Wie wird ein ZEV gebildet? Für die Gründung eines ZEV gibt es folgende Voraussetzungen: Die selbst erzeugte Energie muss mindestens zehn Prozent der vor Ort benötigten Energie (der Anschlussleistung) betragen. Zusammenschliessen können sich mehrere Grundeigentümer in unmittelbarer Nähe der Energie produzierenden Anlage. Oder die Eigentümer geben die Energie an die Mieterinnen und Mieter vor Ort weiter. Diese haben jedoch die freie Wahl: Sie können dem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch beitreten oder sich weiterhin durch einen Netzbetreiber versorgen lassen. Zu einem späteren Zeitpunkt kann die Mietpartei nur dann aus der Eigenversorgung aussteigen, wenn der Eigentümer seiner Grundversorgungspflicht nicht zufriedenstellend nachgekommen ist. Dies gilt übrigens auch bei einem Mieterwechsel. erhalten. Da wir bemerkt haben, dass Primeo ein grosses Know-how in dem Bereich hat und ebenfalls zukunftsgerichtet denkt, haben wir uns für den Ausbau unserer Partnerschaft entschieden. Wir sind mit Primeo Energie ein Contracting eingegangen. Sprich: Wir vermieten das Dach langfristig an Primeo, um die Anlage zu betreiben. Im Gegenzug hat Primeo die ganze Investition für die Solaranlage getätigt und unterhält diese während der vereinbarten Laufzeit. Wir sind aber weiterhin auf Netzstrom angewiesen, da wir keinen Stromspeicher für Solarstrom haben.» Contracting mit Primeo Der Aufwand für das Unternehmen hielt sich in Grenzen. Dank dem Contracting habe man ausser dem Zeitaufwand praktisch keine Investitionen tätigen müssen und konnte sich so auf das Kerngeschäft konzentrieren. Primeo hat auch in den Bau von Elektroladestationen für Autos im betriebseigenen Parkhaus sowie in eine Schnellladestation für Autos und LKWs auf dem Firmenareal investiert, wie Fabian Felix ausführt. Das Angebot werde von den Mitarbeitenden sowie den Mietparteien sehr geschätzt. Auf Seiten von Primeo Energie war Robert Bösiger (Verkauf ZEV & Arealnetze) für das Projekt und die Zusammenarbeit mit Felix Transport zuständig: «Wir betreiben das ZEV-Arealnetz und rechnen sowohl den Solar- als auch den Netzstrom an alle Nutzenden ab. Die KMU- Kunden haben dabei zwei Stromtarife – einen Solartarif, der maximal 80 Prozent des Grundversorgungstarifs oder des Marktpreises beträgt, plus den Stromtarif für den Bezug aus dem öffentlichen Netz. Gleichzeitig werden via App und online Solarproduktion, Verbräuche und Eigenverbrauchsanteil in Echtzeit visualisiert.» Viele Unternehmen übernehmen solche Messdaten und zeigen ihre Solarproduktion auf ihrer Website oder via Bildschirm am Empfang, wie Robert Bösiger erklärt, was auch einen PR-Effekt hat: Tue Gutes und sprich darüber. Die Vorteile einer solchen Anlage liegen auf der Hand. Robert Bösiger fasst es so zusammen: «Die ZEV- Teilnehmer erhalten günstigen Solarstrom, ohne selbst in eine PVA investieren zu müssen. Je höher der Eigenverbrauch an Solarstrom ist, desto günstiger der ZEV-Strompreis. Zudem handelt es sich beim Solarstrom um 100-prozentigen Grünstrom erster Güte.» Steigende Nachfrage Die Nachfrage nach solchen Lösungen steigt, heisst es seitens Primeo, und zwar steigt sie exponentiell. Will sagen: Die Kurve zeigt steil nach oben. Aber wie lange dauert es vom Entscheid bis zur Inbetriebnahme? Robert Bösiger: «Angesichts steigender Strompreise, höherer Netzkosten und, ganz aktuell, der Diskussion um Stromknappheit, haben sich die Entscheidungsfristen der Unternehmen merklich verkürzt, weil letztlich alle gewinnen – die Investoren, die ZEV-Teilnehmenden und die Umwelt. Was uns momentan mehr zu schaffen macht, ist die Verfügbarkeit der Komponenten. Wer sich heute für eine Eigenverbrauchsoptimierung oder einen ZEV entscheidet, muss Wartezeiten bei Projektierung und Verfügbarkeit der Photovoltaikanlage und der Steuerungselemente in Kauf nehmen.» Die Anlage bei Felix Transport in Arlesheim läuft bereits – und man ist mit ihr sehr zufrieden, wie Fabian Felix erzählt: «Wir haben sicherlich zum richtigen Zeitpunkt den Entscheid für den Bau der Solaranlage getroffen. Kunden und Partnerfirmen fragen uns auch immer wieder zu Details der Umsetzung und nach Tipps. Das zeigt, dass das Strom- und Solarthema allen Unternehmern unter den Nägeln brennt.» Mehr Unabhängigkeit Der Geschäftsführer spricht wohl stellvertretend für alle Beteiligten, wenn er sagt, er würde den Bau einer Solaranlage wärmstens empfehlen. Nicht nur, weil der Schutz der Umwelt bei Felix Transport schon seit jeher fest im Unter- 18 Baselland Business
Die Anlage in Arlesheim produziert 376 000 Kilowattstunden Strom. Damit können gegen 60 Prozent des gesamten jährlichen Strombedarfs des Gesamtareals mit eigener Solarenergie gedeckt werden. BILD: FELIX TRANSPORT AG nehmensleitbild verankert ist und in den letzten Jahren zusätzlich an Wichtigkeit gewonnen habe. Sondern auch, weil es «meines Erachtens gerade für grössere Strombezüger Sinn macht, eine Solaranlage zu errichten», wie Fabian Felix ausführt. «So muss der kostenintensive Netzausbau nicht in gleichem Masse vorangetrieben werden und man wird ein Stück weit unabhängiger.» Und zu den praktischen und pekuniären Argumenten kommt auch ein emotionales Argument. «Es macht Freude, wenn man weiss, dass man einen Grossteil des benutzten Stroms selber auf dem Dach produziert hat.» www.primeo-energie.ch Funktioniert ein ZEV auch über mehrere Grundstücke? Auf jeden Fall! Ausschlaggebend ist lediglich, dass die selbst produzierte Energie vor Ort genutzt wird und das Netz des Verteilnetzbetreibers nicht dazwischengeschaltet ist. Die Angabe «vor Ort» ist dabei klar definiert als • zusammenhängende Grundstücke, von denen mindestens eines an das Grundstück grenzt, auf dem die Produktionsanlage steht • Grundstücke, die nur durch eine Strasse, ein Eisenbahntrasse oder ein Fliessgewässer voneinander getrennt sind – wenn die jeweiligen Grundeigentümerinnen oder -eigentümer zustimmten. Baselland Business 19
Laden...
Laden...
Laden...
Wirtschaftskammer Baselland
Haus der Wirtschaft
Hardstrasse 1
4133 Pratteln