Interview Thomas Kübler Salina Raurica: Sistierung soll beendet werden Thomas Kübler ist seit 2016 Leiter der Standortförderung Baselland. Diese unterstützt und berät Firmen bei der Areal- und Immobiliensuche, bei Gründungen sowie bei Wirtschafts- und Standortfragen. Im Interview äussert sich Kübler zu den aktuellen Rahmenbedingungen im Baselbiet. Interview: Daniel Schaub BL Business: Herr Kübler, das Jahr 2022 ist ein sehr bewegtes, das auch starke Einflüsse auf die Unternehmen ausübt. Inwiefern beeinflussen diese aktuellen Schwierigkeiten die Standortförderung Baselland? Die Kontakte mit den Unternehmungen zeigen die Unsicherheiten bezüglich der weltweiten Konjunkturlage, der geopolitischen Risiken, der Lieferkettenengpässe und seit einigen Monaten auch der Energiemangellage und aktuell der Energiepreisentwicklung auf. Das Gros der Unternehmungen hat trotz dieser Rahmenbedingungen bislang einen sehr guten Jahresverlauf erlebt. Welche Erfolgsmeldungen können Sie für das Jahr 2022 diesbezüglich besonders hervorheben? Die Nachfrage nach Räumlichkeiten und Arealen für die Unternehmensentwicklung ist weiterhin hoch. Wir stellen eine anhaltend positive Dynamik bei den Entwicklungsarealen in Arlesheim, Allschwil oder auch im Raum Pratteln fest. Im Arlesheimer Schorenareal von «uptownBasel» ist sie sehr hoch. Es ist fantastisch, zu sehen, was dort aufgebaut wird und wie der Standort weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wird. Ähnliches gilt für den Switzerland Innovation Park und die gesamte Entwicklung im Bachgrabengebiet und im Areal BaseLink. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei der Ansiedlung von neuen Unternehmen im Baselbiet? Das Thema ist und wird immer wichtiger – und zwar bei allen drei Pfeilern der Nachhaltigkeit. Unternehmerisch muss die Ansiedlung oder Firmenentwicklung ohnehin auf lange Frist erfolgreich sein. Die soziale Nachhaltigkeit steht bei unternehmerischem Handeln weit oben auf der Prioritätenliste. Der sich akzentuierende Fachkräftemangel verstärkt diesen Prozess weiter. Die Mitarbeitenden wollen sich mit den Werten des Unternehmens identifizieren können und hinterfragen bei den Bewerbungsgesprächen das Handeln der potenziellen Arbeitgebenden kritisch. Auch die ökologische Nachhaltigkeit ist aus unternehmerischem Handeln nicht mehr wegzudenken. Das Areal, auf dem ein Projekt realisiert werden soll, der ökologische Fussabdruck der Lieferanten und Transportmedien, der eigene Produktionsprozess, die nachhaltige und ökologische Energieversorgung – kein 30 Baselland Business
Projekt verzichtet heute mehr auf die Sicherstellung all dieser Punkte. Welche Entwicklungsprojekte im Baselbiet kommen in den nächsten Jahren auf Sie zu. Wo setzen Sie Schwerpunkte? Die bereits mehrfach angesprochenen Arealentwicklungen in Allschwil und in Arlesheim werden fortgesetzt, dazu stehen Entwicklungen in der Chuenimatt in Pratteln an. In den Vordergrund rücken auch andere Areale, die nun bereitstehen: Zusammen mit der Gemeinde Birsfelden und den Schweizerischen Rheinhäfen sind wir daran, den Hafen Birsfelden – eines unserer grössten Industriegebiete – im oben genannten nachhaltigen Sinn zu entwickeln und die Voraussetzungen zu schaffen, damit die Nutzung voranschreiten kann. In Liestal beschäftigt sich die Stadt intensiv mit der wirtschaftlichen Neupositionierung, die sie mit einer Arealentwicklung an der Rheinstrasse verbinden will. Der Gesundheitshub Liestal dürfte sehr grosses Potenzial für Liestal und den Kanton bieten. In Laufen steht der Wiederaufbau des Brandplatzes an der Wahlenstrasse an. Ein Areal von rund 50 000 Quadratmetern kommt so wieder auf den Markt. Im Oberbaselbiet sollen die Impulse durch die Inbetriebnahme der neuen Waldenburgerbahn genutzt werden. Weitere