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Standpunkt 492, 08.11.2019

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4 | Standpunkt der Wirtschaft BERUFSSCHAU 8. November 2019 TAG DER BERUFSBILDUNG – Die Wirtschaftskammer erntete viel Lob für die Organisation der Berufsschau. Staat und Wirtschaft dürften in der Förderung und im weiteren Ausbau des dualen Berufsbildungssystem nicht nachlassen, hiess es am Tag der Berufsbildung. Berufsbildung: Taktgeber der Arbeitswelt Andreas Schneider, Präsident der Wirtschaftskammer Baselland, begrüsste die zahlreichen Gäste aus Politik, kantonaler Verwaltung, Sozialpartnerschaft und Baselbieter KMU-Wirtschaft zum offiziellen Tag der Berufsbildung. «Mit der diesjährigen Berufsschau, der bislang grössten ihrer Art, ist eine logistische Höchstleistung verbunden», sagte Schneider. Dafür gebühre den Ausstellungsmachern, allen voran dem langjährigen Projekt-Verantwortlichen Urs Berger, Leiter Berufs- und Weiterbildung sowie stv. Direktor der Wirtschaftskammer Baselland, ein ganz grosses Dankeschön. Der Aufruf wurde mit einem herzlichen Applaus der Gäste quittiert. Schneider dankte auch allen Ausstellenden und insbesondere den verschiedenen Partnern in der Berufs bildung – vor allem dem Kanton Basel-Landschaft. Das duale Berufsbildungssystem sei eine klassische Verbundsaufgabe zwischen Staat und Wirtschaft, und im Baselbiet sei dies seit Jahrzehnten eine beispielhafte Erfolgsgeschichte, sagte der Wirtschaftskammerpräsident. Gast am Tag der Berufsbildung war auch Regierungsrat Thomas Weber (4. von links). Bilder: mwb Grundlage eines jeden Staates Für Landratspräsident Peter Riebli stellt dieses Zitat des griechischen Philosophen Diogenes eine «uralte Wahrheit» dar, die nichts an Aktualität verloren habe und an der Berufsschau auf sehr eindrückliche Weise veranschaulicht werde: «Die Grundlage eines jeden Staates ist die Ausbildung seiner Jugend.» Die Berufsschau biete jungen Menschen «enorm viele Inspirationen» und verschaffe ihnen mit der praxisnahen Präsentation der verschiedenen Berufe sehr viele Aha- Momente. Der höchste Baselbieter dankte allen an der Berufsschau Beteiligten herzlich für deren wichtiges und grosses Engagement zugunsten der Berufsbildung. «Diese ist alles andere als ein Auslaufmodell», sagte Riebli. Im Gegenteil, Staat und Wirtschaft dürften in der Förderung und im weiteren Ausbau des dualen Berufsbildungssystems nicht nachlassen. In diesem Zusammenhang kritisierte Riebli auch die OECD, welche die im internationalen Vergleich zu tiefe Maturitätsrate unseres Landes kritisiere. Für diese Kritik hat der Landratspräsident kein Verständnis. «Nicht Titel und Diplome sind entscheidend, sondern fachliches Können. Unser Land braucht nicht noch mehr mittelmässige Akademiker, sondern mehr hochqualifizierte Fachkräfte», sagte Riebli. Die Berufsbildung ist für Peter Riebli die Taktgeberin für die Arbeitswelt der Zukunft. Mit der Feststellung: «Gute Berufsleute fallen nicht einfach vom Himmel, sondern man muss etwas dafür tun», schloss der Landratspräsident sein beherztes Plädoyer für die Berufsbildung. Junge sind Agenten des Wandels Der Prattler Gemeindepräsident Stephan Burgunder zeigte sich stolz, dass in seinem Ort eine «solch inspirierende Ausstellung» stattfindet. Für ihn sei die Berufsschau «wie eine Olympiade», die alle vier Jahre nach Pratteln komme. Er dankte der Wirtschaftskammer für deren Mut und Elan, einen derartigen Grossanlass Die Berufsbildung sei alles andere als ein Auslaufmodell, sagte Landratspräsident Peter Riebli. durchzuführen. Für Burgunder sind die Jungen zu jeder Zeit auch die «Agenten des Wandels» gewesen. Insofern sei es auch wichtig, dass die Berufsbildung mit gesellschaftlichen Veränderungen und Entwicklungen Schritt halte. Mit dem erfrischenden Einbezug von Social Media und der Digitalisierung setze die diesjährige Berufsschau die richtigen Akzente, zeigte sich Stephan Burgunder überzeugt. Marcel W. Buess AUSSTELLERAPERO – Am Ausstellerapéro wurde den Hauptakteuren der Berufsschau gedankt: den Berufsverbänden und den Lehrbetrieben. Karin Sauter, im dritten Lehrjahr als Zeichnerin EFZ, Fachrichtung Architektur, berichtete von ihren Erfahrungen als Lernende. Vom Legospielen zum Architekturstudium Am späten Nachmittag des ersten