sondern tritt in direkte Konkurrenz zu den KMU. Die Rückmeldungen der «Baselland Business»-Unternehmen zeigen deutlich, wie die Ausweitung der Staatsaufgaben als zunehmendes Problem wahrgenommen wird. Bemühungen, diesem Wachstum zu entgegnen, sind aber nicht wahrzunehmen. Es fehlt bislang der politische Wille, dies zu ändern, wodurch das Parkinsonsche Gesetz freie Fahrt aufnehmen kann: «Die Arbeit dehnt sich aus, um die verfügbare Zeit auszufüllen.» In den Ämtern überwiegen spezialisierte Sachkompetenzen, während der gesunde Menschenverstand vernachlässigt wird. Dies führt zur Schaffung immer neuer Stellen zur Beseitigung vermeintlicher Lücken. Ein Weg aus dieser negativen Wachstumsspirale heraus ist nicht einfach. Einerseits muss die Legislative die eigene Regulierungswut verkleinern. Andererseits gibt es aber auch den bewährten Ansatz, wonach nicht jede neue Aufgabe im schwerfälligen Staatsgebilde erledigt werden muss. Es braucht den Mut, vermehrt Aufgaben auszulagern. Mit Ausschreibungen und klar definierten Leistungserwartungen entsteht ein Wettbewerb um Preis und Qualität, der dem Ganzen dienlich ist. Auch können Staatsaufgaben, die überholt sind, einfacher wegfallen. Man schreibt einfach nicht mehr aus. Eine konsequente Ausrichtung auf eine Auslagerung von Staatsaufgaben, wo das möglich ist, würde sicher helfen, die Flexibilität zu erhöhen und die Ausgaben des Staatswesens zu senken. Die Digitalisierung bietet diesbezüglich ganz neue Möglichkeiten, die nur zusammen mit der Innovationskraft und der Digitalisierungskompetenz der Privaten ihre volle Wirkung erzielen kann. Mit Blick auf die staatliche Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist die Politik gefordert. Eine Idee aus den vielen Gesprächen mit den «Baselland Business»- Unternehmen ist die Schaffung eines KMU- Lohn-Index, der dem Staat als Referenz und Leitplanke für die Entlohnung von Staats- und Kantons-Angestellten dienen soll. So würde das ungute Gefühl wegfallen, dass der Staat mit dem eigenen Steuergeld die dringend benötigten Mitarbeitenden wegschnappt. Wie auch immer die Massnahmen aussehen mögen, eine Verschlankung, Entbürokratisierung und Modernisierung des Staatswesens tut Not. Eine diesbezügliche Kraftanstrengung ist für einen nachhaltig attraktiven Wirtschaftsstandort Baselland dringend nötig. Baselland Business 11

Standpunkt der Wirtschaft