Verkehrsprojekte wie der Zubringer Bachgraben-Allschwil, die trinationale S-Bahn-Erschliessung mit der geplanten Haltestelle Morgartenring, der SBB-Doppelspurausbau Basel–Delémont und der neue Rheintunnel begleiten die Arealentwicklungen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten. Wie steht es um das Areal Salina Raurica, das kürzlich aufgrund eines Standortentscheides der Firma Bachem, die nun ins Fricktal expandiert, in die Diskussion gekommen ist? Die Verfügbarkeit einer entsprechend geeigneten Parzelle bildete keinen Ausschlussgrund für den Entscheid der Bachem. Wir waren mit einem sehr guten Areal bis zum Schluss mit dabei und die Evaluation der beiden letzten Standorte ist dann zugunsten des Fricktals ausgegangenen – und wir freuen uns, dass Bachem nicht nur aktuell über 500 Millionen Franken in Bubendorf investiert, sondern weitere Projekte in der Region Nordwestschweiz umsetzen wird. Es gilt nun, die Sistierung der Planungsarbeiten von Salina Raurica nach dem Nein zur Tramverlängerung zu beenden und dieses Areal endlich der wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Welche Stolpersteine, aber auch welche Möglichkeiten und Perspektiven sehen Sie für das Areal denn aus Sicht des Kantons? Die Vorbereitungsarbeiten für die Nutzung kamen vor der Abstimmung für die Tramverlängerung gut voran. Nach der Abstimmung wurden die Planungsarbeiten sistiert. Wir sind sehr daran interessiert, dass diese Sistierung demnächst beendet wird. Für das Areal sehen wir aufgrund seiner Verkehrsanbindung und seiner Lage sehr gute Potenziale und damit durchaus Möglichkeiten, dass es sich zu einem Ausgangspunkt und Hub für IT, E-Mobilität und High-Tech-Zulieferbetrieben entwickeln kann. Das haben wir seinerzeit zusammen mit den Eigentümern, den Wirtschaftsverbänden und externen Experten so erarbeitet und in den Projektwettbewerb eingebracht. Sie haben das stark prosperierende Gebiet Bachgraben in Allschwil schon erwähnt – dort kommt der Infrastrukturbau der Bautätigkeit der Unternehmen kaum hinterher. Wie ist das zeitnah zu lösen? Der Vergleich der beiden Areale zeigt einen spannenden Gegensatz auf: In Salina Raurica sollte die Verkehrsinfrastruktur zuerst erstellt werden und die wirtschaftliche Entwicklung folgen. Im Bachgrabengebiet ist die wirtschaftliche Entwicklung viel schneller vorangeschritten als die Infrastrukturentwicklung. Mit dem Zubringer Bachgraben (Zuba), den Tramplänen und dem Anschluss des Bachgrabengebiets an das trinationale S-Bahnsystem über die neue Haltestelle Morgartenring haben wir aber gewichtige und potente Lösungen an der Hand. Dazu kommt, dass zahlreiche neue zugezogene Unternehmen bereits heute ein betriebseigenes Mobilitätsmanagement in Betrieb haben, das ihre Anfälligkeit auf hohe Verkehrsaufkommen deutlich reduziert. Kanton und Gemeinde sind mit den Betrieben vor Ort in engem Kontakt und haben bereits zwei Workshops zum Thema Mobilitätsmanagement durchgeführt und Ideen und Ansätze zur Linderung der Problematik ausgearbeitet. Wir möchten uns gerne in ein Gespräch mit einem Unternehmen versetzen, das sich für eine Ansiedlung in der Schweiz interessiert. Mit welchen Hauptargumenten machen Sie dem CEO das Baselbiet schmackhaft? Mit der Standortwahl für das Baselbiet wird Ihre Unternehmung Teil einer der innovativsten Regionen Europas, ja der Welt. Sie finden hier ein ausgesprochen anregendes Ökosystem vor mit zahlreichen Firmen, Zulieferbetrieben und Kunden. Die Infrastruktur ist hervorragend ausgebaut, die Arbeitskräfte sind bestens ausgebildet und engagiert, die Wege zur Politik und Verwaltung sind kurz und das Baselbiet ist zudem ein ausgesprochen schöner Ort zum Leben. www.economy-bl.ch Baselland Business 31
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