Berufsschautages wird jeweils den wichtigsten Akteuren gedankt – nämlich den Berufsverbänden und den Lehrbetrieben. Am diesjährigen Dankes apéro taten dies Wirtschaftskammerpräsident Andreas Schneider und Heinz Mohler, Leiter kantonale Hauptabteilung Berufsbildung. Ebenso zur Tradition gehört es, dass an diesem Apéro eine Vertreterin oder ein Vertreter der Lernenden das Wort ergreift. Heuer kam diese Rolle Karin Sauter zu. Sie absolviert derzeit das dritte Lehrjahr als Zeichnerin EFZ, Fachrichtung Architektur, in der Firma SBS AG smart building solutions in Liestal. Sie erfüllte die Aufgabe mit Bravour, obwohl «Reden halten» nicht unbedingt zu ihren Kernkompetenzen zähle, wie sie sagte. Während ihrer Ansprache war es auf alle Fälle mucksmäuschenstill – eine eher seltene Situation während Der Wirtschaftskammerpräsident Andreas Schneider bedankt sich am Ausstellerapéro bei der Rednerin Karin Sauter mit einem Strauss Blumen. Bild: mwb eines Apéros. In ihrer Kindheit spielte Karin Sauter leidenschaftlich mit Lego und entwickelte so ein Faible für die Konstruktion von Gebäuden und Fassaden, kurzum für die Architektur. Neben ihrer Lehre absolviert sie die Berufsmatur, um nach Lehrabschluss an der Fachhochschule Architektur studieren zu können. Für Karin Sauter ist die Berufslehre ein Prozess des Erwachsenenwerdens. Die grösste Persönlichkeitsentwicklung finde im ersten Lehrjahr statt, sagte Sauter. «Im ersten Lehrjahr ist man für den Lehrmeister wohl eher eine Belastung, man ist noch sehr unsicher, man muss erst einmal in der Arbeits- und damit in der Erwachsenenwelt ankommen.» Im zweiten Lehrjahr beginne die produktive Zeit – man könne selbständig arbeiten, verfüge über eine gewisse Sicherheit und habe auch das nötige Selbstvertrauen. Marcel W. Buess

8. November 2019 BERUFSSCHAU Standpunkt der Wirtschaft | 5 ANGETROFFEN BESUCH – Arzu und Tahir Ünlüyasar haben mit ihrem 15-jährigen Sohn Tamer die Berufsschau besucht. Für Tamer war es bereits das zweite Mal, da er bereits mit seiner Schulklasse dort war. Tamer Ünlüyasar auf Berufssuche Jessica Schmelzer, Lehrerin Jessica Schmelzer unterrichtet 13 und 14 Jahre alte Sekundarschülerinnen und -schüler in Birsfelden. An der diesjährigen Berufsschau nimmt sie mit insgesamt 19 Jugendlichen teil. An mindestens zwei Ständen müssten diese Interviews führen und sich eingehend über die präsentierten Berufsbilder informieren. Anschliessend würden dann in der Klasse diese Gespräche ausgewertet. Jessica Schmelzer hat schon mehrmals die Berufsschau in Pratteln oder in Liestal besucht. Sie findet diese Berufsplattform sehr gut und ist stets von neuem überrascht von den abwechslungsreichen, praxisnahen Präsentationen. Für ihre Schülerinnen und Schüler sei die Berufsschau ausserordentlich nützlich. mwb ANGETROFFEN Leandro Lang erklärt der Familie Ünlüyasar am Stand der Kaufleute den Ausbildungsweg vom Kaufmann zum Immobilienmakler. Bilder: mwb Ruth Fellino Müller, coiffure suisse An den letzten drei Berufsschauen pausierte coiffure suisse. Umso mehr freut sich ÜK-Leiterin Ruth Fellino Müller über die Teilnahme in diesem Jahr. Der Coiffeur-Beruf habe in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, so dass man heute auch viel Neues und Kreatives bieten könne. Zudem sei seitens des Branchenverbands viel in die Nachwuchsförderung investiert worden. Für Ruth Fellino Müller, die im Baselbiet auch als Chefexpertin EBA fungiert, bietet die Berufsschau eine ideale und einmalige Plattform. Angesichts des tollen Interesses seitens sehr vieler Schülerinnen und Schüler lohne sich auch der nicht zu unterschätzende zeitliche Aufwand für die Teilnahme an der Berufsschau. mwb ANGETROFFEN Johannes Darnuzer, Lehrer Die Sekundarschule Reigoldswil ist Teil eines gegenwärtig laufenden Pilotprojekts. Die insgesamt 15 Schülerinnen und Schüler von Lehrer Johannes Darnuzer sind mit je einem iPad ausgestattet, das auch beim Besuch in Pratteln eingesetzt wird. Jede Schülerin, jeder Schüler informiert sich an den jeweiligen Ständen über fünf Berufe. In der Nachbearbeitung sollen diese Berufsprofile mittels entsprechender Apps vertieft werden. Darnuzer ist sehr gespannt über den Verlauf dieses Projekts und den Umgang seiner Schülerinnen und Schüler mit der digitalen Welt. Für ihn ist es die dritte