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Standpunkt – das magazin 2019

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48 standpunkt -

48 standpunkt - das magazin Erfolgsfaktor Mensch Neue Ansätze sind heute erforderlich Das Konzept Holacracy kann die Leistungsfähigkeit der Organisation sowie deren Attraktivität für Mitarbeitende merklich steigern. Dies sagt Patrick Gross, Geschäftsführer der IWF Web Solutions, anderthalb Jahre nach der Einführung von Holacracy bei der Wirtschaftskammer-Tochter. Patrick Gross, Geschäftsführer der Wirtschaftskammertochter IWF Web Solutions, setzt seit rund zwei Jahren auf das Konzept Holacracy mit grossem Erfolg.

Haus der Wirtschaft 49 «Um den Menschen als Erfolgsfaktor in Position zu bringen und sein Potenzial voll zu nutzen, sind neue Ansätze in der Firmenführung erforderlich. Klassische Organisationsformen genügen den Anforderungen von Kunden und Mitarbeitern nicht mehr. Mit diesen Gedanken beschäftigte sich die IWF Web Solutions fast das ganze Jahr 2017. Die Ausgangslage war, dass es immer herausfordernder wurde, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Die Motivation der Kandidierenden und der Mitarbeitenden war zwar in der Regel gut, aber es gelang leider oftmals nur im Ansatz, überdurchschnittliche Leistungen abzurufen oder brachliegende Skills zu aktivieren. Darüber hinaus steigen in unserer Branche die Anforderungen der Kunden ständig, was zusätzliche Flexibilität und Kapazitäten verlangt. Ziel des Anpassungsprozesses war vor diesem Hintergrund, das Beste aus der alten hierarchischen Welt zu übernehmen und zeitgleich Leistungsfähigkeit, Motivation, Kreativität und Innovationfähigkeit der Mitarbeitenden zu erhöhen, um deren Potenziale besser zu nutzen und zu fördern. Holacracy statt Hierarchie Nach langen Diskussionen entschied die IWF Web Solutions Ende 2017, dass wir in einer ersten Phase unsere Wertschöpfungsprozesse in eine selbstorganisierte Organisation überführen. Seit Januar 2018 haben wir nun Teile eines Konzepts namens Holacracy umgesetzt. Holacracy wählt für die Unternehmensentwicklung einen evolutionären, basisdemokratischen Ansatz und kennt keine hierarchische Führungsstruktur. Die Unternehmung verfügt stattdessen über eine eigene Vision und ein Mission Statement. Beide gehen weit über die reine Gewinnerzielung hinaus. Domänen statt Abteilungen Statt in Abteilungen wird nun in sogenannten Domänen gearbeitet. Dort erfüllen die Mitarbeitenden ihre Rollen mit umfassend beschriebenen Aufgaben. Diese werden in klar definierten Vereinbarungen festgehalten. Wer in der IWF Web Solutions für einen Prozess, eine Vereinbarung oder Domäne einsteht, darf auch über die entsprechende Struktur bestimmen. Die Domänen, Vereinbarungen und Rollen werden über einen kollektiven sogenannten Governance-Prozess regelmässig neu definiert. Dadurch werden sie den ständig ändernden Anforderungen des Unternehmens angepasst. Mehr Disziplin erforderlich Wie sehen die Erfahrungen in der Umsetzung aus? Um ganz ehrlich zu sein: Die ersten vier bis sechs Monate waren für alle herausfordernd. Es zeigte sich, dass es gewohnter ist, in einer klassischen Organisationsform zu arbeiten als in einer Selbstorganisation. Denn Selbstorganisation erfordert eine höhere Verbindlichkeit und mehr Disziplin und zwar von allen Beteiligten. Dazu zählen jene, die sich selbst organisieren müssen, und jene, die Selbstorganisation in voller Konsequenz einfordern und zulassen. Doch bereits nach einem guten halben Jahr stellten sich die Erfolge ein, die Produktivität stieg und wir fingen an, erheblich Zeit zu sparen und massive Erfolge einzufahren. Heute, rund anderthalb Jahre nach Beginn des Experiments, ist die IWF Web Solutions leistungsfähiger; unsere Innovationsfähigkeit ist gestiegen und als Arbeitgeber ist die Organisation attraktiver geworden. Dabei konnten wir die Administration erst noch massiv reduzieren. Für Millenials attraktiv Fazit: Die Selbstorganisation kann mitunter anstrengend sein. Und sie muss auch nicht zwingend für alle Unternehmen die zielführendste Organisationsform darstellen. Aber sie wird immer wichtiger und eröffnet viele neue Möglichkeiten in einer sich immer schneller verändernden Welt. Je schneller und komplexer unsere Umwelt wird, desto wichtiger wird der Einsatz solcher einfachen Konzepte. Gerade junge Menschen » der Generation Y (Millenials) identifizieren sich stark mit der Kultur und den Werten, die eine selbstorganisierte Organisation vertritt und einfordert. Sie schätzen es, als Erfolgsfaktor Mensch ernstgenommen zu werden. Patrick Gross Telefon 061 927 68 47 E-Mail: p.gross@iwf.ch Web: www.iwf.ch/web-solutions

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