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Baselland Business 2/2022 Deutsch / Special Nachhaltigkeit

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Wirtschaftsguide für die Region Basel-Landschaft in deutscher und englischer Sprache

European Food Trends

European Food Trends Report Die grosse Verstrickung Wie ernährt sich die Menschheit heute und morgen? Der European Food Trends Report des Gottlieb Duttweiler Instituts befasst sich mit diesem existenziellen Thema. Christine Schäfer* Ausgelaugte Böden, multiresistente Keime, umgekippte Gewässer: Das ist längst keine Dystopie mehr, sondern eine Schattenseite der industriellen Landschaft – bedrohlich für die Lebensmittelversorgung. Eine Versorgung, die bereits wegen Klimawandel und globalen Konflikten unter Druck ist. Kehrt gar der Hunger zurück? Oder wird uns mit modernen Technologien wie der Herstellung von Laborfleisch, digitaler Präzisionslandwirtschaft, vertikalen Farmen, genetisch veränderten, robusteren Sorten und einer nachhaltigeren wie gerechteren Landwirtschaft die Trendumkehr gelingen? Der Mensch als Ökosystem Dass sich die Umwelt um uns herum erholen kann, ist in unserem ureigenen Interesse: nicht nur, weil wir von ihren Ressourcen abhängig sind, sondern auch, weil wir selbst ein Teil dieser Natur sind – und zwar in einem viel grösseren Ausmass, als wir das bisher angenommen haben. Auch der Mensch mit seinen vielen Billionen Mikroben ist ein Ökosystem. Sie wohnen in den Därmen, kleben in den Schleimhäuten, leben auf der Haut. Ohne sie sind wir nichts – oder viel weniger, bestimmt aber nicht überlebensfähig. Diese Bakterien und Pilze bestimmen nämlich nicht nur unseren Stoffwechsel. Vielmehr beeinflussen sie auch unsere Gesundheit. Mehr noch: Die Urlebewesen, die schon lange vor uns auf diesem Planeten waren, stehen in direkter Verbindung zu unserem Gehirn und können so auch unsere Launen, unser Wesen beeinflussen. Wir können nicht genau sagen, wo der Mensch aufhört und die Mikrobe anfängt. Wir sind verwoben. Damit wird unser Selbstverständnis, das lange Zeit auf einer Trennung von Körper und Geist, von Mensch und Natur beruhte, auf die Probe gestellt. Entwicklungen in der modernen Gentechnologie, der synthetischen Biologie, aber auch neue Technologien in der Lebensmittelproduktion zeigen zudem, dass auch die Grenze zwischen Biologie und Technik zunehmend verschwimmt. Mit der Erforschung des Mikrobioms haben wir einen mächtigen Schlüssel zu unserem Wohlergehen und unserer Gesundheit gefunden. Welche Mikroben sich bei uns zu Hause fühlen, hat mit unserem Kontakt zur Umwelt, mit unserem Verhalten, aber natürlich vor allem mit unserer Ernährung zu tun. Schliesslich nehmen wir mit jeder Mahlzeit ein bisschen «Umwelt» in uns auf. Die «Inwelt»-Zerstörung Dadurch spiegelt sich in unserem Innern das Aussen. So wie der Artenreichtum um uns herum zurückgeht, so schrumpft auch die Vielfalt in unserem Mikrobiom. Heute besitzen Menschen in industrialisierten Gegenden nur noch halb so viele Mikrobenarten wie Menschen, die kaum mit der westlichen Zivilisation in Berührung gekommen sind. Es gibt neben der Umweltzerstörung also auch eine «Inwelt»- Zerstörung. Sie wird von Mikrobiologinnen und -biologen mit vielen Zivilisationskrankheiten und modernen Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. In einer Welt, die verstrickt ist, müssen wir in Zusammenhängen denken, wenn wir Hunger, Krankheit und Umweltzerstörung gleichzeitig bekämpfen wollen. Damit wir die wachsende Weltbevölkerung gesund ernähren und dabei die Ökosysteme um uns herum und in uns drin erhalten oder gar wiederbeleben können. Mehr zum Thema erfahren Sie im aktuellen «European Food Trends Report» des Gottlieb Duttweiler Instituts, der online kostenfrei bezogen werden kann. *Researcher Gottlieb Duttweiler Institut (Gastbeitrag) 38 Baselland Business

CO₂ 6% 19% Food Waste ist für 6% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. 1% Heute ist 1% der Welt eine kaum bewohnbare Hochtemperaturzone. Bis 2070 könnte sich dieser Anteil auf 19% erhöhen. Zwischen 720 und 811 Millionen Menschen auf der Welt waren im Jahr 2020 von Hunger betroffen. Rund 660 Millionen Menschen könnten 2030 immer noch Hunger leiden, was zum Teil auf die anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zurückzuführen ist. 70 Prozent des weltweit abgezweigten Süsswassers wird für die Landwirtschaft verwendet. Baselland Business 39

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