Berufsschau, welche er besucht. Er findet die konzentrierte Präsentation der Berufe ein «Superangebot». mwb Der 15-jährige Tamer Ünlüyasar besucht in Therwil die Sekundarschule Niveau A. Mit seinen Eltern und einem jüngeren Bruder wohnt er in Ettingen. Am vergangenen 24. Oktober besuchte er mit seiner Klasse zum ersten Mal die Berufsschau in Pratteln. Die Schülerinnen und Schüler mussten an diesem Donnerstag je drei Berufsbilder auswählen und sich über diese informieren. Tamer entschied sich für Immobilien-Makler, Kaufmann und Informatiker. Am darauffolgenden Samstag kam er erneut nach Pratteln – dieses Mal in Begleitung seiner Mutter Arzu Ünlüyasar und seines Vaters Tahir Ünlüyasar. Tamer will sich nun vertiefter über die drei Berufe informieren lassen. Vater blieb seiner Lehrfirma treu Die türkischstämmigen Eltern leben seit mehr als 25 Jahren in der Schweiz und sind inzwischen Schweizer Bürger. Vater Tahir ist 40 Jahre alt. In der Regent Beleuchtungskörper AG in Basel absolvierte er eine Logistikerlehre. Seiner Lehrfirma blieb er treu, arbeitete sich dort hoch und leitet heute die Logistikabteilung. Mutter Arzu ist 42 und wuchs in Hergiswil auf. In Luzern erlernte sie den Beruf einer Pflegeassistentin. Später holte sie die Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit nach. Sie arbeitet heute in der Orthopädie-Abteilung des Bruderholz-Spitals. Die Eltern finden es sehr wichtig, ihren Sohn Tamer bei dessen Berufswahl aktiv zu unterstützen. Letztendlich müsse er aber selber entscheiden, denn ihm einen Beruf aufzuwingen, wollen sie nicht. Sie sind begeistert von der Berufsschau und auch ein wenig überwältigt von der Vielfalt der präsentierten Berufe. Informatik steht zuoberst Tamer liebt das Schulfach Mathematik. Selbstverständlich besitzt er ein IPad und einen Laptop. Das Programmieren mache ihm Spass und Social- Media-mässig ist er mit Insta gram unterwegs. Der Rundgang führt die Familie zuerst zu den Informatik- Lehrbetrieben. Fabian Zeller, im vierten Lehrjahr bei der Zentralen Informatik der FKD Baselland, freut sich über das lebhafte Interesse von Tamer. Es bieten sich drei Richtungen an: Applikationsentwickler, Systemtechniker und Betriebsinformatiker – mit einer Lehrzeit von je vier Jahren. Fabian entschied sich für den Betriebsinformatiker. «Das sind Fachleute mit Aufgaben in der Systemtechnik und Software-Entwicklung.» Weiter geht es zum Stand der Kaufleute. Hier interessiert sich Tamer vor allem für den «Immobilien­ Kaufmann». Leandro Lang, Kaufmann mit eidg. Fähigkeitszeugnis, steht Red und Antwort. Er absolvierte die kaufmännische Lehre in der Firma Hehlen Treuhand AG und bildete sich anschliessend zum Treuhänder aus. Auch er ist seiner Lehrfirma treu geblieben. Tamer lernt, dass die kaufmännische Lehre für den Treuhänder und den Immobilienmakler die Basisausbildung darstellt. Schliesslich macht Familie Ünlüyasar noch einen Abstecher zum Stand von SwissBanking. Hier versucht Raphael Kammerer dem 15-jährigen Tamer eine Banklehre schmackhaft zu machen. Tamer wird die drei intensiven Informationsgespräche in Ruhe verarbeiten müssen. Im kommenden Januar wird er auf alle Fälle bei Regent, dem Arbeitgeber seines Vaters, zwei Schnuppertage absolvieren – einer in der Informatik, einer im kaufmännischen Bereich. Marcel W. Buess FAMILIE ÜNLÜYASAR Vater Tahir Ünlüyasar ist 40 Jahre alt und seit 26 Jahren in der Region Basel heimisch. Seit seiner Lehrzeit als Logistiker arbeitet er in der Regent Beleuchtungskörper AG in Basel, wo er heute die Logistik- Abteilung der Firma leitet. Die in Hergiswil aufgewachsene Mutter Arzu Ünlüyasar ist 42 Jahre alt, sie kam mit 12 Jahren in die Schweiz. Als gelernte Pflegeassistentin kam sie ins Bruderholz-Spital und absolvierte dort die Nachholbildung als Fachfrau Gesundheit. In dieser Funktion ist sie heute in der Orthopädie-Abteilung tätig. Der in der Schweiz geborene Tamer ist 15 Jahre alt und besucht die Sekundarschule Therwil im Niveau A. Familie Ünlüyasar ist ein Musterbeispiel einer hervorragend integrierten Familie mit Migrationshintergrund. mwb Am Stand von SwissBanking gibt Raphael Kammerer Auskunft. Fabian Zeller gibt Auskunft bei den Informatik-Lehrbetrieben. Mutter Arzu Ünlüyasar, Sohn Tamer und Vater Tahir.

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