Nachhaltige Fischzucht Frischer Fisch aus Birsfelden Beim Schweizer Fisch gibt es viel Potenzial für Nachhaltigkeit. Anstatt zu importieren, kann Fisch auch in Aquakulturen gezüchtet werden. Die Migros hat vor zwei Jahren so eine Anlage in unserer Region eröffnet. Patrick Herr Die Nachfrage nach Fisch aus Schweizer Gewässern steigt seit Jahren stetig. Und gleichzeitig soll dieser Fisch auch aus nachhaltiger Produktion kommen. Demgegenüber steht die Tatsache, dass die Schweizer Gewässer zu sauber sind und den Fischen zu wenig Nährstoffe bieten. Die Folge: In den Netzen bleibt weniger hängen, denn der Fischbestand sinkt und es muss immer mehr Fisch importiert werden. Fast alle Fische und Meeresfrüchte, die auf Schweizer Tellern landen, werden importiert. 2021 wurden laut dem Statistik-Portal Statista 76 400 Tonnen aus dem Ausland eingeführt. Das ist nicht nachhaltig und das ist auch nicht, was die Konsumenten wünschen. Was also tun? Die Migros hat vor zwei Jahren eine ebenso ungewöhnliche wie nachhaltige Lösung gefunden. Sie hat in Birsfelden begonnen, selber Fische zu züchten. Das Ziel ist, ganzjährig Fisch aus nachhaltigen Quellen zu produzieren, mit einem möglichst kleinen ökologischen Fussabdruck. Die Aquakulturanlage wurde im September 2020 in Betrieb genommen, nach insgesamt fünf Jahre Planungsarbeit. Die Migros bezeichnete diese anlässlich der Eröffnung als Pionierprojekt. In der Aquakultur Birsfelden werden Felchen produziert. Migros-Sprecher Patrick Stöpper: «2021 konnten wir leider etwa erst 30 Tonnen ernten. Die Werte für 2022 werden sich auf vergleichbarem Niveau bewegen. Zukünftig planen wir mit 240 Tonnen Biomasse pro Jahr, was mit einer angestrebten Ausbeute von 50 Prozent 120 Tonnen Felchenfilets ergeben wird.» 36 Becken für tausende Fische Im Untergeschoss von Swiss Aqua stehen 36 Becken und in jedem schwimmen mehrere tausend Fische. Dank dieser Kreislaufanlage kommen wieder mehr Schweizer Felchen aus heimischer Zucht. Von da, wo die Konsumenten daheim sind. Lange Transportwege können so vermieden werden. Aber nicht nur das. Dank dieser Kreislaufanlagen können ein gesunder Bestand und Produktquali- 40 Baselland Business
Die Aquakulturanlage liegt im Untergeschoss eines Industriegebäudes der Migros-Tochter Delica in Birsfelden. FOTO: MIGROS tät sichergestellt werden. Ein ausgeklügeltes System garantiert zudem einen schonenden Umgang und eine optimale Nutzung natürlicher Ressourcen wie Wasser, Wärme und Platz, erklärt die Migros. Die Becken in Birsfelden sind so konstruiert, dass sie selbstreinigend sind. Das Wasser wird laufend von Feststoffen und gelösten Stoffen gereinigt und abgeführt. In Trommelfiltern werden alle festen Materialien aus dem Wasser entfernt. Das Wasser mit den gelösten Verunreinigungen kommt anschliessend in einen Biofilter, wo es durch Bakterien gereinigt wird. Die Migros setzt ausschliesslich Fische aus eigener Zucht ein. Die Fische werden in Ostdeutschland in einer Zuchtanlage, die zu Migros Industries gehört, reproduziert und aufgezogen. Sie werden in einer kontrollierten Umgebung reproduziert, sodass die natürlichen Bestände nicht bedroht werden, betont die Migros. Nach vier bis sechs Monaten kommen die Tiere nach Birsfelden in die grossen, blubbernden Becken. Hier sind sie, wie in der Natur, in Schwärmen unterwegs, erhalten laufend Frischwasser und bewegen sich in optimalen Temperatur- und Sauerstoffbedingungen. So erreichen sie nach weiteren drei bis vier Monaten ihr Zielgewicht von rund 300 Gramm. Und wenn es so weit ist, werden die Fische schliesslich auch vor Ort verarbeitet. Die Felche ist anspruchsvoll Der Aufbau der Aquakultur von Felchen gestaltet sich herausfordernd, sagt Migros-Sprecher Patrick Stöpper: «Die Felche ist eine Diva und die Zucht entsprechend anspruchsvoll, was auch Auswirkungen auf die Produktion hatte, welche zum Teil unter den Erwartungen blieb. Mittlerweile sind wir aber sehr zufrieden und können die geplanten Mengen erzeugen. Wir sind nach wie vor überzeugt von unserem Konzept, haben die Weichen gestellt und sind auf Kurs.». Die Resonanz der Kundschaft sei durchwegs positiv, stellt die Migros fest: «Kürzlich hatten wir eine Aktion mit unseren Felchen in der Migros und waren vom Absatz überwältigt: Der gesamte Fisch wurde verkauft und wir hätten noch viel mehr verkaufen können.» Baselland Business 41
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